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UNDERDOG 62

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

Schwerpunkt: Punk und Politik – Protest, Parolen und Provokation
Unser Schwerpunkt beleuchtet die politischen Komponenten im Punk. Die unterschiedlichen Lebensstile koexistieren, genau wie die Musikstile, nebeneinander und tragen zu einem lebendigen Diskurs innerhalb der „Szene“ bei. So widersprüchlich Punk mit den verschiedensten Facetten und Varianten bis heute auch sein mag, liefert die Subkultur den Impuls für eine widerständige Kultur, Selbstermächtigung und eine weitgehende Demokratisierung der Popkultur.

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oder zum Scheitern verurteilt. Hannahs

Zeichnung auf Seite 16 ist ursprünglich in Farbe.

Hier macht eine Bildbeschreibung keinen Sinn,

weil die Zeichnung in s/w abgedruckt ist und die

Details/Bildaussage wie ‚olivgrüner Slip mit Blut

im unteren Bereich‘ verloren geht/nicht

erkennbar sind.

Ein längerer, aber verkürzter wissenschaftlichpsychologischer

Abriss zu ‚Geschlechtsidentität

und Geschlechterrollen‘ belegt, dass der

Lebenslauf von Mädchen oftmals von vielerlei

biografischen Brüchen gekennzeichnet ist. Diese

sollten immer wieder reflektiert werden, um

Vergangenes zu beleuchten, den

Entwicklungsprozess zu verstehen und

wiederkehrende Strukturen zu erkennen, um

Anschlussmöglichkeiten für die weitere

Identitätsgestaltung zu finden. Theaterpädagogik

könnte dafür ein experimenteller Rahmen sein,

Möglichkeiten in ihrer Selbstwirksamkeit zu

erproben.

Sophia war von rassistischen Bemerkungen und

Ignoranz von Menschen genervt. Sie designte für

ISIUWABERLIN das Shirt „Warum hast du keine

Schwarzen Freunde?“, um Menschen in ihrem

damaligen beruflichen Umkreis zu provozieren

und darauf aufmerksam zu machen, denn kaum

jemand von ihnen hatte/hat People of Color-

Freund*innen. Frech und selbstbewusst auf

Rassismus aufmerksam machen und zum

selbstkritischen Denken anregen.

Anja hat eine Vulva mit langen Schamlippen und

nach „28 Jahren 27 Sexualpartner*innen und

unzählige Kämpfe mit mir selbst“ und nach

Inspiration eines @the.vulva.gallery-Instagram-

Accounts gelernt, sich selbst zu akzeptieren.

Das Zusatz-Zine ‚Knochen Schiff‘ enthält

Gedichte/Prosa und Gedanken und ist mir nach

mehrmaligem Durchlesen immer noch ein Rätsel.

Gesamteindruck: Pläne ändern sich und

kontinuierlich konzipierte Konzepte werden

eingestellt. So serviert Bianca mithilfe vieler

Gastbeiträge eine Ausgabe, die ohne einen roten

Faden folgend, Comics, Collagen, einem

übernommenen psychologischen Artikel und

einem kleinen Interview allerlei gute

(Denk)Ansäte zu Queer-Feminismus liefert, in der

Umsetzung aber am eigenen Anspruch scheitert,

ihre Werte, die ihr im privaten Leben wichtig

sind, aussagekräftig auszudrücken. So bleibt es

bei einem symbolhaften Charakter, den Bianca

im Vorwort beschreibt. Die Stärken indes sind die

persönlichen Gedankengänge der

Schreiberinnen, die die persönlichen/mentalen

Zustände skizzieren. Davon sollte es ausführlich

und ausdrücklich mehr geben.

OX #148

148 DIN-A-4-Seiten; € 5,90.- + CD

OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664

Solingen

www.ox-fanzine.de

Eugen Balanskat (DIE SKEPTIKER)

wird 61, schreibt Gedichte von „Träumerei im

Wasserstrahl“ und Möwenlieder. Kalle Stille sucht

indes immer noch nach der ‚Stimme der

Vernunft‘ und findet sie in

Konzertsuperheld*innen, die in der Hauptsache

rumnerven. Dann finden sogenannte

‚Punktraditionen‘ Einzug ins Ox und kurze Artikel

erinnern an Dosenbier saufen. Auf Punk-

Konzerten Mitklatschen...Ja oder Nein? Alleine für

diese Fragestellung hätte es früher Prügel

gegeben. Besser wäre es zu diskutieren, ob

Schnorren auf Konzis unterstützenswert ist oder

respektvolles Tanzen auch auf Crust-Konzerten

Pflicht wird. Auch Tom van Laak macht keine

Fortschritte und verweilt in seinem ritualisierten

Alltag aus Ängsten, Portwein und

Kräuterzigarette. Lediglich die Begleitumstände

variieren. Redselig und tiefsinnig zeigen sich

Justin und Chris #2 von ANTI-FLAG auf ganze 6

Seiten (beinahe ein Novum im OX), erteilen gute

Ratschläge für junge Leute und argumentieren

dank Bands wie STRIKE ANYWHERE wie

Sozialarbeiter. Die Beziehung von Punk in

Warschau und Ost-Berlin wird von Szene-

Aktivisten debattiert und reflektiert. Im Kern geht

es aber um die Hindernisse und Repressionen in

der DDR und um frei zugängliches

Toilettenpapier in Polen. Darüber hinaus gibt es

mit Punk in Wien einen dreiteiligen Schwerpunkt

von HC Helge, der mit Thomas Reitmayer über

seine Doku ‚Es ist zum Scheissn‘ sprach,

KETTENHUND und mit EXTREM eine der ersten

Punkbands in Wien interviewte. Triebi Instabil

führt die Punk-History-Reihe weiter und

interviewte Anton von UPRIGHT CITIZENS, der

noch mal ausführlich die eigene Bandhistory

reflektiert und aufbereitet.

Gesamteindruck: Es zeigt sich wieder einmal,

dass Interviews im Kontext mit Zeithistorischen

Forschungen gut geeignet für Debattenbeiträge

sind. Des Weiteren sind die persönlichen Quellen

und die im Rahmen der Interviews gewonnenen

Erfahrungen und Denkansätze auch eine

Referenz dafür, wie Punk im urbanen und

subkulturellen Kontext ‚funktioniert‘ hat.

Interessant ist, inwieweit tiefer greifende

Interviews die Vielzahl quantitativer Interviews

aus dem Tal der Belanglosigkeit führen und

Chancen und Probleme diskutieren.

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