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Kunstbulletin Dezember 2021

Unsere Dezember Ausgabe 2021, mit Beiträgen zu Sonia Kacem, Sophie Bouvier Ausländer, Nicolas Party, The Other Kabul, uvm.

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Laura Lima — Playful Geometry<br />

Im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich tritt Laura<br />

Limas Installation ‹Bar Restaurant› in einen Dialog mit Werken<br />

der Minimal Art, der Konzeptkunst und der abstrakten Malerei.<br />

Verbindendes Element: die geometrische Form. Es ist ein gleichermassen<br />

überraschendes wie anregendes Nebeneinander.<br />

Zürich — Ein Regenschirm und ein Kubus treffen sich in einer Bar. Was wie der Anfang<br />

eines surrealistischen Witzes klingt, ist die Konstellation, die der Arbeit ‹Bar Restaurant›<br />

der brasilianischen Künstlerin Laura Lima (*1971) zugrundeliegt. An zwölf<br />

kleinen Holztischen sitzen jeweils zwei Objekte vor einem Glas Bier: ein weisser Regenschirm,<br />

ein gelber Kegel aus Papier, ein unförmiger Klumpen Ton, ein roter Kubus.<br />

Ein Kellner oder eine Kellnerin schenkt Bier nach, wenn einer der stummen Gäste auf<br />

dem Trockenen sitzt. Limas raumfüllende, mit zahlreichen kunsthistorischen Referenzen<br />

versehene Installation bildet den Auftakt und den Blickfang der Ausstellung<br />

‹Playful Geometry› im Migros Museum für Gegenwartskunst.<br />

2013 für ebendieses Museum entstanden, ist ‹Bar Restaurant› nun weiteren Werken<br />

aus der Sammlung gegenübergestellt: Arbeiten von Vertretern der Konzeptkunst<br />

und der Minimal Art, einem der Sammlungsschwerpunkte des Migros Museum. Die<br />

grossen Amerikaner Donald Judd (1928–1994), Robert Mangold (*1937) und Sol LeWitt<br />

(1928–2007) sind ebenso zugegen wie wichtige Schweizer Kunstschaffende: Olivier<br />

Mosset (*1944), Sylvie Fleury (*1961) und Valentin Carron (*1977). Auf den ersten Blick<br />

scheint ‹Bar Restaurant› wenig gemein zu haben mit seinen Ausstellungsnachbarn:<br />

Deren strenge geometrische Formen und monochrome Farbflächen wirken geradezu<br />

nüchtern im Vergleich zu Limas Arbeit, die erzählerisch und augenzwinkernd ist, belebt<br />

von der Anwesenheit des Kellners, der ihr etwas Performatives verleiht.<br />

Je länger man sich aber zwischen den beiden Welten, die sich über zwei Ausstellungsräume<br />

im Erdgeschoss verteilen, hin und her bewegt, desto mehr drängen die<br />

Gemeinsamkeiten in den Vordergrund. Robert Mangolds geometrisch geformte Leinwände<br />

und Sol LeWitts an die Wand gehängte dreieckige, quadratische und runde<br />

Rahmen lassen an die Kegel, Zylinder und Kuben in Limas Bar denken. Deren leuchtende<br />

Farbigkeit wiederum erinnert an Olivier Mossets monochrome Gemälde, die<br />

präzise Platzierung der Tische und Stühle an die siebzig regelmässig angeordneten<br />

Radkappen von Sylvie Fleurys ‹She Devils on Wheels Hubcaps Collection›. Und auf<br />

einem der Stühle in Limas ‹Bar Restaurant› entdeckt man ein Bild des deutschen<br />

Malers Blinky Palermo (1943–1977), ein grünes Dreieck auf weissem Hintergrund –<br />

als hätte es sich von den anderen Gemälden der Ausstellung verabschiedet und sich,<br />

anstatt weiter an der Wand zu hängen, ein Feierabendbier gegönnt. Tobias Söldi<br />

(Schreiben über Kunst, MA Kulturpublizistik ZHdK)<br />

→ ‹Laura Lima – Playful Geometry›, Migros Museum für Gegenwartskunst, bis 9.1. ↗ migrosmuseum.ch<br />

94 <strong>Kunstbulletin</strong> 12/<strong>2021</strong>

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