13.11.2021 Aufrufe

Kunstbulletin Dezember 2021

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

grafie widerspiegelt. Hierbei wird deutlich, dass das Medium der Ausstellung als ein<br />

erweiterter Bildraum und ein vom Künstler komponiertes Gesamtkunstwerk verstanden<br />

wird, das den White Cube als vermeintlich neutralen Ausstellungsrahmen hinterfragt.<br />

«Jede Umgebung und jeder Kontext führt dazu, dass man das Werk auf eine<br />

sehr, sehr spezifische Art und Weise liest oder interpretiert», begründet Party sein<br />

Anliegen. «Ich bin mir bewusst, dass der Raum an sich – wie etwa ein Museum oder<br />

eine Galerie – bereits etwas bedeutet, und daher möchte ich ihn verändern, ergänzen<br />

oder farbig gestalten.»<br />

Der Blick hinter die glatte Fassade<br />

Fest steht,dass beide Ausstellungen nicht nur einen umfassenden Einblick in das<br />

künstlerische Schaffen von Nicolas Party bieten, sondern die Besucherinnen und Besucher<br />

insbesondere auf einer sinnlichen Ebene herausfordern. Denn: Hier werden<br />

wir mit unseren eigenen Wahrnehmungs- und Sehgewohnheiten konfrontiert, die im<br />

Alltag doch sehr stark vom endlosen Bildersog im Internet oder den sozialen Medien<br />

geprägt sind. Partys Werke verführen zwar auf den ersten Blick durch ihre formale<br />

Reduktion und Einfachheit, die Darstellung vermeintlich bekannter Gegenstände<br />

und Sujets und teilweise auch sehr gefällige, Social-Media-taugliche Farbigkeit und<br />

Inszenierung. Doch wer hinter die glatte Fassade blickt und sich darauf einlässt,<br />

bemerkt eine Verlangsamung des Wahrnehmens und Sehens. Wir werden dazu angehalten,<br />

die Aufmerksamkeit zu fokussieren, durch Partys Bildwelten und Gesamtkunstwerke<br />

zu flanieren und dabei das Zeitlose und Substanzielle der dargestellten<br />

Sujets zu entdecken, die sich analog dazu in der Instagram-Galerie finden lassen.<br />

Nicht zuletzt kann sich das Publikum auf ein Querfeldein durch die Kunstgeschichte<br />

einlassen, in den eigenen Assoziationen und Erinnerungen schwelgen oder auch Anknüpfungspunkte<br />

zu aktuellen Debatten wie etwa Geschlechts- oder Körperpolitik<br />

finden. So durchläuft man fast gänzlich unbemerkt eine Sehschule der Langsamkeit.<br />

Die Zitate des Künstlers stammen aus einem Telefoninterview vom 19.10.<strong>2021</strong>.<br />

Cynthia Krell, Kulturmanagerin und freie Kunstkritikerin, lebt in Siegen. cynthiakrell@gmail.com<br />

→ ‹Nicolas Party – Rovine›, Museo d’arte della Svizzera italiana MASI, Lugano, bis 9.1.; Begleitkatalog<br />

mit Beiträgen von Tobia Bezzola, Michele Robecchi, Francesca Bernasconi und Nicolas Party (it/en/de),<br />

Scheidegger & Spiess und Edizioni Casagrande ↗ www.masilugano.ch<br />

→ ‹Nicolas Party – Stage Fright›, Kestner Gesellschaft, Hannover, bis 9.1.<br />

↗ www.kestnergesellschaft.de<br />

FOKUS // NICOLAS PARTY<br />

53

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!