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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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TECHNISCHE INFRASTRUKTUREN DER KONSUMARBEIT AM BEISPIEL DES WÄSCHEWASCHENS<br />

wicklung und Verbreitung stromsparender Waschmaschinen oder die Entwicklung energie- und rohstoffsparender<br />

Produktionsverfahren in der Waschmittel- und Textilherstellung.<br />

Die Technisierung des Waschens und die rasche Verbreitung der Waschmaschinen ab Beginn der<br />

60er Jahre ist insgesamt von einer fortschreitenden Verlagerung der involvierten Naturzusammenhänge<br />

von der Mikro- auf die Meso-Ebene und von hier aus auf die Makroebene begleitet. Man hat<br />

es hier also mit einer sicher auch <strong>für</strong> andere Verbrauchsgüter typischen Spreizungstendenz zu tun,<br />

die sich in einer sozial-räumlichen Trennung der umweltbelastenden Technik und ihrer Betreiber von<br />

den technikbelasteten Umwelten und der von ihnen Betroffenen niederschlägt.<br />

Die Ankopplung von Verbrauchertechnik an technische Infrastrukturen bedeutet demnach die<br />

Abkopplung der <strong>Konsum</strong>enten von den Umweltproblemen, die der <strong>Konsum</strong> bereitet. Erst der Aufbau<br />

umfangreicher Infrastruktursysteme und der Anschluß der Haushalte an diese Systeme eröffnet -<br />

so die abschließende These - den Spielraum <strong>für</strong> die eingangs nachgezeichnete <strong>Konsum</strong>spirale. Über<br />

längere Zeiträume betrachtet scheint damit die Funktion von technischen Infrastrukturen im vollen<br />

Doppelsinn von Entsorgungseinrichtungen widersprüchlich zu werden.<br />

Generell ist hierzu festzuhalten, daß technische Infrastrukturen großer räumlicher Erstreckung<br />

("Netze"), im wesentlichen also die Energieversorgungs-, Wasserversorgungs-, Kommunikations- und<br />

Verkehrsysteme, überhaupt erst den Korridor <strong>für</strong> die umfassende und bis heute ungebremste Technisierung<br />

der Haushalte aufgestoßen haben, cLh. die massenhafte und dezentrale Nutzung von "kleiner",<br />

insbesondere maschineller Technik <strong>für</strong> den Privatgebrauch erschlossen. Materiell kann ihre Funktionsweise<br />

als räumliche Verdichtung (Abwasser) oder Distribution (Energie) ungleich verteilter natürlicher<br />

Ressourcen und ökologischer Belastungen beschrieben werden. Für die Verbraucher bedeutet<br />

der Anschluß an technische Infrastrukturen, daß der Horizont der von ihnen fäktisch beanspruchten<br />

natürlichen Grundlagen in entsprechendem Maße ausgeweitet wird (vgl. Joerges 1988).<br />

Technische Infrastrukturen erbringen ihre Unterstützungsleistungen <strong>für</strong> die <strong>Konsum</strong>arbeit weitgehend<br />

im Verborgenen, d.h. ihre Risiken, die gesellschaftlichen Ressourcen, die sie binden, und die<br />

Probleme, die ihr Management aufwirft, sind auf der Seite ihrer Nutzer nicht angemessen repräsentiert:<br />

Im alltäglichen Umgang mit technischen Infrastrukturen, d.h. in aller Regel im Umgang mit<br />

Verbrauchertechnik, weiß man sie zu nutzen und kann sich ansonsten darauf verlassen, daß es sie<br />

gibt. Typischerweise richten sich deshalb auch technikkritische Protestbewegungen auf kompakte<br />

Teilsysteme von Infrastruktursystemen (Kraftwerke), nicht jedoch auf die technischen Infrastrukturen<br />

als solche oder gar auf den eigenen Haushaltsgerätepark, der an sie angeschlossen.<br />

Eine wesentliche Aufgabe technischer Infrastruktureinrichtungen scheint damit die Gewährleistung<br />

einer ganz spezifischen Verbraucheroption zu sein, nämlich der, so tun zu können, als ob der<br />

Strom aus der Steckdose komme, oder - um es auf den eingangs problematisierten Produktbegriff zu<br />

beziehen - als ob es sich bei Technikprodukten um monadische Gegenstände handele.<br />

Technologiepolitik: Eine Schnittstelle von Verbraucher- und Umweltpolitik?<br />

Umwelt- und verbraucherpolitisch ist aus der Geschichte der Waschtechnik folgende Lehre zu<br />

ziehen: Je "tiefer" insbesondere maschinelle Techniken in den Alltag eingelagert und je umfassender<br />

und komplexer dabei die industriellen, regulativen und vor allem die netztechnischen <strong>Institut</strong>ionen<br />

werden, die im Verwendungshintergrund den alltäglichen Technikeinsatz gewährleisten, umso mehr<br />

verringern sich die subjektiven Betroffenheiten und die objektiven Einflußchancen, die in Bezug auf<br />

anfallende Umweltbelastungen bei den Technikverwendern - den Verbrauchern also - bestehen.

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