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Kunstbulletin Dezember 2021

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

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On Photography<br />

Zürich — Fotografie boomt und Druckgrafik ist<br />

auf dem Rückzug – so die «Ausgangslage» der<br />

zweiphasigen ‹On Photography› bei der Edition<br />

VFO (Verein für Originalgraphik). Die gezeigten<br />

Arbeiten loten, laut zugehörigem Katalog, die<br />

Möglichkeiten der Materialisierung anhand<br />

«fotografischer und fototechnischer Arbeitsweisen<br />

in der Druckgrafik» aus. Im jetztigen<br />

zweiten Teil ‹On Photography – New Perspectives›<br />

bewegen sich die neu entstandenen Werke<br />

stärker im «intermedialen Diskurs» respektive<br />

im Feld der «Metafotografie», so Nathalie<br />

Herschdorfer in ihrem Essay.<br />

Katja Novitskova (*1984, Tallinn) zeigt die<br />

leuchtend fluoreszierende Abbildung einer<br />

computergenerierten Struktur, die an ein Gehirn<br />

oder Gekröse erinnert. Doch der Ursprung<br />

des unmittelbar auf eine Aluminiumoberfläche<br />

aufgebrachten Siebdrucks liegt nicht im direkt<br />

Sichtbaren, wie der Titel ‹Microbial Oasis› andeutet.<br />

Um ästhetisch-abstossende Strukturen<br />

zu erzeugen, nutzt die Künstlerin ein Programm<br />

für maschinelles Lernen und eine Open-<br />

Source-Datenbank mit 12’000 Aufnahmen von<br />

Viren und Proteinen. Sie nimmt dabei unseren<br />

Umgang mit solchen Abbildungen und Visualisierungen<br />

auf. Zugleich verweist sie auf die<br />

Datenbanken potenzieller organischer Strukturen,<br />

die – automatisiert generiert – unser<br />

Verhältnis zur Natur in Frage stellen. Ihre Arbeit<br />

kann stellvertretend für die Thematik des<br />

ersten Raums im VFO stehen, der dem Archiv<br />

und Experiment gewidmet ist: So etwa auch<br />

bei Gardar Eide Einarsson (*1976, Norwegen),<br />

der Fotografien für Polizeihandbücher ohne<br />

Kontext reproduziert, wodurch die Formation<br />

einer Motorradstaffel plötzlich zwischen Komik<br />

und latenter Gewalt oszilliert.<br />

Im zweiten Raum finden sich Werke, die «analoge»<br />

Experimente mit Fotografie verbinden:<br />

Shirana Shahbazi (*1974, lebt in Zürich)<br />

überführt die Aufnahme eines simplen Blumenmotivs,<br />

kombiniert mit einer eigens konzipierten<br />

Tapete, in ein Spiel der Anordnungen<br />

und Überlagerungen der Bildebenen. Lebt ihre<br />

Installation von offensichtlichen drucktechnischen<br />

Möglichkeiten, so werden diese bei Una<br />

Szeemann (*1975, Locarno) und ihren wolkenartigen<br />

Gebilden mit Kratzspuren verschleiert.<br />

Erst mit Hintergrundwissen wird die Versuchsanordnung<br />

mit Sand und Heliogravüre nachvollziehbar.<br />

Kurz: eine Schau, welcher der Blick<br />

auf die Möglichkeiten zwischen Fotografie und<br />

Druckgrafik so konzentriert wie überraschend<br />

gelingt. AD<br />

Una Szeemann · Virare al tatto I, <strong>2021</strong>,<br />

Heliogravüre, Ed. 5, Blattmass 76 x 55,8 cm<br />

Shirana Shahbazi · Berlin (A+B), <strong>2021</strong>, Diptychon,<br />

direkter Flachdruck, Ed. 37, je 40 x 60 cm,<br />

plus Tapete, Ausstellungsansicht VFO<br />

→ Edition VFO, bis 15.1. ↗ www.edition-vfo.ch<br />

HINWEISE // ZÜRICH<br />

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