HANSA 04-2018
Aktien & Börsen | Marktkompass Offshore | Wasserbau & Planungsrecht | Datenbrillen im Schiffbau | COMPIT 2018 | Fährschifffahrt | Arktische Schifffahrt | Hafnia
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Schifffahrt | Shipping<br />
»KüMo-Flotte ist nicht vorbereitet«<br />
Der langjährige KüMo-Experte Christian Buckow bedient seit 2014 den Markt mit dem<br />
Abschluss- und Index-Portal »fixbo«. Für die <strong>HANSA</strong> wirft er einen Blick auf den Shortsea-<br />
Verkehr in der Ostsee, den Zustand der Flotte und die Aussichten<br />
Womit punkten KüMos in der Ostsee?<br />
Christian Buckow: Grundsätzlich kann<br />
man sagen, dass KüMos immer dort im<br />
Vorteil gegenüber Linien- und Systemverkehren<br />
sind, wo innerhalb Europas sowohl<br />
auf der Produktions- wie auch der<br />
Verbraucherseite werksnahe Verkehre<br />
über kleine Häfen betroffen sind. Gegenüber<br />
anderen Transportsystemen wird der<br />
Wettbewerb jedoch stärker, sobald große<br />
und regelmäßige Ladungsmengen über<br />
Haupthäfen geroutet werden können.<br />
Bei welchen Güterarten sind KüMos im<br />
Ostsee-Verkehr am stärksten vertreten?<br />
Buckow: Im Verkehr innerhalb Europas<br />
können KüMos alles im Dry- und Breakbulk-Bereich<br />
transportieren, angefangen bei<br />
der Agrarwirtschaft, hier nicht nur Getreide-<br />
und Futtermittelladungen, sondern auch<br />
Düngemittel und die Forstproduktindustrie<br />
einschließt. In der Energieversorgung<br />
hat das KüMo bei den Kohletransporten an<br />
Bedeutung verloren, da diese mittlerweile<br />
hauptsächlich in größeren Einheiten bewegt<br />
wird. Ein gewisser Ersatz hat sich allerdings<br />
im Transport von alternativen Energieträgern<br />
wie Hackschnitzeln oder -pellets aus<br />
Holzabfällen oder pelletierten Agrarhülsen<br />
entwickelt. Weiterhin gibt es die Versorgung<br />
mit Rohstoffen für die ansässigen Produktionsstätten,<br />
China Clay für die Papierindustrie,<br />
Mineralien, Baustoffe für den Straßenbau.<br />
Im Stahlbereich werden neben den<br />
gängigen Produkten wie Coils oder Rebars<br />
auch Halbprodukte wie Masseln<br />
(Pigiron), Brammen, Schrott<br />
und Zusatzstoffe (Alloys),<br />
auch Metalle wie Kupfer,<br />
Nickel und Aluminium bewegt.<br />
Schnittholz, früher<br />
eine wesentliche Ladungsart,<br />
hat an Bedeutung verloren.<br />
Nicht weil die Mengen<br />
geringer sind, sondern<br />
weil große Mengen systematisiert<br />
und partiegerecht auf flatracks,<br />
Eisenbahnwaggons oder in<br />
Containern bewegt werden. »First<br />
open water« als Startsignal für einen<br />
Frühjahrsboom und passend<br />
zur wieder einsetzenden Bauindustrie<br />
hat hingegen schon lange keine Bedeutung<br />
mehr.<br />
Christian Buckow,<br />
CEO & Gründer B/L Transport<br />
Foto: B/L Transport<br />
Was hat sich verändert?<br />
Buckow: »Just in time« nimmt zu, besonders<br />
seit Dänemark, Schweden und bedingt<br />
auch Norwegen über die Beltbrücken<br />
landseitig an Europa angeschlossen<br />
sind. Da schon immer eine gegenseitige<br />
Abhängigkeit von kleinen Häfen<br />
und kleinen Schiffen bestand, haben die<br />
Landanbindungen in Ostdänemark und<br />
Südschweden zu einem »Sterben« verschiedener<br />
kleiner Häfen geführt und deshalb<br />
ist dort die Nachfrage nach kleinen<br />
KüMos gesunken. Klimatische Veränderungen<br />
können zudem wie zuletzt 2017 zu<br />
enttäuschenden Ernten führen, also zu einer<br />
Veränderung des Agrarhandels verbunden<br />
mit mehr Tonnenmeilen.<br />
Was erwarten Sie für die Zukunft?<br />
Buckow: Die rückläufige Anzahl an kleinen<br />
KüMos könnte den Betrieb weiterer<br />
kleiner Häfen unwirtschaftlich werden<br />
lassen. Dort wird sich die lokale Wirtschaft<br />
verstärkt Containern zuwenden.<br />
Wir sehen hier einen wachsenden Bedarf<br />
an Bulk-Containern. Positiv könnte sich<br />
allerdings das wachsende Interesse an einer<br />
besseren Umweltbilanz der Industrie<br />
auswirken. Weitere Vorteile durch Abgasreinigungsanlagen<br />
oder alternative Treibstoffe<br />
wie LNG könnten hier kurzfristig<br />
entstehen sobald diese Technologien ausgereift<br />
sind.<br />
34 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 4