UNDERDOG 62
Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.
Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation
Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.
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selektiven Charakter der
antirassistischen Haltung von Punk: Die
Notlage der afro-karibischen
Minderheiten wurde vorrangig
behandelt, während die asiatischen
Einwanderergemeinschaften
weitgehend entfremdet und ignoriert
wurden. Dies ist eine Kritik, die auch an
Rock Against Racism selbst geübt
wurde, da die von der Bewegung
organisierten Veranstaltungen fast
ausschließlich von Punk- und Reggae-
Acts dominiert wurden.
Der zweite Teil von Sabins
Argumentation konzentriert sich auf
tatsächliche Vorfälle und Beispiele von
Rassismus innerhalb der
Punkbewegung. Sabin nennt Beispiele
für faschistische oder rassistische
Symbolik und Texte sowie für
Sympathie oder sogar die direkte
Zugehörigkeit zwischen Punkgruppen
und rassistischen Organisationen, vor
allem der National Front (NF). Sabin
argumentiert, dass dies auf eine
politische Ambivalenz innerhalb des
Punkrock hinausläuft und das
mythologisierte Bild der Bewegung als
einen echten Kreuzzug gegen soziale
und politische Ungerechtigkeit
aufbricht.
In den Jahren 1976-77, war Punk
mehrdeutig. Weder die Punks selbst,
noch ihre Mitläufer*innen waren sich
über die politischen Auswirkungen der
Bewegung im Klaren. Punk könnte eine
destruktive, nihilistische Rebellion sein,
die in ihrer Haltung unpolitisch ist.
Gleichzeitig gab es Hinweise, dass Punk
sich an der Rechten, am Neofaschismus
und Rassismus orientiert und
umgekehrt deutlich linksgerichtete
Tendenzen hat.
Der Soziomusikologe Simon Frith
argumentierte, dass die weit verbreitete
Charakterisierung des Punk als linke,
progressive und antirassistische
Kulturbewegung in Verbindung mit
seiner Funktion als Massenmedium
darauf hinweist, dass Punk über ein
bedeutendes politisches Gewicht
verfügt.
Aufgrund politischer Elemente, die die
Dominanz innerhalb der Bewegung
erreicht haben, und in Verbindung mit
ihrer Nähe zu RAR, kann Punkrock trotz
der von Sabin geäußerten Kritik
tatsächlich als ein wirksames Mittel
gegen Antirassismus und die Politik der
Linken angesehen werden, auch wenn
die Auswirkungen davon noch zur
Debatte stehen könnten.
Total shockin': Punk 1977 in London
Dick Hebdige offenbart in seinem 1979
erschienenen Buch „Subculture: The
Meaning of Style“, wie britische
Arbeiterklasse-Jugendliche als Reaktion
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