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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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KONSUM, SOZIALE UNGLEICHHEIT UND UNGLEICHHEIT IN DER DRITTEN "WELT"<br />

'Basiswissen' weiter, dessen treibende Kräfte die soziale Gleichheit der Gemeinschaft und die Konservierung<br />

des Überschusses waren.<br />

Die Nahrungsmittelnot ist nun ein soziales Phänomen, dessen Gründe geschichtlich erwiesen sind,<br />

und das innerhalb des 'Spiels der Interdependenzen zwischen Nord und Süd' eine neue Interpretation<br />

benötigt Im Grunde genommen ist es nicht gelungen, eine Verbindung zwischen dem Versorgungswirtschaftssystem<br />

herzustellen, das sich auf eine konsolidierte Erfahrung des kollektiven und programmierten<br />

<strong>Konsum</strong>s stützte, und einer 'Mischwirtschaft', in der 'Versorgung 9 und 'Markt' nebeneinander<br />

existieren könnten, unter der Bedingung, daß der 'Apassungsprozeß' zu stärker untergliederten<br />

und nach außen hin offenen Organisationsformen sich auf der Basis kollektiver Spontanität<br />

entwickelt hätte (autozentrierte Entwicklung).<br />

Was aber in diesen Wirtschaftsformen nicht funktionierte, waren eben die Marktmechanismen.<br />

Zur Zeit der Kolonialherrschaft wurde die Zergliederung der Versorgungswirtschaft systematisch<br />

aufgezwungen. Die Kleinbauern waren gezwungen, Exporterzeugnisse zu produzieren, die <strong>für</strong> einen<br />

ihnen selbst unsichtbaren Markt bestimmt waren. So verbreiteten sich die Monokulturen von<br />

Erdnuß, Baumwolle etc. mit einer wirtschaftlichen und sozialen Rückwirkung gleich Null auf das<br />

Ursprungsgebiet. Zu diesem Zeitpunkt begannen jene Degenerationsprozesse, die sich weiter<br />

verschärften, als die neuen Staaten ihre Existenz durch einen Platz in den internationalen<br />

Handelsbeziehungen wirtschaftlich absichern wollten, indem sie Monokulturpraktiken zur<br />

Entwicklungsbasis machten. Entweder aus Ideenmangel oder infolge äußerer Zwänge führten die<br />

neuen Machthaber in den EL, vor allem in Afrika, eine marktorientierte Politik der Rohstoffnutzung<br />

fort, die einen tiefgreifenden Spaltungsprozeß zwischen privilegierten Interessengruppen (Politiker,<br />

Beamte, eine kleine Unternehmerschicht) und der wachsenden Zahl der Armen in Stadt und Land<br />

hervorbrachte. Die soziale Verarmung war nun die Konsequenz eines Entwicklungsmodells, das mit<br />

Beihilfe der neuen sozialen Eliten in die Profit- und <strong>Konsum</strong>treiberei der Länder der 'Ersten Weif<br />

integriert war.<br />

Der Sahel, eine der ökologisch am stärksten geschädigten Zonen der Welt, hat in dieser Hinsicht<br />

exemplarische Bedeutung. Die Dürrezeiten, die sich seit 1972 häuften, treffen ein riesiges Gebiet, das<br />

schon im Produktions- und Organisationsbereich von einer tiefen Krise betroffen war. Es fehlten die<br />

Abwehrmechanismen, die es den auf dem Gebiet verstreuten Völkerschaften früher erlaubt hatten,<br />

derartigen Notsituationen zu widerstehen^. Wenn das Gleichgewicht Mensch - Kultur - Umwelt einmal<br />

zerstört ist, tritt das ganze Reproduktionssystem in eine Strukturkrise ein, die den bestehenden<br />

Sozialgruppen keine Überlebenschance läßt.<br />

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit Orientierungsmodelle herausgearbeitet<br />

werden können, damit der '<strong>Konsum</strong>' als Existenzminimum im Kampf gegen Hunger und sozialen<br />

Verfall verstanden werden kann.<br />

6 Gerade im Sahelgebiet hatte sich im Laufe der Jahrhunderte ein Handelssystem des Warenaustauschs unter<br />

Nomadenvölkern, transhumanten (halbnomadischen) und seßhaften Völkern und ein äußerst wirksames System<br />

der Überschußregelung herausgebüdet.<br />

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