IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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Harald Neitzel<br />
INFRASTRUKTUR FÜR EINEN ÖKOLOGISCHEN KONSUM<br />
12 begründete Thesen<br />
1.Die Forderung nach einem "ökologischen <strong>Konsum</strong>" unterstellt eine Souveränität und einen<br />
Handlungsspielraum umweltbewußter <strong>Konsum</strong>enten. In diesem Sinne können <strong>Konsum</strong>entscheidungen<br />
der Verbraucher als ein umweltpolitisches Instrument betrachtet werden.<br />
Begründung: Ökologischer <strong>Konsum</strong> ist sicherlich nicht zu erzwingen, sondern nur als altruistisch<br />
geprägtes Verhalten im Rahmen freier Entscheidungen denkbar. Gegen dessen Aufwertung dessen<br />
als erfolgsversprechende Strategie im Umweltschutz werden im wesentlichen drei Einwände<br />
hervorgebracht:<br />
- Der Anteil der <strong>Konsum</strong>enten an der Umweltbelastung ist im Vergleich zu Industrie, Gewerbe,<br />
Staat oder Landwirtschaft eher unbedeutend,<br />
- anstelle von Appellen sollte die konsumorientierte Umweltpolitik vor allem mit effizienten Ge- und<br />
Verboten geregelt werden,<br />
- die erschließbaren ökologischen Handlungsmöglichen sind zu gering um wirksame Umweltschutzeffekte<br />
zu erbringen.<br />
Zur Empirie der dem privaten Verbrauch zuzuordnenden Umweltbelastungen und umweltgerechten<br />
Verhaltensweisen sei auf ausgewählte Literatur verwiesen 1. Die Wahl der Instrumente<br />
schließlich ist nicht "frei", sondern auf dem Hintergrund des politisch Durchsetzbaren, des rechtlich<br />
Zulässigen, des in den Folgen Zumutbaren und des von der Sache her Erreichbaren zu entscheiden,<br />
was im folgenden zu erläutern sein wird. Die verbrauchernahe, konsumorientierte Umweltpolitik hat<br />
dabei vor allem die besonderen Abstimmungsprozeduren der produktbezogenen Umweltpolitik im<br />
Rahmen der europäischen Gemeinschaften (Vermeidung nicht-tarifärer Handelshemmnisse) zu beachten<br />
2.<br />
2. Aufgabe staatlicher Umweltpolitik muß es daher auch sein, Rahmenbedingungen <strong>für</strong> umweltschutzorientierte<br />
<strong>Konsum</strong>handlungen zu schaffen, <strong>für</strong> den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur<br />
zu sorgen. Dies gilt allerdings auch <strong>für</strong> die gesellschaftlichen Aktoren.<br />
1 Die dem <strong>Konsum</strong> zuzuordnenden Umweltbelastungen sind am umfassendsten bisher in der Antwort der Bundesregierung<br />
zum Thema "<strong>Konsum</strong> und Umwelt - Informations- und Beratungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher, Bundestags - Drucksache 11/2527 (Umwelt Nr. 8/1988) zusammengefaßt. Hinsichtlich<br />
weiterer Literatur wird auf die Bibliographie zur Umweltberatung, Stand Mai 1988, hrsg. vom Umweltbundesamt<br />
und dort anzufordern (Bismarckplatz 1,1000 Berlin 33), verwiesen.<br />
2 s. Litzmann, K, Die einheitliche Europäische Akte. Die neuen Umweltbestimmungen im EWG-Vertrag, in:<br />
Rengeling (Hg.), Europäisches Umweltrecht und Europäische Umweltpolitik, Osnabrück 1988 und Hermann,<br />
HJ., Langer, S., Auswirkungen des EG-Binnenmarktes auf die deutsche Umweltpolitik, in: Mai, M. (Hg.), Sozialwissenschaften<br />
und Technik, im Erscheinen.<br />
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