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UNDERDOG 62

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation
Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

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Neumann immer weniger Print liest und DIY

Zines kaum noch „auf den Schirm“ hat. Vielleicht

ist er wieder auf dem Geschmack gekommen,

denn es geht hier nicht um Nostalgie, sondern

um das Potenzial eines Zines, das nach Sabrinas

Meinung „Widerstand birgt“. Es ist im jeden Fall

Sabrinas Hartnäckigkeit und Argumentations-

Linie zu verdanken, dass es eine neue Ausgabe

gibt. Rosi erkennt, dass er auch noch nicht fertig

mit dem hier ist und am Ende ist es ein Funke

geteilter Leidenschaft, das alle verbindet. Und

das, was in dir ist, muss raus...in gedruckter

Form!

LOTTA #77

68 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-

Lotta, Am Förderturm 27, 46049

Oberhausen

www.lotta-magazin.de

Bundesinnenminister Horst Seehofer

hat nach dem rechtsterroristischen Anschlag in

Halle davor gewarnt, dass Rechtsextremisten

Gaming-Plattformen für ihre Zwecke nutzen.

Daraufhin flammte eine öffentliche Debatte auf,

ob Killer und -Ballerspiele per se dazu

motivieren, Amokläufe und Gewalttaten zu

fördern. LOTTA analysiert in einem Schwerpunkt

die Gaming-Szene und Gaming-Plattformen.

Fakt ist, dass der Attentäter von Halle in der

Gaming-Szene unterwegs war. Die Bluttat selbst

hatte er über eine Helmkamera live im Internet

übertragen. Als Vorbild diente ihm der

Chistchurch-Attentäter. Kira Ayyadi nimmt die

Gaming-Szene unter die Lupe und stellt fest, dass

„wir es mit einem neuen rechten Täter-Typus zu

tun haben.“ Anti-feministische Info-Krieger,

vernetzt in einer toxischen Netzkultur, buhlen um

die Gunst um Anerkennung und äußern sich mit

diskriminierenden, rassistischen Äußerungen

und toxischem Verhalten. Das bekamen die

feministische Medienkritikerin Anita Sarkeesian

und Spielentwicklerin Brianna Wu zu spüren. Kira

konstatiert, dass Antifeminismus und Sexismus

in der Gaming-Kultur vorHERRschen, benennt

aber auch Gegenmaßnahmen und Strategien wie

einem Sanktions- und Belohnungssystem oder

das „Good Gaming - well played democracy“-

Projekt.

Die anderen Artikel wiederholen sich und

verschieben den Blickpunkt auf Begrifflichkeiten

wie Gamification oder vertiefen die Fallbeispiele

der Attentäter von Christchurch und Halle.

Gesamteindruck: Weil sich in Games

unterschiedlichste Menschen treffen bzw.

chatten, gibt es leider auch hier Möglichkeiten, in

denen rechte Agitation betrieben wird,

Naziparolen gepostet und auch potenzielle

Mitglieder für extrem rechte Gruppierungen in

der Realität rekrutiert werden. Darüber hinaus

bietet Gamergate eine Bündelung von extrem

rechten Ideologien, die von Alt-Right als

identitätsstiftende Merkmale verankert wurden.

Breitbart nutzte 2014 die Gelegenheit, um die

schwelende Ignoranz und Wut unzufriedener

junger weißer Männer zu befeuern. Gamergate-

Typen wie Milo Yiannopoulos wurden nicht ernst

genommen. Heute gilt er als Gallionsfigur unter

jungen, internetaffinen, weißen, männlichen

Usern und zu einem Aushängeschild der

Männerrechtsbewegung. Sein Fallbeispiel ist also

ein Beleg dafür, wie eine Hasskultur über die

Gaming-Szene hinaus verbreitet und etabliert

wird. Vor allem sind es die hinlänglich bekannten

Image-Boards auf 4- bzw. 8chan, auf denen der

Hass erblüht. Gefährlich: Wenn der erfolgreichste

Let’sPlayer und Games-YouTube-Star PewDiePie

Scherze mit ‚Death to all Jews‘ macht, wird das als

Spaß abgewertet. Normen, moralische

Hemmschwellen sinken. Provokante

Behauptungen und sexistische, rassistische

‚Witze‘ dienen den Usern als Erkennungszeichen

und Tarnung zugleich. Extreme Rechte nutzen die

Gamingkultur für Verherrlichung von Militär,

Waffen, Gewalt, Sexismus, Rassismus, pochen auf

ihren angeblichen ‚Kampf gegen Zensur‘, hetzen

gegen die böse liberale ‚SJW-Verschwörung‘,

gegen ‚Lügenpresse‘, ‚Feminazis‘ und nutzen die

Community als menschenverachtende

Propagandamaschine. Wenn sich Rechts-

Terroristen an ein Games-affines Publikum

wenden, ist das kein unglücklicher Zufall,

sondern ein Alarmsignal. In diesem Sinne: Nazis

raus aus der Gaming-Szene.

Okapi Riot #5 + 28-seitigem Zusatz-Zine

40 DIN-A-5-Seiten; € 3,00.-

https://okapiriot.bigcartel.com/

„Es ist grau, mir ist kalt, es läuft

URIAH HEEP!“ Bianca steckt in der

Herbst-/Winterdepression, ist müde und gelähmt

und ist voller Selbstzweifel. Und bekommt doch –

nach mehren Runden kitschigem Metal – die

Kurve und lässt sich die Energie nicht rauben,

damit Sexisten, Rassisten, homophobe Personen

denken, „es wäre okay, ein Arschloch zu sein.“

Die Ausgabe 5 sei aber auch eine Ausgabe, den

Platz zu füllen, um „sein eigenes Werk, Poesie

oder klasse Comics zu präsentieren.“

Apu steuert 4 Collagen über das ADM in

Amsterdam bei, wobei mir der tiefergehende

Kontext zum Wohnprojekt fehlt, und auch der

Artikel und die Gedanken zu Freiräume sind arg

verkürzt.

Felicia Steininger beteiligt sich mit dem Text über

den gescheiterten Versuch, dem Kapitalismus die

Zähne zu ziehen. Sie reflektiert ihr freiwilliges

Engagement in einer Cooperative in Costa Rica

und fragt selbstkritisch, ob diese sinnvoll sind

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