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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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6<br />

INGO BRAUN<br />

(Hersteller) und <strong>Konsum</strong> (Verbraucher) zugrunde. Problematisches <strong>Konsum</strong>verhalten wird meist mit<br />

dem strukturellen Machtgefälle im Verhältnis Industrieunternehmen/Haushalte in Verbindung gebracht.<br />

Den Verbrauchern wird dabei die Rolle des Opfers, den Herstellerfirmen die des Täters zugewiesen,<br />

zu der sie ökonomische Angebotsmacht (fehlende Produktalternativen) und mit ihr eng<br />

verknüpft, kulturelle "Verführungsmacht" (Werbung) befähigt. Die Plausibilität solcher Sichtweisen<br />

verringert sich jedoch in dem Maße, indem sich auch die Privathaushalte als Unternehmungen begreifen<br />

lassen, die mit Hilfe des häuslichen Geräteparks unter quasi-industriellen Bedingungen Güter<br />

produzieren und <strong>Konsum</strong>arbeit leisten. Demnach unterliegen die Privathaushalte ähnlichen Zwängen<br />

wie Industrieunternehmen, aber sie besitzen auch ähnliche Möglichkeiten, etwas zu "unternehmen",<br />

insbesondere in Richtung eines umweltschonenden <strong>Konsum</strong>s.<br />

Durch eine derartige Betonung des <strong>Konsum</strong>vollzugs wird man nun ganz generell im Hinblick auf<br />

Fragen zur "Ökologie im Haushalt" den gesellschaftlichen Einrichtungen eine größere Bedeutimg<br />

einräumen, die - wenn man so will - quer zum Hersteller/Verbraucher-Verhältnis wichtige<br />

Gewährleistungsfiinktionen <strong>für</strong> den privaten <strong>Konsum</strong> innehaben. Solche Funktionen übernehmen in<br />

erster Linie technische Infrastruktursysteme (Stromversorgung, Wasserver- und -entsorgung), aber<br />

auch eine ganze Reihe nicht-technischer <strong>Institut</strong>ionen und Verbände wie das Normungs- und Versicherungswesen,<br />

die Stiftung Warentest und andere Organisationen der "Verbrauchervertretimg".<br />

Wie eng Veränderungen des <strong>Konsum</strong>verhaltens mit gerätetechnischen und kulturellen Entwicklunglinien<br />

verwoben sind und welche Rolle insbesondere technische Infrastrukturen dabei spielen,<br />

soll im folgenden am Beispiel der Waschmaschinen illustriert werden.<br />

Es gibt sicher nur wenige mit den Waschmaschinen vergleichbare Verbrauchertechniken, deren<br />

Verwendung den Verbrauchern so große ökonomische und ökologische Einsparungen ermöglichte<br />

und die selbst so nachhaltig wie die Waschmaschinen verbessert worden sind. Im Vergleich zu<br />

waschmaschinenlosen Zeiten reduzieren die Waschautomaten den Arbeitsaufwand beim Waschen<br />

auf ca. ein Zehntel. Im Vergleich zu den Maschinen der 60er Jahre wiegen die heutigen Geräte nur<br />

noch die Hälfte, benötigen nur die Hälfte Strom und verbrauchen nur ein Viertel soviel Wasser und<br />

Waschmittel. Dennoch haben sich die Arbeitsmühen <strong>für</strong> das Wäschewaschen nicht verringert - die<br />

effektiven Umweltbelastungen sind gestiegen.<br />

Der erste Teil des Aufsatzes wird sich mit dieser scheinbar paradoxen Entwicklung befassen. In<br />

einem historischen Rückblick wird zunächst nachgezeichnet, wie in einem sich selbstverstärkenden<br />

Wechselspiel von technischen und kulturellen Faktoren eine <strong>Konsum</strong>spirale in Gang kam, durch die<br />

mögliche Einsparungen und Umweltentlastungen im Bereich des häuslichen Wäschewaschens überkompensiert<br />

wurden.<br />

Der zweite Teil wird die technischen Infrastrukturen des <strong>Konsum</strong>guts "Waschmaschine" beleuchten.<br />

Dabei soll zunächst gezeigt werden, inwieweit der Betrieb von Waschmaschinen insbesondere<br />

von dem Betrieb und den Eigenarten ihrer netztechnischen Infrastrukturen abhängig ist. Entlang eines<br />

grob differenzierten Ökologieschemas wird dann erneut die Geschichte des häuslichen Waschens<br />

betrachtet, diesmal jedoch unter Einbezug der technischen Hintergrundsysteme. Hieraus ergibt sich,<br />

daß mit der Technisierung des häuslichen Waschens und dem Aufbau entsprechender Infrastrukturen<br />

die ökologischen Zusammenhänge des Waschens einer zunehmenden sozial-räumlichen und<br />

temporalen Spreizung unterlagen, durch die die ökologischen Probleme des Waschens von den<br />

Verbrauchern abgekoppelt wurden. Auf diesen Zusammenhang baut schließlich die zentrale These,<br />

daß erst die infrastrukturbedingte Spreizung der Waschökologie die <strong>Konsum</strong>spirale im Bereich "Waschen"<br />

mit all ihren Auswirkungen ermöglichte.

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