IOEW SR 025 Oekologischer Konsum.pdf, pages 1 - Institut für ...
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ENTWICKLUNGSTENDENZEN DES KONSUMS PRIVATER HAUSHALTE<br />
23 Soziale und ökologische Verträglichkeit von Eigenarbeit<br />
Die soziale Verträglichkeit einer Ausdehnung von Eigenleistungen wird dadurch in Frage gestellt,<br />
daß finanziell schlechter gestellte Haushalte auch bei der Eigenarbeit benachteiligt sind. Einkommensschwächeren<br />
Haushalten stehen in geringerem Umfang <strong>Konsum</strong>tionsmittel zur Verfügung. Zum<br />
Beispiel verfügten 1985 ca. ein Drittel der einkommensschwächeren, jedoch 96 % der einkommensstärkeren<br />
Haushalte über einen PKW (vgl. Statistisches Bundesamt 1987, S. 114). Durch qualitativ<br />
mangelhafte technische Ausstattung wird zudem die Qualität der Eigenleistungen beeinträchtigt.<br />
Ob eine Ausdehnung der Eigenleistungen privater Haushalte ökologisch sinnvoll ist, hängt davon<br />
ab, welche Art der Bedürfnisbefriedigung mit höherem Energie- und Rohstoffverbrauch bzw. mit<br />
größerer Umweltbelastung verbunden ist. Zweifel an der positiven Auswirkungen von mehr Eigenleistungen<br />
in ökologischer Hinsicht sind aus verschiedenen Gründen angebracht (vgl Joerges 1981):<br />
1.) Geringerer Ausnutzungsgrad.<br />
Sachkapital im Haushalt hat gegenüber dem Sachkapital in der Industrie einen geringeren Ausnutzungsgrad.<br />
Z.B. ist <strong>für</strong> das Wäschewaschen im privaten Haushalt ein weit größerer Bestand an<br />
technischen Geräten erforderlich, als wenn Haushalte die Dienste von Wäschereien in Anspruch<br />
nehmen. Höherer Gerätebestand bedeutet jedoch stärkeren Energieverbrauch <strong>für</strong> dessen Herstellung.<br />
2.) Die Produktion auf niedrigerem technischen Niveau.<br />
Haushaltsgeräte haben in der Regel einen um 10-30 % schlechteren Wirkungsgrad als vergleichbare<br />
Profigeräte (vgl. Rieseberg 1988, S. 129). Eigenleistungen gehen demzufolge mit höherem Energieverbrauch<br />
einher. Finanziell schlechter gestellte Haushalte verbrauchen aufgrund einer ineffizienten<br />
Geräteausstattung <strong>für</strong> dieselbe Menge nützlicher Energie mehr Primärenergie und verursachen<br />
damit mehr Umweltbelastungen als finanziell besser gestellte Haushalte (vgl. Joerges/Kiene 1982).<br />
3.) Die geringere Spezialisierung und Kompetenz privater Haushalte.<br />
Handwerkliche Eigenarbeit im Wohnbereich und am PKW ist bei mangelnder Kenntnis über die<br />
Umweltverträglichkeit verwendeter Materialien (z.B. Farben, Lacke und Dämm-Material) und bei<br />
fehlenden Möglichkeiten sachgerechter Entsorgung von Abfallprodukten (zJB. des Altöls) aus ökologischer<br />
Sicht bedenklich. Nicht zu vergessen sind auch die Unfallgefahren, die ein unsachgemäßer<br />
Gebrauch von Geräten und Materialien mit sich bringt.<br />
4.) Die geringere umweltpolitische Regulierung bzw. umweltpolitische Steuerung des Verhalten<br />
privater Haushalte.<br />
Im Bereich des Individualverkehrs haben die Diskussionen um Tempobeschränkungen und zur<br />
Einführung von Katalysatoren und bleifreiem Benzin gezeigt, wie schwer eine umweltpolitische Regulierung<br />
der Eigenleistungen privater Haushalte ist. Verhaltensveränderungen der privaten Verbraucher<br />
hinken noch weit hinter der Entwicklung des Umweltbewußtseins zurück.<br />
Der Verkehrsbereich ist insgesamt ein gutes Beispiel <strong>für</strong> die bedenklichen Konsequenzen einer<br />
Entwicklung zur Selbstbedienungswirtschaft. Eine Ausweitung des Individualverkehrs ist ohne eine<br />
sinnvolle Koordination individuell erbrachter Eigenleistungen (z.B. Fahrgemeinschaften) in der<br />
Summe mit höherem Energie-, Rohstoff und Flächenverbrauch sowie mit stärkerer Luftverschmut-<br />
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