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UNDERDOG 62

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation
Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

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„Fälschung“ 3 erklärt wurde, auf den

ersten Blick erkennen musste, was

eifrige Journalist*innen aber nicht

davon abhielt, den Flyer für bare Münze

zu nehmen. Solche Meldungen waren

der Nährboden und die ultimative

Werbung für die Chaos-Tage. Ein

derartiges Mobilisierungspotenzial

hätte die Punkszene selber mit

Flugblättern und Mundpropaganda

nicht leisten können.

Aspekt der Gewaltanwendung berichtet.

Vor allem die

(Sach-)Beschädigungen im öffentlichen

Raum wurden bei den Chaostagen von

Punks und Medien in Szene gesetzt, um

den Aufruhr als »selbstversicherndes

Spektakel« nutzbar zu machen und eine

öffentliche Ablehnung hervorzurufen. In

der medialen Berichterstattung zu den

Chaos-Tagen 1995 wiederholten sich

ständig austauschbare Bilder von

Dass die Chaos-Tage ab 1994 im

Internet mit Angabe von Termin und Ort

angekündigt wurden, ist ein Aspekt, der

sie medienkompatibel machte. Die

Logistik der Berichterstattung konnte

rechtzeitig in Bewegung gesetzt

werden. Dies gelang 1995 noch besser

als 1994, weil mensch ja wusste (oder

zumindest: zu wissen glaubte), was

einen erwarten würde. Die Presse hatte

über die Chaos-Tage 1995 unter dem

3 http://www.chaostage.de/downloads/flye

r/1995/programm.pdf

brennenden Barrikaden, zerschlagenen

Scheiben und Straßenschlachten mit

der Polizei. Augenzeugen wurden zitiert

und es wurde von

„bürgerkriegsähnlichen Zuständen“

gesprochen, von „Feinde[n] der

Zivilisation“, von einer „Gewaltorgie“.

Was auf der Straße passierte, konnte

und durfte nur im Einklang mit dem

gesellschaftlichen Werte- und Norm-

Selbstverständnis verstanden werden.

Das hieß für die Chaostage, dass sie in

der Öffentlichkeit als stupide, ziellose

Unruhe definiert wurden, deren

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