IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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GERHARD SCHERHORN<br />
Ich möchte anhand dieser beiden Beispiele meine Auffassung erläutern: Was wir über das <strong>Konsum</strong>entenverhalten<br />
wissen, berechtigt uns nicht zu der Annahme, es sei unmöglich oder extrem unwahrscheinlich,<br />
daß <strong>Konsum</strong>enten zugunsten der Umwelt Positionen revidieren oder auch Positionalität<br />
schlechthin abbauen. Es ist einfach schwierig - so schwierig wie die Einführung von Neuerungen<br />
immer ist.<br />
<strong>Konsum</strong>einschränkung bedeutet, daß man Energie spart, das Auto seltener benutzt, weniger Wasser<br />
verbraucht, nicht mehr jeden Tag Fleisch ißt, aber auch, daß man ganz generell Vorstellungen<br />
darüber abbaut, ein bestimmtes Quantum und eine bestimmte Qualität an Gütern sei nötig, das<br />
Wohlbefinden oder gar der Selbstwert hänge vom Güterverbrauch ab. <strong>Konsum</strong>einschränkung ist deshalb<br />
möglich, weil es möglich ist, daß Menschen einen Gewinn davon haben und das erkennen. Schon<br />
im gesundheitlichen Sinne hat man einen Gewinn davon, daß man nicht jeden Tag Fleisch ißt oder<br />
daß man häufiger Fahrrad fährt.<br />
Aber ich will auf etwas anderes hinaus. Der Gewinn kann vor allem in intrinsischer Befriedigung<br />
bestehen. Das ist in einem doppelten Sinne gemeint. Zunächst einmal kann das Bemühen, sich in seinen<br />
<strong>Konsum</strong>aktivitäten umweltschonend zu verhalten, intrinsisch motiviert sein. Intrinsisch motiviert<br />
wird eine Aktivität genannt, wenn sie von der Befriedigung darüber angetrieben ist, sich mit einer<br />
Aufgabe oder Situation kompetent und selbstbestimmt auseinanderzusetzen (Deci, 1975). Die umweltgerechte<br />
Einschränkung einer <strong>Konsum</strong>aktivität kann in diesem Sinne intern stimuliert sein, weil<br />
sie dem <strong>Konsum</strong>enten wegen der Sinnhaftigkeit des damit verfolgten Ziels Freude macht, wodurch<br />
die Einschränkung zu seiner eigenen Sache wird, zu einer Aufgabe, an die er selbstbestimmt und<br />
kompetent herangeht. Es mag hinzukommen, daß der <strong>Konsum</strong>ent sich mit anderen in der Verfolgung<br />
des Ziels der Umweltschonung einig weiß und Befriedigung darin findet, mit ihnen zusammenzuarbeiten.<br />
Darüber hinaus aber spricht einiges da<strong>für</strong>, daß die Revision eines positional begründeten Güteraufwands<br />
auch <strong>für</strong> sich genommen einen Gewinn in sich tragen kann. Denn die intrinsische Motivation<br />
einer Aktivität wurde durch positionalen Aufwand unterminiert. Man ist nicht zugleich intrinsisch,<br />
also zu autonomem Handeln motiviert, und von externen Stimuli angetrieben, also extrinsisch<br />
motiviert. Die Abhängigkeit von einer relativen Position aber, wie sie durch die Gewöhnung an materiellen<br />
Aufwand, an Komfort und an Qualitätsstandards symbolisiert wird, bedeutet ein Angetriebensein<br />
durch externe Stimuli, also ein heteronomes Verhalten. Intrinsische Motivation wird<br />
durch externe Stimuli unterminiert, wenn diese verhaltensbestimmende Kraft haben (Deci & Ryan,<br />
1985, S. 201 ff). Ein Abbau externer Stimuli, also auch die Revision positionaler Vorstellungen über<br />
angemessenen Aufwand, kann daher die intrinsische Motivation von <strong>Konsum</strong>aktivitäten erhöhen. Das<br />
Mehr an intrinsischer Befriedigung wird dann als Gewinn empfunden.<br />
In einer noch nicht abgeschlossenen Untersuchung gehe ich diesem Zusammenhang am Beispiel<br />
von Freizeitaktivitäten nach. Es sind dies ja Aktivitäten, die ihrer Art nach dazu angelegt sind, intrinsisch<br />
motiviert zu sein, also um ihrer selbst willen ausgeübt zu werden (de Grazia, 1962). Und in der<br />
Tat haben wir Anzeichen da<strong>für</strong> gefunden, daß die intrinsische Befriedigung bei jenen <strong>Konsum</strong>enten<br />
geringer ist, die den mit der Aktivität verbundenen (positionalen) Güteraufwand höher bewerten, und<br />
daß sie bei jenen <strong>Konsum</strong>enten größer ist, <strong>für</strong> die die Güterausstattung eine geringere Bedeutung<br />
hat.<br />
Ahnlich wie die individuelle <strong>Konsum</strong>einschränkung kann auch die Nutzung von Gemeinschaftseinrichtungen<br />
mit einem Gewinn verbunden sein. Zwar zeigt die Lebenserfahrung, daß beispielsweise<br />
die gemeinschaftliche Nutzung von Einrichtungen zum Wäschewaschen, wie es sie früher in vielen