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schwarze Szene - LOGO Jugendmanagement Steiermark

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Musikern der spielenden Band angesagt wird. Hierbei stehen sich zwei Gruppen des<br />

Publikums gegenüber und stürmen auf ein Signal hin aufeinander los.<br />

Über die genauen Unterschiede zwischen bangen, moshen, pogen, wrecken und<br />

dergleichen wird laufend diskutiert.<br />

Obgleich diese „Tanzformen“ gewalttätig wirken, kommt es nur in Ausnahmefällen zu<br />

ernsthaften Verletzungen. Auf Schwächere wird Rücksicht genommen, ist jemand<br />

gestürzt, hilft man dieser Person sofort auf und schafft sie aus der „Gefahrenzone“.<br />

So führt die Musik in Zusammenhang mit der körperlichen Bewegung zur Befreiung<br />

aufgestauter Wut und Aggression, die Fans geraten in einen Zustand jenseits von<br />

Schmerz oder Erschöpfung, sie gehen in der Massenekstase auf und transzendieren<br />

zeitweise ihr Ich; ein von Rockkonzerten gut bekanntes Phänomen, das zumindest<br />

ansatzweise mit schamanistischen Ekstasepraktiken und -zuständen verglichen werden<br />

kann. Die Sehnsucht nach einer „unio mystica“ 305 ist tief im Menschen verwurzelt und<br />

hat Aufklärung und Industrialisierung offenbar heil überstanden, wenngleich der<br />

Mystiker der Vergangenheit und der headbanger des Metal in verschiedenen<br />

kulturellen Zusammenhängen stehen. Nur wenige Metal-Musiker und -Fans<br />

konsumieren harte Drogen, um das Metalerleben noch zu steigern, eine zunehmende<br />

Zahl von Metalheads lehnt Drogen jeder Art ab.<br />

Die fortschreitende Industrialisierung, Durchrationalisierung und<br />

Kommerzialisierung aller Lebensbereiche führt zu einem Verlangen nach einer<br />

„starken“ Musik, die man körperlich spüren kann, bei der Aggressionen, Frustrationen<br />

und das Gefühl des Eingekerkertseins in triste, unveränderbare Arbeitsverhältnisse<br />

abgebaut werden können. Metal war in den Anfängen eine Musik für Rebellen, die<br />

von parteipolitischem Engagement oder dem Hippieaussteigertum wenig hielten. Ihr<br />

Frust wurde bei Konzerten abgebaut, gleichzeitig erfolgte ein Sicherheitsgefühl, das<br />

die „Community“ gewährte. Insider betonten, dass die zwanghafte Normalität unserer<br />

neoliberalistischen Arbeitswelt in Wirklichkeit den Horrorszenarien der Metaltexte<br />

gleichzusetzen sei. Werwolf und Vampir würden zu Chefs, Politkern, Lehrern etc. In<br />

305 Eigentlich ein Begriff der (christlichen) Mystik; „Einswerdung“ (mit Gott).<br />

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