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schwarze Szene - LOGO Jugendmanagement Steiermark

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Normalverbraucher. Sie hegen die Überzeugung, dass wenn der Tod wie in<br />

vorkirchlichen Zeiten erst einmal entdämonisiert wurde, auch ein lockerer Umgang in<br />

der Gesellschaft damit erreicht werden kann. Kenner der <strong>Szene</strong>n sind überzeugt, dass<br />

die Goths keine Subkultur sind, die zum Selbstmord anstiftet, sondern die um<br />

Todesakzeptanz bemüht ist.<br />

Dennoch: Sehnsucht und <strong>schwarze</strong> Romantik sind Schlüsselbegriffe. Düstere<br />

Theatralik herrscht vor, der Weltuntergang ist ein wichtiges Thema,<br />

Endzeitstimmung ist immer wieder angesagt. So wie im Mittelalter die Pest wütete, so<br />

wütet heute AIDS, ist eine der Stellungnahmen aus der <strong>Szene</strong>. Depressive<br />

Verstimmungen, Melancholie, Todessehnsucht bei aller Todesakzeptanz, manchmal<br />

auch Nekrophilie sind für die Gothszene (mit)prägend. Und ein Trend zu noch mehr<br />

Morbidität, Melancholie und Nekrophilie wird von einigen Insidern prognostiziert; eine<br />

Reaktion, die die immer frustierenderen Lebensverhältnisse im amtierenden<br />

Neoliberalismus spiegelt.<br />

Die <strong>schwarze</strong> Musik ist „dunkle Poesie, die von Sehnsucht, Liebe und dem Tod<br />

erzählt“ 621 . Die Depressionen des menschlichen Lebens, die von der <strong>Szene</strong> als normal<br />

erachtet werden, sollen nicht versteckt oder ausgegrenzt, sondern ganz natürlich<br />

miteinbezogen und gelebt werden, da sie nur hierdurch überwunden werden können.<br />

Durch diesen etwas ungewöhnlichen Umgang mit bestimmten Problemen der<br />

Jugendzeit ist die Gothic-Bewegung wohl zurecht als eine <strong>Szene</strong> bezeichnet worden, in<br />

der sich vor allem Außenseiter versammeln. Und sie fühlen sich auch wohl dort. So<br />

kommt es, dass die <strong>Szene</strong> schwer zugänglich ist, Neueinsteiger eher gemieden werden<br />

und auch untereinander der Kontakt oft nicht so eng ist. Eher ist man gemeinsam<br />

einsam.<br />

Die Bewegung des Gothic führte auch zu einer Renaissance eines verklärt<br />

dargestellten Bildes des Mittelalters innerhalb der <strong>Szene</strong>. Minne und Innerlichkeit<br />

gewannen an Wert. Oft ist dieses Mittelalterbild unter dem Einfluß des Neofolk heiter<br />

621 Matzke/Seeliger, 2002, S. 77 (Zitat Thomas Rainer von „L’Âme Immortelle“, einer österr. Band).<br />

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