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IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...

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Andreas Fischer, Volkmar Lübke<br />

VERANTWORTUNG DURCH POLITISCHEN KONSUM - EINE MÖGLICHE<br />

ANTWORT DER KONSUMENTEN AUF DIE "BUSLNESS-IS-BUSINESS"-<br />

IDEOLOGIE?<br />

Die Frage, nach welchen Kriterien Verbraucher ihre Kaufentscheidungen treffen, wird gegenwärtig<br />

neu untersucht und diskutiert. Das althergebrachte Denkmuster, daß sich Verbraucher ausschließlich<br />

egoistisch an der "Maximierung ihres individuellen Nutzens" orientieren, wird immer häufiger<br />

durch praktische Beispiele widerlegt. Zunehmend beachten Verbraucher auch Kriterien, die gesellschaftspolitische<br />

Grundfragen berühren.<br />

Bei den Verbraucherreaktionen auf die zahlreichen Lebensmittelskandale der Vergangenheit findet<br />

man noch einen deutlichen Bezug zum Gesundheitsinteresse. Glykolhaltiger Wein, Tschernobylgepanschte<br />

Milch, wurmverseuchte Fische oder hormonbehandeltes Kalbfleisch haben zu langanhaltenden<br />

Veränderungen des Verbraucherverhaltens und zum Teil zu dramatischen Absatzeinbußen in<br />

den jeweiligen Branchen geführt. Auch wenn hier die individuelle Betroffenheit eine wichtige Rolle<br />

gespielt hat, kann man von noch weitergehenden Ursachen ausgehen. Zum einen hat die Sensibilisierung<br />

der Verbraucher gegenüber der generellen Schadstoffbelastung und den Bedingungen der Lebensmittelherstellung<br />

zugenommen. Zum anderen ist auch eine generell kritischere Haltung gegenüber<br />

dem Kommunikationsverhalten der Anbieter entstanden, die die Verbraucherinteressen im<br />

Vergleich zu ihren kommerziellen Interessen ignorieren.<br />

Noch deutlicher wird die Überwindung des individuellen Nutzenstandpunktes bei den Reaktionen<br />

auf die Folgen der wachsenden Umweltzerstörung. Noch vor kurzem war es in der sozialwissenschaftlichen<br />

Debatte üblich, eine deutliche Unterscheidung zu treffen zwischen dem<br />

"Umweltbewußtsein", das allgemein als "hoch" angesehen wurde, und dem tatsächlichen Verhalten<br />

der Verbraucher, das diesem "Bewußtsein" kaum entsprach (vgl. Wiedmann, 1988; Spieker, 1988).<br />

Neuere Untersuchungen liefern dagegen deutliche Belege, daß das Umweltbewußtsein von Verbrauchern<br />

tatsächlich in "umweltsensiblen Produktbereichen" mehr und mehr auf das konkrete Einkaufsverhalten<br />

durchschlägt (vgl. Wimmer, 1988:81). Dabei werden partiell sogar höhere Kosten in Kauf<br />

genommen, um die Umwelt zu schonen. Zwar mögen auch hier in der persönlichen Einschätzung von<br />

Verbrauchern Überschneidungen zwischen Umweltschutz-Interessen und den persönlichen Gesundheitsinteressen<br />

vorliegen, tendenziell nehmen aber bei der Berücksichtigung von Umweltinteressen<br />

auch die Themen zu, die sich nicht unmittelbar und nicht kurzfristig in individuelle Vorteile ummünzen<br />

lassen, sondern die im Gegenteil <strong>für</strong> den Einzelnen höhere Kosten oder höheren Aufwand bedeuten.<br />

Das zunehmende Umweltbewußtsein hat zahlreichen Umweltverbänden Mut gemacht, zu versuchen,<br />

das <strong>Konsum</strong>entenverhalten mit Hilfe großangelegter Kampagnen zu beeinflußen. Zum Beispiel<br />

demonstrierte eine "Koordinationsgruppe TEXACO-Boykott" gegen die Firma TEXACO, weil sie im<br />

Nationalpark Wattenmeer Öl fördert. TEXACO erlitt Umsatzeinbußen und Imageverluste. Greenpeace<br />

forderte einen Boykott isländischer Fischereiprodukte, weil Island weiterhin Walfang betreibt.<br />

Die Tengelmann-Gruppe - eine der größten Lebensmittel- Handelsketten der Welt - reagierte ent-<br />

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