sind wir überfordert, können nicht sprechen. In diesem Zustand der Verwirrung konstituiert sich das Erhabene als «erlebter Widerspruch zwischen den Forderungen der Vernunft und der Macht der Einbildungskraft», um es mit Deleuze zu sagen. Das Ziel der erhabenen Erfahrung als ästhetische Kategorie besteht also darin, die Grenzen des Verstandes zu überschreiten, uns mit dem zu konfrontieren, was ausserhalb unseres Selbst liegt, unseren Geist und unsere Sinne überwältigt, es entsteht ein poetischer Raum für Kunst. Im Video ‹Aletsch Negative›,2019, von Laurence Bonvin findet ein gegenläufiger Prozess statt. Wir tauchen in den schmelzenden Riesen ein, werden Teil einer sich verändernden Morphologie der Natur. Auch Künstlerinnen wie Ana Mendieta untersuchten diese Unio mystica naturalis, die Verschmelzung des eigenen Seins mit der Natur, seit den späten 1960er-Jahren. Julian Charrières seltsam schöne Unterwasseraufnahme der zivilisatorischen Reste beim Bikini-Atoll, einem Testgelände für Atomwaffen, zeigt auf, was bleibt, wenn wir das Gegenteil zelebrieren, uns als Herren der Welt verstehen: Wir verwandeln unsere Kulturen in ein Atlantis der ästhetischen Ödnis. ‹Earth Beats› stellt diese Erkenntnis, dass wir die westliche Dichotomie zwischen Menschen und Natur überwinden müssen, wenn wir die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels überleben wollen, in einen historischen Kontext, der sich selbst konstant befragt, widerspricht und seine vermeintliche Linearität aufzuheben sucht. Die Arbeit ‹Forest Mind›, <strong>2021</strong>, von Ursula Biemann, eine Zweikanal- Videoinstallation, kann hier als Schlüssel zu einem neuen Zeitverständnis dienen. Die Künstlerin dokumentiert einerseits das Weltwissen der indigenen Bevölkerung im kolumbianischen Teil des Amazonas, das sie gleichzeitig spekulativ mit dem Vokabular der hegemonialen Wissenschaftssprache des Westens erweitert und befragt. Mit dem Ziel, diese Sprache zurück in einen poetischen Möglichkeitsraum zu führen, der uns einen Zugang zu einem integrativen, gleichberechtigten Wissenssystem für die Zukunft öffnen soll. Wenn dies nun etwas kompliziert formuliert klingt, dann ist das den komplexen Interdependenzen des Themas geschuldet, einem Umstand, dem auch die Sammlungsausstellung ‹Earth Beats› nicht entkommen kann und will. Damian Christinger → ‹Earth Beats – Naturbild im Wandel›, Kunsthaus, bis 6.2. ↗ www.kunsthaus.ch 102 <strong>Kunstbulletin</strong> 12/<strong>2021</strong>
Earth Beats – Naturbild im Wandel, Ausstellungsansichten Kunsthaus Zürich, <strong>2021</strong>. Fotos: Franca Candrian BESPRECHUNGEN // ZÜRICH 103
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Dezember 2021 Fr. 10.-/€ 8.-
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FOKUS 20 Sonia Kacem — Die Sinnli
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Camille Pissarro, Femme au fichu ve
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27-30.01.2022 10 th edition artgene
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The Name of Fear/Vaduz (Enge Räume
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ARAKAWA Waiting Voices Gagosian Bas
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Manor Kunstpreis Schaffhausen 2021
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06.11. 2021 13.02. 2022 VIVIAN SUTE
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Tiere Fremde undFreunde Winterausst
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Untitled (S Mirroring), 2021, Karto
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Ein bisschen fühlt es sich an, als
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FOKUS // SONIA KACEM 25
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FOKUS // SONIA KACEM 27
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aus dem 20 cm dicken Wellkarton ges
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erfassen, abwägen, verbinden FOKUS
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Hospital für Pestkranke, 1808-1810
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