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Kunstbulletin Dezember 2021

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

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Ceylan Öztrük<br />

Freiburg — Ceylan Öztrük zeigt im Fri Art<br />

Installationen und Bildobjekte, welche die<br />

Wahrnehmung von der Materialität der Werke<br />

auf eine grundlegende Abwesenheit lenken:<br />

‹The Matter of non›. Der Marmor, das Abbild von<br />

Material, das objektive Wissen dazu und die mit<br />

dem Zeigen verbundene Technik sind allesamt<br />

konstruierte Referenzen einer Art von Skulptur.<br />

In ‹The Matter of non› arbeitet die aus der<br />

Türkei stammende Künstlerin Ceylan Öztrük<br />

(*1984, Ankara) an der Möglichkeit, zentrale<br />

Aspekte der zeitgenössischen Skulptur wie<br />

Material und Körper zu verschieben.<br />

Nicht mehr nur das Plastische steht im Zentrum,<br />

wiewohl es über Marmor – ein traditionelles<br />

skulpturales Material – prominent evoziert<br />

wird; auch Kräfte wie Licht, Träger, Metallunterlage<br />

leiten die subjektive, ästhetische Wahrnehmung.<br />

Das Tageslicht und das Kunstlicht<br />

im Ausstellungsraum spielen eine prominente<br />

Rolle, indem sie bewusst mit gedruckten<br />

Zeichensystemen und Materie konfrontiert<br />

werden. Zeichnungen mit Wasserfarbe werden<br />

zu einem Wandobjekt, weil der Bildträger wie<br />

ein Computerbildschirm mit einem Metallarm<br />

an der Wand festgeschraubt wird und Schatten<br />

wirft. Und das Licht einer chirurgischen Leuchte<br />

beleuchtet – diesmal ohne Schatten – einen<br />

Marmorblock mitten im Raum.<br />

Obwohl das Skulpturale eigentlich negiert wird<br />

oder widersprüchlich erscheint, tritt es mit der<br />

Architektur der Kunsthalle Fri Art in Verbindung,<br />

wird zum Modell und Orientierungspunkt,<br />

von dem aus die Art des Zeigens und Ausstellens<br />

befragt wird.<br />

Die Skulpturen in der Ausstellung ‹The Matter<br />

of non› begleitet die Künstlerin mit einer<br />

fiktiven Erzählung, die im Ausstellungsraum in<br />

Buchform übereinandergestapelt als kleiner<br />

Turm erscheint. Das Büchlein kann im Anschluss<br />

an den Ausstellungsbesuch gelesen<br />

werden und legt dar, wie in einer anderen Zeit<br />

und an einem anderen Ort andere Personen<br />

fiktionalen Raum erzeugten. Die Beziehung<br />

zwischen der Erzählung und der Ausstellung<br />

betont den immateriellen Charakter von Ceylan<br />

Öztrüks Werk. Parallel zur Erscheinung der<br />

plastischen Werke im Raum erweitert die<br />

Künstlerin die Erfahrung der Besucherinnen<br />

und Besucher mit einem ‹non›, einem Nein,<br />

einer Lücke oder einem Nicht-Ort im Sinn<br />

des französischen Anthropologen Marc Augé.<br />

Dieser Ort zeichnet sich im Unterschied zum<br />

traditionellen, anthropologischen Ort durch<br />

das Fehlen von Relation und Identität aus.<br />

Entsprechend nutzt Ceylan Öztrük den Träger<br />

der Skulptur und das Licht als schöpferische<br />

Quelle, die alle existierende Materie erst einmal<br />

wie aus dem Nichts entstanden betrachten<br />

will. SO<br />

Ceylan Öztrük · o.T., <strong>2021</strong>, Wasserfarbe auf<br />

Papier, Courtesy Fri Art Fribourg.<br />

Foto: Guillaume Python<br />

Ceylan Öztrük · o.T. , <strong>2021</strong>, Alu-Print, Metallarm,<br />

Courtesy Fri Art Fribourg. Foto: Guillaume<br />

Python<br />

→ Fri Art, bis 9.1.<br />

↗ www.fri-art.ch<br />

HINWEISE // BOZEN / FREIBURG<br />

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