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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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VERANTWORTUNG DURCH POLITISCHEN KONSUM<br />

Herkunft der Waren verschleiert werde. Kurz danach meldete die Verbraucherzentrale Baden-<br />

Württemberg, daß bei Stichproben in Stuttgart mehr als SO Prozent der Einzelhändler Trauben aus<br />

Südafrika falsch gekennzeichnet hatten (Aengenvoort, 1989).<br />

Alternative Versicherungsbüros (Fairsicherungsläden) beklagen sich, wie schwierig es sei, bei der<br />

Vermittlung von Versicherungen neben den ökonomischen Interessen ihrer Kundschaft auch deren<br />

politische Ansprüche zu verwirklichen, denn "meist fließt das Kapital der Gesellschaften in ökologisch<br />

bedenkliche Produkte oder in Industrievorhaben in Südafrika" (vgl. Obertreis, 1988).<br />

Diese herausgegriffenen Beispiele <strong>für</strong> bemerkenswerte Marktprozesse stammen alle aus der jüngsten<br />

Vergangenheit. Bei aller Unterschiedlichkeit der Akteure, der Zielsetzungen oder der Methoden<br />

weisen sie Gemeinsamkeiten auf, die herauszuarbeiten sich lohnt:<br />

1) Theoretisch lassen sich alle genannten Beispiele unter dem Marktmodell fassen, in dem letztlich<br />

die Nachfrage das Angebot bestimmt. Das Prinzip, wonach alles, was nicht abgesetzt werden<br />

kann, irgendwann einmal auch nicht mehr hergestellt und vertrieben werden kann, ist die Basis <strong>für</strong><br />

alle strategischen Überlegungen, die die Marktmacht der Verbraucher in Kraft setzen wollen, um<br />

•i (<br />

Anbieterverhalten zu verändern. Damit diese Form der Anbieterbeeinflussung funktioniert, müssen<br />

allerdings zahlreiche begünstigende Faktoren zusammenkommen, mindestens aber folgende:<br />

- es muß sich idealerweise um ein Thema handeln, das bei einer genügend großen <strong>Konsum</strong>entengruppe<br />

ein starkes Engagement auslösen kann;<br />

- es sollte eine Kooperationsmöglichkeit oder gar Interessenidentität mit meinungsbildenden <strong>Institut</strong>ionen/Personen<br />

möglich sein;<br />

- es müssen <strong>für</strong> die Verbraucher echte Handlungsalternativen existent, verfügbar und "erschwinglich"<br />

sein;<br />

- der betroffene Anbieter muß ein Mindestmaß an Sensibilität gegenüber imagerelevanten öffentlichen<br />

Diskussionen zu diesem Thema aufweisen.<br />

Es wäre deshalb wohl voreilig, die obigen Beispiele einer gelungenen Anbieterbeeinflussung <strong>für</strong><br />

eine späte Re-Legitimation des Marktmodells zu nehmen. Die Zahl der mißglückten Versuche ist<br />

sehr viel größer einzuschätzen als die Anzahl der gelungenen Aktionen. Das Instrumentarium der<br />

Anbieter zur Beeinflussung der Nachfrage ist nach wie vor ungleich entwickelter als umgekehrt. Außerdem<br />

bedarf es zu einer qualitativen Wirksamkeit des Marktmodells eben auch qualitativer Kriterien,<br />

die von außen kommen müssen, da sie im rein auf die Systemgesetze der Ökonomie ausgelegten<br />

Modell nicht angelegt sind. Dies führt zu einer zweiten bemerkenswerten Gemeinsamkeit:<br />

2) Das zugrundeliegende Verbraucherleitbild entspricht immer weniger dem (sowieso irrealen)<br />

Bild eines "homo oeconomicus", der auf rationalem Wege einen optimalen individuellen ökonomischen<br />

Nutzen anstrebt, sondern zunehmend dem Bild eines "sozial verantwortlich handelnden" Verbrauchers,<br />

der die gesellschaftlichen Folgen seines privaten <strong>Konsum</strong>s berücksichtigt oder anstrebt,<br />

sein Verbraucherhandeln so auszurichten, daß ein positiver sozialer Wandel gefördert wird. Der gängige<br />

Versuch zur Erklärung derartigen Handelns bestand in der Bundesrepublik im Aufspüren entsprechender<br />

Bewußtseinsstrukturen und Wertesysteme bei Verbrauchern, wobei bisher das Umweltbewußtsein<br />

im Vordergrund stand (vgl. exemplarisch Adlwarth/Wimmer, 1986). Im deutschsprachi-<br />

1 Es muß dabei übrigens nicht immer gleich um Boykottmaßnahmen gehen; alle Formen des Kauf-, Nutzungsoder<br />

Artikulationsverhaltens von <strong>Konsum</strong>enten können wichtig sein.<br />

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