Art Club2000 — Be Kind Rewind Als «coole Retrospektive» bezeichnete ein Kritiker die Zusammenschau der Arbeiten des Kollektivs Art Club2000, als diese Ende letzten Jahres im Artist Space in New York eröffnet wurde. Die Stadt New York bzw. ihre Veränderung ist Hauptthema der Ausstellung, die nun in der Kunsthalle Zürich zu sehen ist. Zürich — «Cool» wirken besonders die frühen Selbstinszenierungen der 1992 vom legendären Galeristen Colin de Land und sieben Kunststudierenden der Cooper Union School of Art gegründeten Gruppe, deren Auflösung spätestens auf das Jahr 2000 festgelegt war: Die Art Clubbers im zeitgemässen Jeans-Outfit am Times Square, im Preppy-Style in der Bibliothek von Art in America, in pelzigen Tierkostümen oder auch nackt nebeneinander in einem Hotelzimmer-King-Size-Bett. Die Ästhetik eines Modeshootings der späten 1980er und die Künstlichkeit der Gruppenidentität wirken in ihrer Flüchtigkeit des Augenblicks eher wie einer hedonistischen Zeitkapsel entnommen denn wie erstzunehmende Kunst. Dennoch täuscht dieser erste Eindruck, denn tatsächlich gelingt Art Club2000 der ambivalente Balanceakt zwischen Selbstverniedlichung und Fetischisierung von Jugendlichkeit einerseits und ernsthafter Institutionskritik andererseits; einer, die auch als eine Kritik der Institutionskritik bezeichnet werden könnte. An der Cooper Union studierte die Gruppe u.a. bei Hans Haacke, einem der prominentesten Vertreter der künstlerischen Kritik an (Kunst-)Institutionen, und übertrug dessen Methoden der Recherche, der Reportagenfotografie oder des Arbeitens mit Wandtexten auf die Strategien des Bekleidungshandelsgiganten Gap. Als sich New York Anfang der 1990er-Jahre in rasantem Tempo zu gentrifizieren begann, begann auch Gap in grossem Stil Läden in ehemals randständigen Vierteln New Yorks zu öffnen. Gleichzeitig versuchte der Konzern, sein «uncooles» Image in ein «cool» umzucodieren. Auch mit Hilfe namhafter Kunstschaffender und Kreativer. Hier richtete sich die Kritik von Art Club2000 vor allem gegen den Massengeschmack der Warenwelt. In der Kunsthalle sieht man nun Teile von Ladendisplays, mit dem Gap-Schriftzug versehene Tüten und Kartons, aber auch aus Müllcontainern gefischte Texte und Dokumente über das Selbstverständnis des Unternehmens. Die melancholische Re-Inszenierung jugendlicher Subjektivität durch ArtClub2000 zeigt dabei, dass so etwas wie «Identität» längst zum industriellen Treiber wurde. Und wie wegweisend die Arbeiten der damals jungen Gruppe waren. Schade nur, dass neben diesen grellen Arbeiten die späteren, «stilleren» – etwa ‹Working!›, 1995, als Auseinandersetzung mit den eigenen prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen oder auch ihre Forschung zum veränderten urbanen Raum, dem künstlerischen Feld sowie deren Verbindungen (‹SoHo So Long›, 1996) – unweigerlich zu randständigen Erscheinungen der «Show» geraten. Sønke Gau → ‹Art Club2000 – Ausgewählte Werke 1992–1999›, Kunsthalle, bis 16.1. ↗ www.kunsthallezurich.ch 98 <strong>Kunstbulletin</strong> 12/<strong>2021</strong>
Art Club2000 · Untitled (Donut Shop 1), 1992–93, Farbabzug, 27,9 x 35,56 cm Art Club2000 · Untitled (Times Square/Gap Grunge 1), 1992–93, Farbabzug, 27,9 x 35,56 cm BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 99
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Dezember 2021 Fr. 10.-/€ 8.-
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