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Kunstbulletin Dezember 2021

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

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Eamon Ore-Giron<br />

Genf — Eine fast andächtige Stimmung verbreiten<br />

die abstrakt-geometrischen Leinwände<br />

des Kaliforniers Eamon Ore-Giron (*1973) in<br />

den Kellergewölben des Espace Muraille. Die<br />

farbigen Permutationen von Kreisen, oft in<br />

Kombination mit goldbronzenen Grundformen<br />

wie Dreiecken, schaffen Symmetrien und<br />

deuten Perspektiven an. Wobei der geordnete<br />

Eindruck auf der ungrundierten Leinwand ab<br />

und an durch das Herausfallen von Formen<br />

oder das Überlagern derselben aufgebrochen<br />

wird. Ore-Giron spielt zudem über Kleinstserien<br />

Möglichkeiten der Kombinatorik durch,<br />

wie auf den achtzehn Gemälden für die Schau<br />

‹Auto-Tune›. Sie erinnern assoziativ an Universen,<br />

Sonnenuntergänge oder gar geflügelte<br />

Götterwesen – erinnern an eine Mischung von<br />

Mustern lateinamerikanischer Textilien, bewusstseinserweiterter<br />

Kunst der 1970er-Jahre<br />

und Vorbildern aus dem alten Ägypten.<br />

Dass Betrachtende damit gar nicht so falschliegen,<br />

zeigen die ergänzend präsentierten, in<br />

Zusammenarbeit mit mexikanischen Manufakturen<br />

entstandenen Tapisserien. Sie unterstreichen<br />

den indigenen süd- und mittelamerikanischen<br />

Einfluss. Was Ore-Giron in seiner<br />

abstrakten Bildsprache mit unterschiedlichen<br />

europäischen und südamerikanischen modernistischen<br />

Traditionen in den Dialog setzt, wie<br />

die Kuratorin Valentina Locatelli schreibt.<br />

Eamon Ore-Giron, mit irischen und peruanischen<br />

Wurzeln, versteht sein Werk als interdisziplinär<br />

und genreübergreifend, was sich vor<br />

allem in den Videos und der Musik ausdrückt:<br />

Darin untersuche er «Muster», Musik, Farben<br />

und Rhythmus im Sinne eines transnationalen<br />

Austauschs. Zudem spielt beim Künstler, der<br />

auch als DJ arbeitet, die Idee der synästhetischen<br />

Erfahrung eine wichtige Rolle, wie der<br />

Titel andeutet.<br />

Die Galerie Espace Muraille bietet den passenden<br />

Rahmen, sich darauf einzulassen:<br />

Zwar an einer befahrenen Kreuzung unweit<br />

der Société des Arts de Genève, liegt sie tief in<br />

einer Stützmauer – entspricht aber so gar nicht<br />

den landläufigen Vorstellungen einer «Kellergalerie».<br />

Vielmehr bieten die zwei Stockwerke<br />

mit ihren weiss gestrichenen Tonnengewölben<br />

mit gezielter Ausleuchtung einen fast monastischen<br />

Hintergrund zum Entdecken der Werke<br />

von Eamon Ore-Giron, dessen Schau in Genf<br />

die erste auf dem Kontinent ist. In den USA ist<br />

er jedoch bereits ein beachteter Biennale-Teilnehmer<br />

und hat in Los Angeles und New York<br />

bereits grosse Kunstprojekte im öffentlichen<br />

Raum realisiert. AD<br />

Eamon Ore-Giron · Infinite regrets CLX,<br />

<strong>2021</strong>, Mineralfarbe und Vynil auf Leinwand,<br />

175 x 137 cm. Foto: Charles White<br />

Eamon Ore-Giron · Infinite regrets CLXII,<br />

<strong>2021</strong>, Mineralfarbe und Vynil auf Leinwand,<br />

183 x 183 cm. Foto: Charles White<br />

→ Espace Muraille, bis 11.12.<br />

↗ www.espacemuraille.com<br />

70 <strong>Kunstbulletin</strong> 12/<strong>2021</strong>

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