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Kunstbulletin Dezember 2021

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

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M.S. Bastian und Isabelle L. — Pulpokosmos<br />

Für den Neubau im Kunsthaus Grenchen hat das Bieler Kunst-<br />

Duo M.S. Bastian und Isabelle L. eine labyrinthische Installation<br />

geschaffen. Das begehbare Wimmelbild lädt uns zu einer Tour<br />

durch die Populärkultur ein. Zugleich werden wir aufgefordert,<br />

unseren Umgang mit Bildern zu hinterfragen.<br />

Grenchen — M.S. Bastian (*1963) und Isabelle L.(*1967) arbeiten seit beinahe zwanzig<br />

Jahren an einem gemeinsamen Werk, das deutlich von Comic- und Popkultur geprägt<br />

ist. Dieses Œuvre ist bunt, schräg, durchaus unterhaltsam, aber keinesfalls<br />

harmlos. Sein Zentrum ist der Pulp: eine fiktive Figur mit grossem Kopf, weiss wie<br />

die Daunenfedern von Donald Duck oder ein unbeschriebenes Blatt, und mit grossen<br />

schwarzen Augen ausgestattet, die verwundert in die Welt hinausgucken.<br />

Pulp, dessen Name auf den Begriff Pulp Fiction, also Trivialliteratur verweist,<br />

ist der Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus Grenchen:<br />

‹Pulpokosmos›. Im 300 m² grossen Neubau-Saal haben M.S. Bastian und Isabelle L.<br />

mithilfe zahlreicher Bilder, Zeichnungen, Karton-Objekte und Papiermaché-Figuren<br />

einen Parcours durch ihre Ideenwelt eingerichtet, die in ihrer bunten Überfülle an<br />

ein aus den Fugen geratenes Labyrinth erinnert. In diesem musikalisch unterlegten,<br />

begehbaren Wimmelbild begegnet man Comic-Helden wie Mickey Mouse und Tintin,<br />

aber auch Filmprotagonisten, literarischen Figuren sowie Verweisen auf Kunst und<br />

Geschichte, Politik und Pop. Pablo Picasso spiegelt sich im ‹Pulpokosmos› ebenso<br />

wie Caspar David Friedrich. Kinderbuchfiguren wie ‹Das doppelte Lottchen›, hier als<br />

«doppeltes Pülpchen», sind ebenso zu entdecken wie Objekte, die auf Masken aussereuropäischer<br />

Kulturen verweisen, oder auch melancholisch aufgeladene Motive.<br />

Die Rauminstallation ‹Pulpokosmos› ist eine ironisch gebrochene Tour durch die<br />

Popkultur des späten 20. Jahrhunderts. In der Überfülle der Exponate spiegelt sich<br />

die Bilder- und Informationsflut der Medien. Zugleich hinterfragt dieses ungewöhnlich<br />

üppige Arrangement die Usancen künstlerischer Präsentationen, genauer gesagt<br />

jene strenge, elegante Leere, die schon seit Jahrzehnten das Standardmodell<br />

für Ausstellungen in Museen, Kunsträumen, Galerien ist.Während diese White-Cube-<br />

Präsentationen darauf setzen, das einzelne Objekt in seiner Wertigkeit zu erhöhen,<br />

bieten M.S. Bastian und Isabelle L. einen Parcours, in den man buchstäblich eintauchen<br />

kann. Der ‹Pulpokosmos›, in ein dämmeriges Halbdunkel getaucht, durch das<br />

Effektlichter streifen, wirkt wie eine Filmkulisse, in der man zum Protagonisten wird<br />

und das Skript selbst zusammenfantasieren kann. Dieser narrative Aspekt und die<br />

Comic-Bildsprache erzeugen eine eigene Form von Zugänglichkeit. Alice Henkes<br />

→ ‹M.S. Bastian / Isabelle L.– Pulpokosmos›, Kunsthaus, bis 9.1. ↗ www.kunsthausgrenchen.ch<br />

→ ‹M.S. Bastian / Isabelle L. – Pulpastique›, Galerie Urs Reichlin, Zug, bis 8.1. ↗ www.ursreichlin.com<br />

→ ‹M.S. Bastian / Isabelle L. – Pulpomania›, Galerie Da Mihi, Bern, 14.1.-12.2. ↗ www.damihi.com<br />

86 <strong>Kunstbulletin</strong> 12/<strong>2021</strong>

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