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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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ÜBER DEN ZUSAMMENHANG ZWISCHEN UMWELTBEWUBTSEIN UND LEBENSSTANDARD<br />

nicht mehr auf, so daß die Produktion sich an die Position der Verbraucher anpassen muß, wenn die<br />

Umweltschädigung rückgängig gemacht werden soll. Nehmen wir als Beispiel, daß Verbraucher sich<br />

an einen bestimmten Qualitätsstandard gewöhnt haben, selbst bei einem so simplen Produkt wie dem<br />

Toilettenpapier. Wenn Verbraucher einen Qualitätsstandard erst einmal als angenehm, nötig, ja<br />

selbstverständlich empfinden, also etwa auf gehobene Qualitätsmerkmale wie besondere Reißfestigkeit,<br />

Weichheit und Dicke nicht mehr verachten mögen, so wird der Eindruck, daß Recyclingpapier<br />

diesem Standard nicht genügt, selbst dann inhibierend wirken, wenn er falsch sein sollte. Das wird<br />

dazu beitragen, daß Recyclingpapier nicht angenommen wird; und dann braucht es Zeit, bis die Produktion<br />

sich angepaßt hat oder die Verbraucher zutreffend informiert worden sind (Scherhorn,<br />

1988).<br />

Die Korrektur von Umweltschäden geht häufig nach diesem Muster vor sich: Die Produktion paßt<br />

sich an die Position, an die Standards der Verbraucher an. Das gleiche ist etwa der Fall, wenn umweltfreundlichere<br />

Waschmaschinen entwickelt werden, die so konzipiert sind, daß Verbraucher ihre<br />

zentralen Waschgewohnheiten nicht aufgeben müssen. Dies ist sicherlich der leichtere Weg. Aber es<br />

ist nicht der einzige. Das Umweltbewußtsein kann auch in dem Sinne in den Lebensstandard Eingang<br />

finden, daß Verbraucher Positionen räumen, die sie bereits eingenommen haben. Das hängt sehr davon<br />

ab, ob es sich im Einzelfall um eine zentrale oder eine periphere Position handelt. Denn je zentraler<br />

eine Position ist, desto schwieriger wird es <strong>für</strong> die Verbraucher sein, sie zu räumen.<br />

Doch selbst <strong>für</strong> periphere Positionen gilt, daß sie nur geräumt werden, wenn der Verbraucher<br />

nicht das Gefühl hat, er müsse auf etwas verzichten, sondern wenn er das Gefühl haben kann, er<br />

werde etwas gewinnen. Das wird meist kein Gewinn an Komfort sein, besteht umweltschonendes<br />

Verhalten doch im allgemeinen eher darin, einige Handgriffe oder Schritte mehr zu tun, mehr eigene<br />

Zeit und/oder Kraft aufzuwenden, sich mehr den Unbilden der Witterung auszusetzen usw. Aber gerade<br />

darin kann auch ein Gewinn liegen: an Körperbewußtsein, Lebensfreude, sozialen Kontakten,<br />

Naturverbundenheit, selbstverantwortlicher Lebenseinstellung zum Beispiel Hier liegt die wohl<br />

wichtigste Aufgabe einer Umweltpolitik, die versuchen will Verbrauchern das Räumen von Positionen<br />

nahezubringen. Es muß ihr gelingen, den Verbrauchern zu zeigen, daß sie dadurch gewinnen<br />

können.<br />

Sicher ist das voller Probleme und Schwierigkeiten. Aber wieviel ist eigentlich mit einer Umweltpolitik<br />

geholfen, die unverändert von der Grundannahme ausgeht, daß die Menschen sich positional<br />

verhalten, also nicht bereit sind, einmal erreichte Positionen aufzugeben? Man kann dann gar nicht<br />

anders, als umweltbewußtes Handeln durch zusätzlichen Aufwand zu fördern, der den einzelnen das<br />

Aufrechterhalten ihres positionalen Denkens und Handelns erleichtert, weil er ihnen einen Positionsgewinn<br />

ermöglicht: Jetzt kann ich eine ganz fortschrittliche neue Waschmaschine kaufen, die zusätzliche<br />

umweltschonende Programme eingebaut hat... Ist dadurch auf die Dauer etwas <strong>für</strong> die Rettung<br />

der Umwelt gewonnen?<br />

Mir scheint, man muß immer wieder nach der Chance suchen, daß Positionalität abgebaut wird,<br />

damit die Versorgung der Menschen mit Gütern nur in dem Maße zunimmt, das funktional notwendig<br />

ist. Eine ungebrochene Zunahme der Versorgung mit <strong>Konsum</strong>gütern würde ja auch dann, wenn<br />

diese "umweltfreundlicher" sind als bisher, dazu führen, daß die Umweltbedingungen sich insgesamt<br />

weiter verschlechtern. Aber ist es überhaupt denkbar, daß Positionalität abgebaut wird? Das würde<br />

beispielsweise <strong>Konsum</strong>einschränkung bedeuten, oder, ein anderes Beispiel, die Nutzung von Gemeinschaftseinrichtungen.<br />

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