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Kunstbulletin Dezember 2021

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

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Flow — Erzählfluss im Manga<br />

Zürich — Eine kleine Zeitreise gefällig? Beim<br />

Betreten der Ausstellung ‹Flow – Erzählfluss<br />

im Manga› im Museum Rietberg fühle ich mich<br />

blitzartig in meine Jugendjahre zurückversetzt:<br />

Minimalistische Holzgestelle und grelle<br />

Fleeceteppiche dominieren den Ausstellungsraum.<br />

Pinke Sprechblasen rufen den Besucherinnen<br />

und Besuchern von den Wänden her die<br />

Themen der Ausstellung zu: Genres, Panels<br />

und Genij – Codes aus der Mangawelt, die<br />

man nicht auf Anhieb versteht, aber die ihren<br />

Charme dennoch schon spielen lassen. Ich<br />

bin im Traumzimmer meiner Jugend gelandet,<br />

schon immer habe ich mir eine so poppig-coole<br />

Einrichtung gewünscht. Nur die Heldinnen und<br />

Helden meiner Kinder- und Jugendjahre fehlen:<br />

Pokémon, Digimon, Dragon Ball Z – keiner der<br />

Mangaklassiker der 1990er-Jahre findet Platz<br />

in der Flow-Ausstellung. Das liegt daran, dass<br />

die Schau sich gänzlich dem Erzählfluss im<br />

Manga und nur rudimentär seinen Figuren und<br />

der Rezeptionsgeschichte widmet. Aufbauend<br />

auf der Hauptausstellung ‹Liebe, Kriege,<br />

Festlichkeiten – Facetten der narrativen Kunst<br />

aus Japan› möchte das Museum Rietberg den<br />

Erzählstrukturen des Mangas, im Speziellen<br />

dem Lesefluss von rechts nach links, auf den<br />

Grund gehen. Besonders anregend sind bei<br />

diesem Unterfangen die interaktiven Ausstellungsposten.<br />

Kniend auf einer Reismatte darf<br />

man die traditionell-japanischen Bildrollen,<br />

die Emakis, lesen üben – sie wurden eigens für<br />

die Ausstellung mit Manga-Inhalten bedruckt.<br />

An einem anderen Posten können Besuchende<br />

eigene Mangazeichnungen erstellen. Das<br />

Highlight: Die Mangakünstlerin Christina Plaka<br />

hat für die Ausstellung eine Geschichte kreiert,<br />

Originalskizzen und eine Filmsequenz ihres Arbeitens<br />

werden gezeigt. So fühlt man sich, als<br />

würde man der Entstehung eines Mangas live<br />

beiwohnen – und endlich hinter die Kulissen<br />

der Zeichnungs- und Erzählkunst sehen.<br />

Ein paarmal habe ich den Flow der Ausstellung<br />

verloren und wusste nicht, wo ich als<br />

Nächstes hingehen sollte – obwohl ich den<br />

pinken Comicpfeilen am Boden gefolgt bin. Die<br />

pädagogischen Hinweise, wie man sich in der<br />

Ausstellung zu bewegen hat, finden kurz vor<br />

dem Ausgang eine Kulmination: Hier wurde ein<br />

Selfieposten mit einer Mangafigur eingerichtet.<br />

Wenn die Bilder auf Instagram gepostet<br />

werden, steht ein Geschenkpaket als Gewinn<br />

in Aussicht. Jugendliche und Kinder sollen<br />

also angesprochen werden, während sich die<br />

Eltern in der Leseecke ein Buddha-Manga<br />

einverleiben können. Gut gedacht und spannend<br />

konzipiert, nur: Dann dürften Pikachu und<br />

Pokeball nicht fehlen. Die wollen nämlich alle<br />

wiedertreffen, ich inklusive, aber dass Mangas<br />

von rechts nach links gelesen werden, weiss<br />

jedes Kind. Noëmi Roos (Schreiben über Kunst,<br />

MA Kulturpublizistik ZHdK)<br />

Christina Plaka · Monkey, Mouse und Tanuki,<br />

aus ‹Tanuki vs. Zodiac 12›, Originalanfertigung<br />

Prinz Genji aus ‹Like! Mr. Genji›, Band 1–4,<br />

est em Shōdensha, Toyoa, seit 2015<br />

→ Museum Rietberg, bis 30.1.<br />

↗ www.rietberg.ch<br />

HINWEISE // WOLFSBURG / ZÜRICH<br />

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