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UNDERDOG 62

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation
Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

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Da nach Ansicht von Punks die

bürgerkriegsähnlichen Zustände

zumeist schon im Vorfeld durch die

Presse herbeigeredet wurden, kam das

Motto auf: „Die Presse befiehlt, wir

folgen.“ Die Polizei setzte bei den

Chaostagen nach eigenen Angaben auf

eine Deeskalationsstrategie, die aber

das Gegenteil bewirkte, sodass sich der

damalige niedersächsische

Ministerpräsident Gerhard Schröder

und sein Innenminister Gerhard

Glogowski bundesweit Kritik für ihre

Strategie gefallen lassen mussten.

Veteranen, die aus dem Nähkästchen

plauderten, bestenfalls Teenager-

Unterhaltung und verklärte

Revolutions-Romantik. Darüber hinaus

haben es die Chaostage noch ins

Theater geschafft. Ausgerechnet am

Staatstheater in Hannover erlebten die

Chaostage eine Neuauflage. Mit dem

treffenden Titel, „Chaostage – der

Ausverkauf geht weiter“, sind die

Chaostage ins Theater eingezogen und

damit auch kulturell eingefriedet.

Cash from Chaos

Neben dem Film „Kampf der

Welten“ gab es weitere mediale

Verwertungen. Im Jahr 2007 wurde der

Episodenfilm Chaostage von Regisseur

Tarek Ehlail gedreht, der 2008 in den

Kinos kam. Punks, die auch an den

echten Chaostagen beteiligt waren,

wirken mit. Die Geschichte an sich

bezieht sich jedoch nicht auf die realen

Ereignisse, sondern versucht mit einer

absurden Verknüpfung von Zufällen die

Entstehung des Phänomens auf

ironische und satirische Weise zu

„erklären“. Wirkte „Kampf der Welten“

noch je nach persönlicher Präferenz

entweder bedrohlich, euphorisierend,

aber aufgrund der TV-Schnipsel

authentisch, ist „Chaostage – we are

Punks“ eine Trash-Klamotte mit einer

hanebüchenen Klischee-Story und den

Interview-Einspielern von Punk-

Die Rolle der Medien

Als die Chaos-Tage noch (fast)

außerhalb Internet organisiert wurden

und die Medienwelt überschaubar war,

mussten die Organisatoren nur die

richtigen Knöpfe in ein paar

Redaktionen drücken. Diese drückte

punk durch „Informationsvergiftung“,

wie Mitinitiator Karl Nagel es nannte:

Das Punktreffen wurde von vornherein

durch die Organisatoren selbst zur

Bedrohung biblischen Ausmaßes

stilisiert, was von den Medien gern

aufgegriffen wurde. Legendär wurde

die Mitteilung diverser Tageszeitungen,

dass die Punks die Stadt (Hannover) in

‚Schutt und Asche‘ legen woll(t)en,

obwohl es solche Ankündigung nie

gegeben hatte. Die Informationen

waren teilweise so offensichtlich

überspitzt, dass mensch den satirischen

Inhalt, der in einem Flugblatt sogar als

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