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Kunstbulletin Dezember 2021

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

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Latifa Zafar Attaii (*1994, Ghazni, Afghanistan) lebt in Teheran<br />

Baqer Ahmadi (*1995, Ghazni, Afghanistan) lebte bis zum 22.8. in Kabul und ist jetzt in der Schweiz<br />

Arshi Irshad Ahmadzai (*1988, Najibabad, Indien) lebte bis zum 23.8. in Kabul u. ist jetzt in New Delhi<br />

Jeanno Gaussi (*1973, Kabul) ist in Indien aufgewachsen und lebt in Berlin<br />

Sher Ali Hossaini (*1983, Kabul) lebte bis zum 23.8. in Kabul und ist jetzt in der Schweiz<br />

Mohsin Taasha Wahidi (*1991, Kabul) lebte bis zum 14.8. in Kabul und ist jetzt in Paris<br />

Shahida Shaygan (*1997, Ghazni, Afghanistan) lebte bis zum 22.8. in Kabul und ist jetzt in der Schweiz<br />

lebende Künstlerin Latifa Zafar Attaii ist Hazara. Sie arbeitet seit Jahren an einer<br />

wachsenden Serie mit Hazara-Angehörigen. Diese geben ihr eine Passfotografie, die<br />

sie mit farbigen Wollfäden bestickt – zum Schutz der Beteiligten. Für die Ausstellung<br />

‹The Other Kabul – Remains of the Garden› fertigt sie 1000 neue Porträts an. Weitere<br />

1000 Porträts wird sie im Bündner Kunstmuseum Chur in einer Ausstellung über Stickerei,<br />

die ebenfalls im nächsten Jahr eröffnet wird, versammeln.<br />

Am Nachmittag des 13. August, zwei Tage vor dem Machtwechsel, sandte mir<br />

Mohsin Taasha ein Bild von sich und seiner Frau vor dem Eiffelturm. Die französische<br />

Botschaft hatte sie gerade aus dem Land geflogen. Grund war die Ausstellung<br />

‹Kharmora – L’Afghanistan au risque de l’art› in Marseille 2019, die durch das Institut<br />

français in Kabul kuratiert worden war. Die damals beteiligten Kunstschaffenden<br />

schwebten nun in akuter Gefahr.<br />

Wenige Minuten nach der eingangs erwähnten Pressekonferenz begannen wir,<br />

Bundesrat Ignazio Cassis einen Brief zu schreiben mit der Bitte, die an unserer Ausstellung<br />

beteiligten Künstlerinnen und Künstler zu evakuieren. Die Rettungsaktion<br />

der französischen Botschaft Afghanistans war das zentrale Argument, um Herrn<br />

Cassis zu fragen, wie die Schweiz sich bezüglich der durch uns gefährdeten Kunstschaffenden<br />

zu verhalten gedenke. Am 17. August schickten wir den Brief, den bis<br />

dann viele Verbündete mitunterschrieben hatten, nach Bern.<br />

Immer noch erfüllt es mich mit grosser Wärme, dass man in der Schweiz das Gehör<br />

der obersten Regierungsebene erreichen kann. Denn am Sonntagmorgen des<br />

22. August erhielten unsere Künstlerinnen und Künstler und ihre Familien einen Passagierschein,<br />

um in die Schweiz zu gelangen. Das EDA empfahl ihnen, sich in derselben<br />

Nacht auf den Weg zu machen. Auf eigene Faust, ohne Garantie und nur mit<br />

kleinem Gepäck. Baqer Ahmadi und Shahida Shaygan packten umgehend. Die Künstlerin<br />

füllte ihren Rucksack mit den Objekten für das Kunstmuseum Thun. Die Reise<br />

der beiden in die Schweiz dauerte sechs Tage. Sher Ali Hossaini gelangte mit seiner<br />

Frau und seiner Tochter über Umwege später in die Schweiz. Arshi Irshad Ahmadzai<br />

konnte sich nach Indien retten. Mohsin Taasha und seine Frau, die Künstlerin Zahra<br />

Koudadadi, leben heute in Marseille.<br />

Susann Wintsch ist Kunsthistorikerin und Kuratorin des Vereins Treibsand – Contemporary Art in Western<br />

Asia and Beyond. Sie lebt in Zürich. susann.wintsch@treibsand.ch<br />

→ ‹The Other Kabul – Remains of the Garden›, Kunstmuseum Thun, 3.9.–4.12.2022.; ‹Kharmora –<br />

L’Afghanistan au risque de l’art›, Éditions du Mucem, Actes Sud, 2019 ↗ www.kunstmuseumthun.ch<br />

→ ‹Venedigsche Sterne – Kunst und Stickerei›, Bündner Kunstmuseum Chur, 27.8.–20.11.2022<br />

↗ www.kunstmuseum.gr.ch<br />

64 <strong>Kunstbulletin</strong> 12/<strong>2021</strong>

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