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HANSA 04-2018

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Versicherungen | Insurance<br />

Ein Fall wie aus dem Lehrbuch<br />

Wieder einmal ein Feuer auf einem Containerschiff, womöglich wieder einmal<br />

Selbstentzündung von Gefahrgut, wieder keinerlei Chance das Feuer mit Bordmitteln<br />

zu löschen. Was werden die Lehren aus der Havarie der »Maersk Honam« sein?<br />

An Bord der »Maersk Honam«<br />

(15.200 TEU, Baujahr 2017) war am<br />

6. März auf dem Weg von Singapur in<br />

Richtung Suez aus bislang ungeklärter<br />

Ursache ein Feuer ausgebrochen. Rund<br />

900 sm südöstlich von Salalah (Oman)<br />

kam es zu dem Unglück. Nach erfolglosen<br />

Löscharbeiten hatte die Besatzung<br />

ein Notsignal ausgesandt. 23 Besatzungsmitglieder<br />

wurden auf die in der<br />

Nähe befindliche »ALS Ceres« evakuiert,<br />

vier Seeleute blieben zunächst vermisst.<br />

Nach fünf Tagen war das Feuer gelöscht.<br />

Bilanz: Fünf Tote, das Vorschiff mitsamt<br />

Containern ausgebrannt, Maersk Line erklärte<br />

»Havarie-grosse«, technischer Totalschaden.<br />

Die erwartet hohen Kosten für Sicherung<br />

und Bergung sollen nun gemeinsam<br />

von »Schiff, Ladung und Fracht«<br />

beglichen werden, sie werden auf die an<br />

der Seereise Beteiligten im Verhältnis der<br />

geretteten Werte aufgeteilt. Verlader, die<br />

Container auf der »Maersk Honam« haben,<br />

müssen als erstes einen Verpflichtungsschein<br />

(GA Bond) zeichnen und<br />

eine Garantie ihres Warentransportversicherers<br />

einreichen, damit ihre Ladung<br />

später im Nothafen freigestellt wird.<br />

Unklar bleibt die Unglücksursache.<br />

Maersk-COO Søren Toft, hatte bestätigt,<br />

dass die »Maersk Honam« Gefahrgut geladen<br />

hatte. Warum das Feuer ausgebrochen<br />

ist, konnte bislang aber noch nicht<br />

ermittelt werden. Die indische Polizei<br />

hat eine Routineuntersuchung des Vorfalls<br />

eingeleitet und will alle Besatzungsmitglieder<br />

zu den Ereignissen befragen.<br />

Auch Maersk hatte eingehende Untersuchungen<br />

angekündigt.<br />

Nicht auszuschließen ist also, dass es,<br />

wie bei ähnlichen Fällen zuvor, Gefahrgut<br />

war, das zur Selbstentzündung neigt,<br />

möglicherweise Calciumhypochlorid.<br />

»Dann wäre das ein ganz typischer Fall.<br />

Es ist unter Deck passiert, es gab wohl<br />

einen Löschversuch und Explosionen. Es<br />

haben fünf Menschen ihr Leben verloren,<br />

was sehr bedauerlich ist. Die Schiffsbesatzungen<br />

haben, bis auf die CO2-Anlage<br />

in den Luken, keine Möglichkeit, das<br />

Feuer aus sicherer Distanz zu bekämpfen,<br />

das geht nur mit Menschen vor Ort«,<br />

sagt Uwe-Peter Schieder vom Gesamtverband<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(GDV).<br />

Die deutschen Versicherer setzen sich<br />

bei der IMO für heutigen Schiffsgrößen<br />

angemessene Brandschutzvorgaben<br />

ein (s. <strong>HANSA</strong> 02/<strong>2018</strong>). So fordern sie<br />

die Aufteilung von Großcontainerschiffen<br />

in Brandabschnitte, die physisch getrennt<br />

und automatisch überwacht werden.<br />

Fernsteuerbare Löschmonitore<br />

sollen Menschen im Gefahrenbereich unnötig<br />

machen, gekühlte Lukendeckel und<br />

Sprinkleranlagen unter Deck gehören<br />

ebenso zum Konzept. Tragbare Monitore,<br />

wie sie die IMO mittlerweile vorschreibt,<br />

hält Schieder für kaum wirkungsvoll. Sie<br />

könnten nur punktuell kühlen und müssten<br />

wiederum von Menschen bewegt und<br />

geschwenkt werden. »Brennende Container<br />

kann man nur kontrolliert abbrennen<br />

lassen, löschen ist kaum möglich,<br />

dazu müsste man sie öffnen«, erklärt er.<br />

Einen Beweis für die Wirksamkeit der<br />

baulichen Sektionierung von Schiffen<br />

sieht er durch den Brandverlauf auf der<br />

»Maersk Honam« erbracht: »Es hat genau<br />

bis zum Deckshaus gebrannt, da war<br />

eine physische Barriere.« Der Brand der<br />

»Maersk Honam« mit fünf Toten sei als<br />

schwerer Vorfall zu werten, so der Versicherungsexperte,<br />

»ein schwerer Fall der<br />

sich nicht ausweiten konnte. Es konnte<br />

schnell genug eingegriffen werden, dank<br />

der Barriere Deckshaus und externer Hilfe<br />

ist ›nur‹ das Vorschiff ausgebrannt. Ein<br />

Brand auf dem Achterschiff wäre in diesem<br />

Fall wohl verheerender gewesen, hier<br />

gab es keinerlei Barrieren«, so Schieder.<br />

Einen starken Schub für die Initiative<br />

der Versicherer bei der IMO erwartet<br />

er durch den Vorfall aber nicht. »Das ist<br />

eher ein Stück Holz auf ein ständig glimmendes<br />

Feuer«, sagt er. Wirkungsvoller<br />

als ein großer Schaden sei die öffentliche<br />

Wahrnehmung des Themas, in den hiesigen<br />

Medien spiele der Vorfall aber keine<br />

Rolle – alles zu weit weg. Tatsächlich<br />

ist der Unglücksort im Indischen Ozean<br />

weit entfernt, man stelle sich vor, das<br />

Schiff wäre auf der Elbe oder der Schelde<br />

in Brand geraten und hätte noch dazu<br />

Das Deckshaus als Barriere hielt das<br />

Feuer im Vorschiff<br />

Fotos: Indian Coast Guard<br />

18 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 4

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