IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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Rudolf Leineweber<br />
ÖKOLOGISBERUNG ETABLIERTEN INDUSTRIEMANAGEMENTS<br />
VON AUßEN?<br />
Wir haben von den Tierversuchsgegnern Berlin e.V. bei dem Chemie-Unternehmen Schering den<br />
Versuch unternommen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Das lief zunächst über die formale<br />
Ebene der Gegen- oder Alternativaktionäre, und wir haben da ein gewisses Ergebnis zu verzeichnen,<br />
worüber ich Ihnen berichten möchte. Meine Darstellung - ich möchte das nochmal betonen - ist lediglich<br />
ein Bericht ohne theoretische Abstraktionen und möglichst ohne Bewertung. Der Grund: Die<br />
Zusammenarbeit läuft seit 1984 mit der Fa. Schering und hat inzwischen zu konkreten Vereinbarungen<br />
geführt. Dieser Vereinbarung entsprechend wird ein von den Tierversuchsgegnern Berlin e.V.<br />
vorgeschlagenes Ersatzverfahren zum Draize-skm-irritancy-Test von der Schering AG gefördert. Ich<br />
weiß nicht, ob jeder hier im Saal sich etwas unter diesem Test vorstellen kann; bei der bekannteren<br />
und brutaleren Version werden in Kaninchenaugen Substanzen in die Augen geträufelt solange, bis<br />
Erblindung eintritt, und dann gilt die Substanz als 'giftig'. Dieses Verfahren wird in abgeschwächter<br />
Form <strong>für</strong> die Hautpartikel angewandt und vorzugsweise an kleinen Säugern, Nagern, Meerschweinchen<br />
und ähnlichen Tieren vorgenommen. Der Test ist im Grunde aber vollständig unsinnig,<br />
weil der Hautaufbau, die Anzahl der Haare pro Quadratmillimeter usw. vollständig unvergleichbar<br />
mit der Beschaffenheit der menschlichen Haut ist. Das heißt z.B., daß die Infiltration in unsere Hautschichten<br />
überhaupt nicht übertragbar ist. Eine Alternative zu diesem brutalen Testverfahren soll<br />
unter Verwendung menschlicher Zellkulturen weiterentwickelt werden, und dieses Projekt wird von<br />
der Firma Schering mit 500.000,-- DM in den nächsten Jahren finanziert.<br />
Ein Exkurs ganz kurz zur Terminologie: Unter einem Tierversuch wird das Experiment am<br />
Ganztier ebenso verstanden wie Experimente, die als "Rohstofflieferanten" das Labortier zur Voraussetzung<br />
haben. Als Ersatz- oder Alternativmethoden verstehen wir Experimente mit Zellinien, Zellkulturen<br />
etc., also Experimente an schmerzfreier Materie, vorzugsweise mit Humanzellen und Operationsabfällen.<br />
Tierversuche werden z.B. in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, der Medizin,<br />
der Kosmetik, der Waschmittelindustrie, der Rüstungsindustrie, der universitären Forschung, bei den<br />
Max-Planck-<strong>Institut</strong>en durchgeführt. Der Umfang, in dem Tierversuche als Testverfahren zur<br />
Anwendung kommen, ist gut zu veranschaulichen, wenn man sich vor Augen führt, daß weltweit ca.<br />
alle 3 Minuten eine neue chemische Substanz synthetisiert wird.<br />
Chronologie der Aktivitäten der Tierversuchsgegner Berlin bei der Schering AG<br />
Anhand von Auszügen aus unseren Redebeiträgen auf den Hauptversammlungen der Schering<br />
AG seit 1985 möchte ich Ihnen die Schwierigkeiten eines Versuchs verdeutlichen, auf das Industriemanagement<br />
von außen durch eine ökologisch orientierte Gruppierung Einfluß zu nehmen. Ich will<br />
sie nicht mit den vollständigen Hauptversammlungsbeiträgen belasten, sondern lediglich Auszüge<br />
vortragen, damit Ihnen die Entwicklung seit 1985 verständlich wird. Ich weiß nicht, wie weit Ihnen die<br />
Hauptversammlungsprozeduren geläufig sind. Es ist nach dem deutschen Aktienrecht zulässig, unabhängig<br />
davon, wieviele Anteile man an einer Gesellschaft hält, einen Beitrag zu leisten. Dieser Bei-<br />
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