Musik im Dokumentarfilm I - DOK.fest München
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Knistern der Zeit<br />
In Memoriam<br />
Der am 21. August 2010 verstorbene Christoph Schlingensief war als Künstler<br />
und Mensch ein geradezu zwanghafter Provokateur und geistreiches<br />
Enfant terrible. Er machte es kaum jemandem leicht, ihm und seiner Kunst<br />
bedingungslos zu folgen: Schlingensief forderte den Kopf von Kanzler Kohl,<br />
brachte Ausländer in Wien in einen Container, ließ die geografische Lage<br />
ausgesuchter KZs <strong>im</strong> Quiz erraten und massenweise Ostdeutsche <strong>im</strong> Film<br />
massakrieren. Im Herzen war er doch nichts weiter als ein tiefgläubiger<br />
Moralist, dem aber nichts und niemand heilig war, wenn es nur um die Sache<br />
ging. »Ich muss euch sagen: Gott ist nicht gut. Aber lasst euch trösten:<br />
Ich bin gut«, lautete ein Satz aus seinem letzten Theaterstück. Christoph<br />
Schlingensief hinterlässt in der nationalen und internationalen Kunstszene<br />
eine schmerzliche Lücke. Daniel Sponsel<br />
As an artist and performer, Christoph Schlingensief, who passed<br />
away on 21st August 2010, was a downright compulsive provocateur and a<br />
witty enfant terrible. He did not make it easy for people to follow h<strong>im</strong> and his<br />
art unreservedly: Schlingensief called for the head of Chancellor Kohl; put<br />
asylum seekers in a container in Vienna; got people to guess the geographical<br />
location of concentration camps in a quiz and massacred East Germans en<br />
masse in one of his films. At heart however he was no more than a profound<br />
moralist, to whom, when it came down to business, nothing and no one was<br />
sacred. “I must inform you: God is not good. But take heart: I am good” is a<br />
sentence from his last theatre play. Christoph Schlingensief’s death left behind<br />
a deep hole in the national and international art scene. Daniel Sponsel<br />
Knistern der Zeit<br />
„Kunst kann wirklich heilen, Kunst ist Balsam für die Seele,“ erklärt Christoph<br />
Schlingensief, schon schwer von seiner Krebserkrankung gezeichnet, bei<br />
der Grundsteinlegung für sein Operndorf in Burkina Faso. „Von Afrika lernen“,<br />
Kunst und Leben untrennbar verbinden – das Festspielhaus mit Schule,<br />
Krankenstation und Werkstätten auf dem steinigen Hügel ist die ult<strong>im</strong>ative<br />
soziale Plastik des visionären Aktionskünstlers und Regisseurs. Im Film<br />
wird das mühevolle Entstehen des Operndorfs und die intensive Zusammenarbeit<br />
mit dem Architekten Francis Kéré dokumentiert. Ein Wiedersehen mit<br />
Schlingensief, den die Kunst nicht heilen konnte, der aber in ihr weiterlebt.<br />
Christoph, il n’est pas mort! Andrea Naica-Loebell<br />
“Art can really heal. Art is medicine for the soul,” explained Christoph<br />
Schlingensief, already seriously affected by cancer, during the laying of<br />
the foundation stone for his opera village in Burkina Faso. “Learning from<br />
Africa,” means art and life are inextricably linked. The concert hall on the<br />
rocky hill with its associated school, clinic and workshops is the ult<strong>im</strong>ate<br />
social sculpture by the visionary performance artist and director. The film<br />
documents the arduous development of the opera village and Schlingensief’s<br />
intensive collaboration with its architect, Francis Kéré. The film bids farewell<br />
to Schlingensief, who art could not heal but who lives on through his<br />
creation. Christoph, il n’est pas mort! Andrea Naica-Loebell<br />
Regie SIBYLLE DAHRENDORF – Köln 1964. 1992 Umzug nach Berlin,<br />
seitdem freie Autorin für das Fernsehen, u.a. mit Filmen aus den Bereichen<br />
Kultur und Gesellschaft. Internationale Dreharbeiten u.a für Magazinsendungen<br />
wie ARTE Metropolis, ARTE Kultur und ARTE Info, sowie verschiedene<br />
(vor allem Kultur-) Redaktionen (u.a. bei 3sat, zdf, ARD). 2003/2004 Leitung<br />
der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des internationalen Festivals THEATER-<br />
FORMEN 2004. Frühjahr 2007 Lehrauftrag an der FU Berlin.<br />
Spieldaten/Screenings<br />
Di 08.05. 19:00 Filmmuseum<br />
KNISTERN DER ZEIT Deutschland 2012<br />
Farbe, 100’, dtOF Regie Sibylle Dahrendorf Kamera Philipp Tornau, Ingo Brunner, Christoph Krauss<br />
Montage Oliver Karsitz, Frank Brummundt <strong>Musik</strong> Josep Sanou, Arno Waschk Produktion Perfect<br />
Shot Films Produzenten Michael Bogar, Sibylle Dahrendorf<br />
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