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UNDERDOG 62

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation
Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

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Verschiebung. Der Nachkriegsboom der

1950er Jahre hatte ausgedehnte Vororte

außerhalb von Großstädten wie Los

Angeles geschaffen. Innerhalb dieser

Vororte distanzierten sich weiße

Amerikaner der Mittelklasse von den

Problemen, mit denen die übrigen

Vereinigten Staaten konfrontiert waren.

Lisa McGirrs Studie 1 über Orange

County, ein dichtes Vorortsgebiet

außerhalb von Los Angeles, untersuchte

den Wahlerfolg, gemessen an diesen

Vororten, in einer Fallstudie, um zu

argumentieren, dass die Vororte der

ideologische Nährboden für die Neue

Rechte waren. Während Reagan einen

großen Anteil seines Erfolgs der

Unterstützung der

Bevölkerungsgruppen aus dem Vorort

von Kalifornien und schließlich in

anderen ähnlichen Gebieten in den

Vereinigten Staaten verdankte,

widersetzten sich viele vorstädtische

Jugendliche der Unterstützung des

Präsidenten. Aber es war nicht nur die

Jugend Kaliforniens, die Reagan als eine

zentrale Figur ansah, die für eine sich

verändernde Kultur verantwortlich war.

Jugendliche in den Vereinigten Staaten

hatten allmählich die Barrieren gegen

den Reaganismus 2 überwunden.

Reagans Image und sein Name tauchten

in der Punk-Kultur immer öfter auf und

wurden zum Feind Nummer eins der

Punks. Fanzines zeigten oft veränderte

Bilder des Präsidenten oder

charakterisierten ihn in Comic-

1 Lisa McGirr, Suburban Warriors: The

Origins of the New American Rights

(Princeton: Princeton University Press,

2001), 3-6.

2 Reagans wirtschafts- und

sozialpolitischen Maßnahmen wurden

unter dem Schlagwort ‚Reaganomics’

bekannt. An ihr entzündete sich die

massivste Kritik, die ihm vorwarf, ein

gigantisches Umverteilungsprogramm in

Gang gesetzt zu haben, das den Armen

nimmt und den Reichen gibt.

Illustrationen. Selbst der

Attentatsversuch auf den Präsidenten in

seiner ersten Amtszeit wurde Teil des

Angriffs der Punks. Eine kalifornische

Band hatte den Namen Jodie Fosters

Army (JFA) gewählt, benannt nach der

Äußerung des Attentäters John

Hinckley Jr., der behauptete, dass seine

Handlungen den berühmten

Hollywoodstar Jodie Foster

beeindrucken sollten. Eine Band aus

Michigan (THE CRUICIFUCKS) hatte

sogar einen Song mit dem Titel

„Hinckley had a vision“. Zusätzlich

verwendeten Bands wie die New Yorker

Reagan Youth einen Namen, der

angelehnt war an der Hitlerjugend in

Nazi-Deutschland. Eine der

augenscheinlichsten Gemeinsamkeiten,

die Punks miteinander verbanden, war

ihre Abneigung gegen Reagan, die sich

von Küste zu Küste erstreckte.

Bands und Songs against

Reagan

Nach Reagans Wahl zum US-

Präsidenten im Jahr 1980 drückten viele

Popmusiker*innen ihren Protest in ihren

Liedtexten aus. In „(We Don't Need

This) Fascist Groove Thang“ prangerte

die britische Synthpop-Band Heaven

17 die Politik der britischen und

amerikanischen Regierungschefs

(Margaret Thatcher und Ronald

Reagan) an. Der Text des Liedes

verurteilt Rassismus und Faschismus.

Das Lied wurde von der BBC aus dem

Rado verbannt und erreichte trotz

Verbot Platz 45 in den britischen Single-

Charts. Zu Beginn seiner zweijährigen

Präsidentschaft veröffentlichten

Wasted Youth ihr Album „Reagan's In“

und „Over the Border“, die kanadische

Band DOA pöbelte mit ihrem Track

„Fucked Up Ronnie“. 1982 erschien das

einprägsame „Hey Ronnie“ von

Government Issue, 1983 der 45-

Sekunden-Track „Reagonomics“ von

DRI. „If Reagan Played Disco“ von den

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