IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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SCHULISCHE UMWELTERZIEHUNG IN DER BUNDE<strong>SR</strong>EPUBLIK DEUTSCHLAND<br />
so weitgehende curriculare Durchdringung aller Themen erreichen, daß der Umweltschutz als selbstverständlicher<br />
Bestandteil des Unterrichts dazugehört, wo immer das Sinn macht.<br />
In der didaktischen Literatur zur "Umwelterziehung" wurden die Fächer Geographie, Biologie,<br />
Chemie und Sozialkunde noch bis weit in die 80er Jahre hinein "Zentrierungsfächer" genannt, was<br />
ihre zentrale Bedeutung <strong>für</strong> die Umwelterziehung umschreiben soll. Sogenannte Komplementärfächer<br />
werden daneben gestellt: Physik, Technik/Werken, Haushaltslehre/Hauswirtschaft, Geschichte,<br />
Religion, Kunsterziehung, Deutsch. Diese Fächergruppe wird damit als eher randständig betrachtet.<br />
Die Fächer Philosophie, Musik, Textilgestaltung, Sport, Mathematik sowie die Sprachen fehlen in aller<br />
Regel gänzlich. Diese Einteilung der Fächer in <strong>für</strong> die Umwelterziehung "wichtige", "weniger<br />
wichtige" und "bedeutungslose" hat in den naturwissenschaftlichen Fächern zu erfreulichen Anstrengungen<br />
geführt, die Beteiligung und Entfaltung der anderen Fächer jedoch wenig gefördert, wenn<br />
nicht gar blockiert. Im Grunde wurde der alte Fortschrittsglaube von der Machbarkeit durch Naturwissenschaft<br />
in der schulischen Umwelterziehung fortgeschrieben . Diese Dominanz von Naturwissenschaft<br />
und Technik aber hat die Menschheit ja gerade in die Umweltkrise geführt. So wie der<br />
Glaube an die Machbarkeit aller Dinge unter dem Vorzeichen der Naturwissenschaften die Folgen<br />
des Tuns unterschätzte, Ethik, Verantwortung, religiöse Bindung über Bord warf, so sollte nun in der<br />
Umwelterziehung tedmisch-natmwissenschaftlich "repariert" werden. Man beschrieb fleißig die<br />
Symptome und forderte auf zum Bau von Ökoteichen. An die Wurzeln des schädigenden Umganges<br />
des Menschen mit der Natur ging diese Umwelterziehung kaum.<br />
Dieser Umstand ist erstaunlich, weil bereits auf der UNESCO-Konferenz in Tiflis 1977 gefordert<br />
worden war, daß "... Umwelterziehung als Katalysator oder als gemeinsamer Nenner bei einer Erneuerung<br />
des Bildungswesens dienen sollte". Damals war das Zusammenwirken aller Fächer betont<br />
worden; in der Empfehlung Nr. 1 stehen "Werthaltungen" und "Einstellungen" gleichberechtigt neben<br />
"Kenntnissen" und "praktischen Fähigkeiten". Auch der Beschluß der deutschen Kultusminister zur<br />
Umwelterziehung von 1980 sieht den Menschen in seiner ethischen Verantwortung: "Er darf seine<br />
Eingriffe nicht allein am kurzfristigen Vorteil <strong>für</strong> den heute lebenden Menschen orientieren. Er muß<br />
in der Verantwortung <strong>für</strong> die nachfolgenden Generationen die Ausgewogenheit zwischen Aneignung<br />
und Nutzung einerseits und Erhaltung und Schutz der Naturgrundlagen andererseits gewährleisten."<br />
Schlußfolgernd heißt es sodann: "Insofern ist Umwelterziehung ein fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip,<br />
das in gleicher Weise den naturwissenschaftlichen wie den gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Unterrichtsbereich durchdringt."<br />
3. Umwelterziehung neu definiert<br />
Sowohl die grundlegenden Aussagen von Tiflis (1977) als auch wesentliche Inhalte des Beschlusses<br />
der deutschen Kultusminister (1980) betonen Begriffe und Zusammenhänge, die insbesondere in<br />
Fächern wie Philosophie, Religionslehre, Geschichte und Deutsch behandelt werden. Es erscheint<br />
daher unverständlich, daß zwar seit mehr als 10 Jahren wichtige Forderungen aufgestellt sind - ausdrücklich<br />
die Gleichwertigkeit von naturwissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bildung -, ein breites,<br />
innovatives Gespräch hierüber aber noch nicht eingesetzt hat<br />
Die nicht-naturwissenschaftlichen Fächer sind größtenteils erst spät an die neue Aufgabe herangetreten,<br />
untätig waren sie aber nicht. Die Publikationsflut zur naturwissenschaftlichen Umwelterziehung<br />
hat bisher alles andere und alle anderen übertönt. Es wird nun Zeit, genauer hinzusehen und<br />
hinzuhören, um dem Ziel eines ganzheitlichen Bildungsansatzes näher zu kommen. Sicherlich ist<br />
auch ein anderer Aspekt <strong>für</strong> die Erklärung der bisherigen Entwicklung wichtig: Naturwissenschaftlich<br />
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