UNDERDOG 62
Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.
Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation
Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.
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‚Holocaustrelativierung bei Reflex-
Linken‘ kommentiert wurde 3 .
In ihrer andauernden Bandgeschichte
veröffentlichten sie sieben Studioalben,
4 Livealben/Kompilationen und einen
Tribute-Sampler mit dem
aussagekräftigen Titel ‚Kunst! 20 Jahre
Die Kassierer‘. Unter der Retrospektive
ist mit ‚Tauben vergiften‘ (1997) ein
Coveralbum mit Liedern des
Kabarettisten Georg Kreisler. Auf
‚Männer, Bomben, Satelliten‘ (2003)
gab es neben dem Dada-Stück
‚Kuckuck‘, das bloß aus rhythmischem
Räuspern besteht, auch eine
RAMMSTEIN-Persiflage (‚Meister aller
Fotzen‘), wo Wölfi kenntnisreich
Rammstein-Sänger Till Lindemanns
Sprachduktus aufs Korn nimmt oder das
Charles Aznavour-Cover ‚Du lässt dich
gehen‘.
Ihre künstlerische Seite haben sie auch
mit zwei Punk-Operetten (‚Häuptling
Abendwind‘ und ‚Die Drei von der
Punkstelle‘) am Schauspielhaus
ausgelebt. In dieser doch sehr
diskursiven Form der musikalischen
und künstlerischen Selbstdarstellung
sind DIE KASSIERER im jeden Fall ein
Beispiel dafür, wie Punk und
Provokation einhergehen, mehr noch,
wie ebendieses Konzept – auf
3 https://de.indymedia.org/2007/02/168884.shtml
wiederholtem Tabubruch basierend –
bestens funktioniert.
Darüber hinaus gibt es noch ein ganz
anderes Leben des Wolfgang Wendland.
Die der politischen Ambitionen.
Wolfgang war in der APPD
(Anarchistische Pogo-Partei
Deutschlands) bis zu deren
vorübergehenden Auflösung im Jahre
1999 aktiv. In dieser Zeit verhalf
Wolfgang eine Privatfehde mit dem
Bochumer Polizeipräsidenten Thomas
Wenner zu einem Popularitätsanstieg.
Wolfgang war während eines Bochumer
„Punkertreffens“ ein Platzverweis
erteilt worden, gegen den er vor dem
Verwaltungsgericht Beschwerde
einlegte. Wendlands Band
veröffentlichte daraufhin später auf
dem Album ‚Musik für beide Ohren‘
einen Song mit dem Titel ‚Thomas
Wenner‘. Öffentlichkeitswirksam trafen
sich Wendland und Wenner beim
Westdeutschen Rundfunk, um den Streit
beizulegen 4 .
Am 3. Juni 2005 setzte Wendland seine
politische Karriere fort und trat für die
APPD bei der vorgezogenen
Bundestagswahl 2005 als
Kanzlerkandidat an. Nach den Wahlen
spaltete sich die APPD in diese Partei
und die POP (Pogoanarchistische
Populisten/Pogo-Partei); worauf
Wolfgang als Spitzenkandidat zur POP
wechselte. Ab Anfang 2007 intensivierte
er seine Bemühungen für ein
Kulturzentrum in Wattenscheid.
4 Auch irgendwie Punk: Thomas Wenner - von
1993 bis 2009 Polizeipräsident in Bochum -
wurde gegen seinen Willen von der NRW-
Landesregierung auf Vorschlag von
Innenminister Ingo Wolf in den vorzeitigen
Ruhestand versetzt. Hintergrund dafür waren laut
Medienberichten Vorwürfe der Illoyalität
gegenüber der Landesregierung.
Nach der Wiedergründung der APPD im Jahr 2000
war er wie viele alte Mitglieder zunächst nicht
dabei, bekam aber Unterstützung von der Partei,
als er eine Demonstration gegen die widerliche
Unverfrorenheit der Bewerbung Bochums zur
Kulturhauptstadt Europas veranstaltete.
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