18.11.2021 Aufrufe

HANSA 04-2018

Aktien & Börsen | Marktkompass Offshore | Wasserbau & Planungsrecht | Datenbrillen im Schiffbau | COMPIT 2018 | Fährschifffahrt | Arktische Schifffahrt | Hafnia

Aktien & Börsen | Marktkompass Offshore | Wasserbau & Planungsrecht | Datenbrillen im Schiffbau | COMPIT 2018 | Fährschifffahrt | Arktische Schifffahrt | Hafnia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schifffahrt | Shipping<br />

»KüMo-Flotte ist nicht vorbereitet«<br />

Der langjährige KüMo-Experte Christian Buckow bedient seit 2014 den Markt mit dem<br />

Abschluss- und Index-Portal »fixbo«. Für die <strong>HANSA</strong> wirft er einen Blick auf den Shortsea-<br />

Verkehr in der Ostsee, den Zustand der Flotte und die Aussichten<br />

Womit punkten KüMos in der Ostsee?<br />

Christian Buckow: Grundsätzlich kann<br />

man sagen, dass KüMos immer dort im<br />

Vorteil gegenüber Linien- und Systemverkehren<br />

sind, wo innerhalb Europas sowohl<br />

auf der Produktions- wie auch der<br />

Verbraucherseite werksnahe Verkehre<br />

über kleine Häfen betroffen sind. Gegenüber<br />

anderen Transportsystemen wird der<br />

Wettbewerb jedoch stärker, sobald große<br />

und regelmäßige Ladungsmengen über<br />

Haupthäfen geroutet werden können.<br />

Bei welchen Güterarten sind KüMos im<br />

Ostsee-Verkehr am stärksten vertreten?<br />

Buckow: Im Verkehr innerhalb Europas<br />

können KüMos alles im Dry- und Breakbulk-Bereich<br />

transportieren, angefangen bei<br />

der Agrarwirtschaft, hier nicht nur Getreide-<br />

und Futtermittelladungen, sondern auch<br />

Düngemittel und die Forstproduktindustrie<br />

einschließt. In der Energieversorgung<br />

hat das KüMo bei den Kohletransporten an<br />

Bedeutung verloren, da diese mittlerweile<br />

hauptsächlich in größeren Einheiten bewegt<br />

wird. Ein gewisser Ersatz hat sich allerdings<br />

im Transport von alternativen Energieträgern<br />

wie Hackschnitzeln oder -pellets aus<br />

Holzabfällen oder pelletierten Agrarhülsen<br />

entwickelt. Weiterhin gibt es die Versorgung<br />

mit Rohstoffen für die ansässigen Produktionsstätten,<br />

China Clay für die Papierindustrie,<br />

Mineralien, Baustoffe für den Straßenbau.<br />

Im Stahlbereich werden neben den<br />

gängigen Produkten wie Coils oder Rebars<br />

auch Halbprodukte wie Masseln<br />

(Pigiron), Brammen, Schrott<br />

und Zusatzstoffe (Alloys),<br />

auch Metalle wie Kupfer,<br />

Nickel und Aluminium bewegt.<br />

Schnittholz, früher<br />

eine wesentliche Ladungsart,<br />

hat an Bedeutung verloren.<br />

Nicht weil die Mengen<br />

geringer sind, sondern<br />

weil große Mengen systematisiert<br />

und partiegerecht auf flatracks,<br />

Eisenbahnwaggons oder in<br />

Containern bewegt werden. »First<br />

open water« als Startsignal für einen<br />

Frühjahrsboom und passend<br />

zur wieder einsetzenden Bauindustrie<br />

hat hingegen schon lange keine Bedeutung<br />

mehr.<br />

Christian Buckow,<br />

CEO & Gründer B/L Transport<br />

Foto: B/L Transport<br />

Was hat sich verändert?<br />

Buckow: »Just in time« nimmt zu, besonders<br />

seit Dänemark, Schweden und bedingt<br />

auch Norwegen über die Beltbrücken<br />

landseitig an Europa angeschlossen<br />

sind. Da schon immer eine gegenseitige<br />

Abhängigkeit von kleinen Häfen<br />

und kleinen Schiffen bestand, haben die<br />

Landanbindungen in Ostdänemark und<br />

Südschweden zu einem »Sterben« verschiedener<br />

kleiner Häfen geführt und deshalb<br />

ist dort die Nachfrage nach kleinen<br />

KüMos gesunken. Klimatische Veränderungen<br />

können zudem wie zuletzt 2017 zu<br />

enttäuschenden Ernten führen, also zu einer<br />

Veränderung des Agrarhandels verbunden<br />

mit mehr Tonnenmeilen.<br />

Was erwarten Sie für die Zukunft?<br />

Buckow: Die rückläufige Anzahl an kleinen<br />

KüMos könnte den Betrieb weiterer<br />

kleiner Häfen unwirtschaftlich werden<br />

lassen. Dort wird sich die lokale Wirtschaft<br />

verstärkt Containern zuwenden.<br />

Wir sehen hier einen wachsenden Bedarf<br />

an Bulk-Containern. Positiv könnte sich<br />

allerdings das wachsende Interesse an einer<br />

besseren Umweltbilanz der Industrie<br />

auswirken. Weitere Vorteile durch Abgasreinigungsanlagen<br />

oder alternative Treibstoffe<br />

wie LNG könnten hier kurzfristig<br />

entstehen sobald diese Technologien ausgereift<br />

sind.<br />

34 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 155. Jahrgang – <strong>2018</strong> – Nr. 4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!