AK WIEN TäTIgKEITsbErIchT & rEchNuNgsAbschluss 2009
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alen Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Dass<br />
diese Krise eine derartige Intensität und einen solchen<br />
Umfang erreichen konnte, ist auf das Zusammenspiel<br />
mehrerer Faktoren zurückzuführen. Dazu gehören die<br />
Zunahme der Ungleichheit der Vermögens- und Einkommensverteilung<br />
seit den 80er-Jahren, die Zunahme<br />
der makroökonomischen Ungleichgewichte zwischen<br />
den Staaten, das Versagen von Risikosteuerungs- und<br />
Kontrollinstrumenten in den Banken und Finanzinstitutionen,<br />
das Versagen der Ratingagenturen, bis hin zur<br />
Verlagerung von Risiken aus der Bilanz, die falschen,<br />
ausschließlich auf kurzfristige Profitsteigerung ausgerichteten,<br />
Anreize für Manager von Banken. Weitgehend<br />
unregulierte Akteure und Instrumente im Finanzsektor<br />
wurden von Gesetzgebern und Regulierungsbehörden<br />
akzeptiert bzw einer „Selbstregulierung“ überlassen.<br />
Zum Teil wurden auch Regulierungsfunktionen an private<br />
Institutionen ausgelagert.<br />
Stabilisierend innerhalb der Europäischen Währungsunion,<br />
aber auch über ihre Grenzen hinaus, wirkte sich die<br />
gemeinsame Währung aus. Österreichs Bankensystem<br />
nimmt eine Sonderstellung in der gegenwärtigen Krise<br />
ein. Die österreichischen Kreditinstitute sind - im Allgemeinen<br />
- weitaus weniger vom Abschreibungsbedarf<br />
strukturierter Produkte betroffen, Österreichs Großbanken<br />
sind aber durch ihr starkes, strategisches Engagement<br />
in mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern<br />
(MOSOEL) auch von den damit verbundenen Risiken<br />
stärker betroffen.<br />
Die <strong>AK</strong> hat laufend Analysen der Finanzmarktentwicklung<br />
sowie der Maßnahmen auf nationalstaatlicher<br />
und internationaler Ebene durchgeführt. Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz<br />
der Bundesregierung wurde<br />
grundsätzlich begrüßt, jedoch dabei betont, dass der<br />
Staat sich für sein Eingreifen einen entsprechenden<br />
Einfluss in den Instituten auf Gewinnausschüttung, Managementvergütung,<br />
Kreditgewährung sichern und eine<br />
angemessene Verzinsung des von ihm zur Verfügung<br />
gestellten Risikokapitals fordern soll. Eine umfassende<br />
Reform der Finanzmarktregulierung muss sicher stellen,<br />
dass durch einschneidende Maßnahmen die Schwankungsanfälligkeit<br />
der Finanzmärkte reduziert und diese<br />
wieder auf eine dienende Rolle gegenüber der Realwirtschaft<br />
zurückgeführt werden sollen. Es ist auch ein<br />
besonderer Beitrag der Banken und des Finanzsektors<br />
zu den Kosten der Krisenbekämpfung einzufordern. Im<br />
16<br />
Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen wurde eine gemeinsame<br />
Studie der Sozialpartner „Österreich und die<br />
internationalen Finanzmärkte“ erstellt.<br />
Auf G-20 und EU-Ebene wurden ebenfalls zahlreiche Regulierungsvorhaben<br />
eingeleitet. In einem Teilbereich wurde<br />
auch die <strong>AK</strong> tätig, nämlich bezüglich der Hedge Fonds<br />
Regulierung und der makroökonomischen Aufsicht, die<br />
Teil des Europäischen Finanzmarktaufsichtssystems<br />
ist. Durch die Stellungnahme zu den diesbezüglichen<br />
Kommissionsentwürfen wurde die <strong>AK</strong> auf europäischer<br />
Ebene va als ArbeitnehmerInnenvertreterin bekannt, da<br />
ansonsten ausschließlich Stellungnahmen aus der betroffenen<br />
Branche eingereicht wurden. Bei der Befragung<br />
der Europäischen Kommission (EK) zum Derivatemarkt<br />
war die <strong>AK</strong> überhaupt die einzige KonsumentInnenvertretung,<br />
die Stellung nahm. Durch die enge Kooperation<br />
mit Europäischem Gewerkschaftsbund, Europäischem<br />
Gewerkschaftsinstitut und Europäischem Parlament<br />
wurden fast alle <strong>AK</strong>-Änderungsanträge übernommen<br />
(sowohl von den Gewerkschaftsinstitutionen als auch<br />
von MEPs). Laufende Mitarbeit im EP und Europäischen<br />
Gewerkschaftsbund bei der Beurteilung der Änderungsanträge<br />
anderer Fraktionen sowie bei Umformulierung<br />
und Begründung.<br />
Konjunkturpolitische Maßnahmen in Österreich<br />
In einer eigenen Studie wurde die Umsetzung der Konjunkturmaßnahmen<br />
<strong>2009</strong> analysiert. Es zeigt sich, dass<br />
statt den angekündigten mehr als 6 Mrd Euro letztendlich<br />
nur knapp die Hälfte tatsächlich wirksam werden. Dafür<br />
werden vier wesentliche Gründe gefunden. Erstens gibt<br />
es Definitionsunterschiede: Die <strong>AK</strong> argumentiert, dass<br />
Haftungen und Kredite sowie Maßnahmen, die nicht<br />
zum Zweck der Konjunktur- oder Arbeitsmarktbelebung<br />
beschlossen wurden, nicht sinnvoll als gleichwertige<br />
Konjunkturmaßnahmen addiert werden können. Zweitens<br />
war die Darstellung bei der Ankündigung oft ungenau: Die<br />
Steuersenkungen wirken etwa erst 2011 zur Gänze, ihr<br />
endgültiges Volumen wurde aber bereits <strong>2009</strong> mit diesem<br />
Wert angesetzt. Drittens wurden Maßnahmen verzögert<br />
umgesetzt, insbesondere im Bereich der Infrastrukturinvestitionen.<br />
Viertens war bei einzelnen Maßnahmen<br />
nicht nachvollziehbar, ob bzw wofür zusätzliche Mittel<br />
geflossen sind.<br />
Die <strong>AK</strong> schätzt mittels der durchschnittlich publizierten<br />
Multiplikatoren der Vorstudien <strong>2009</strong> den tatsächlichen