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Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Arbeitseinkommensquote in Deutschland<br />

weiter rückläufig<br />

182. Auch in diesem Jahr ist die Arbeitseinkommensquote<br />

in Deutschland gegenüber dem Vorjahr <strong>zur</strong>ückgegangen,<br />

sie erreichte 76,3 vH nach 78,1 vH (Anhang<br />

IV, Abschnitt B). Von den einzelnen Teilkomponenten<br />

stieg die Bruttolohn- und -gehaltssumme<br />

je beschäftigtem Arbeitnehmer stärker als im Vorjahr,<br />

während die Beitragszahlungen der Arbeitgeber an die<br />

Sozialversicherung erstmals seit fünf Jahren konstant<br />

blieben. Die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit<br />

erhöhten sich deshalb etwas schwächer als im Vorjahr.<br />

Die Entwicklung der Arbeitseinkommen kann nicht einfach<br />

mit der Entwicklung der Einkommen aus Unternehmertätigkeit<br />

und Vermögen gemäß den Daten der<br />

Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verglichen<br />

werden (JG 97 Ziffer 216). Der <strong>Sachverständigenrat</strong> ermittelt<br />

statt dessen zunächst die Unternehmensgewinne<br />

im eigentlichen Sinne und berechnet dann <strong>zur</strong> Berücksichtigung<br />

des gestiegenen Sachkapitaleinsatzes der Unternehmen<br />

die Kapitalrendite gemäß der Konzeption der<br />

Gewinn-Erlös-Relation (Anhang IV, Abschnitt B). Die<br />

Kapitalrendite stieg in diesem Jahr weiter an, allerdings<br />

nur geringfügig. Im Zeitvergleich ist sie keinesfalls<br />

übermäßig hoch.<br />

An anderer Stelle des Gutachtens werden die Entwicklung<br />

der personellen Einkommensverteilung (Ziffern<br />

1<strong>99</strong> ff.) und die der Unternehmensgewinne (Ziffern<br />

115 ff.) erörtert.<br />

3. Hohe Abgabenbelastung – Spannungen<br />

in den öffentlichen Haushalten<br />

183. Auf den ersten Blick deuten die finanzpolitischen<br />

Indikatoren, wie Staatsquote, Abgabenquote, Defizitquote<br />

und strukturelles Defizit, auf eine günstige Entwicklung<br />

der öffentlichen Finanzen in diesem Jahr hin.<br />

Eine genauere Analyse zeigt jedoch, daß nach wie vor<br />

große Spannungen die öffentlichen Haushalte prägen.<br />

Das Defizit des öffentlichen Gesamthaushalts wurde zu<br />

einem guten Teil durch Einmalmaßnahmen verringert,<br />

Ausgabenkürzungen vor allem bei den Investitionen<br />

vorgenommen, wodurch Belastungen für die Zukunft<br />

entstehen. Die Abgabenquote ist weiterhin hoch.<br />

Staatsdefizit rückläufig<br />

184. Das Defizit des Staates in Abgrenzung der<br />

Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verringerte<br />

sich erneut, von 101,5 Mrd DM auf rund 78½ Mrd DM.<br />

Damit einhergehend sank die Defizitquote von 2,8 vH<br />

im Jahre 1<strong>99</strong>7 auf 2,1 vH; in der für den Stabilitäts- und<br />

Wachstumspakt relevanten Abgrenzung nach dem Europäischen<br />

System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen<br />

(ESVG) ging sie sogar auf 1,9 vH <strong>zur</strong>ück (Tabellen<br />

50 und 51). Dabei verringerte sich das Finanzierungsdefizit<br />

der Gebietskörperschaften um rund<br />

16½ Mrd DM, und der Überschuß der Sozialversicherung<br />

erhöhte sich um gut 6 Mrd DM.<br />

Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode Drucksache 14/73<br />

Tabelle 50<br />

Defizite und Defizitquoten<br />

in den öffentlichen Haushalten<br />

Finanzierungssaldo/Defizit<br />

1<strong>99</strong>7 <strong>1<strong>99</strong>8</strong> 1) 1<strong>99</strong>7 <strong>1<strong>99</strong>8</strong> 1)<br />

Mrd DM Quote (vH) 2)<br />

Staat 3) in der Abgrenzung<br />

der Volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnungen................ –101,5 –78 1 /2 –2,8 –2,1<br />

davon<br />

Gebietskörperschaften...... –107,5 –91 –3,0 –2,4<br />

Sozialversicherung............ + 6,0 +12 +0,2 +0,3<br />

Staat 3) in der Abgrenzung der<br />

Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />

nach dem ESVG – 96,2 –73 –2,7 –1,9<br />

Öffentlicher Gesamthaushalt<br />

4) in der Abgrenzung<br />

der Finanzstatistik................. – 96,1 –75 –2,7 –2,0<br />

Strukturelles Defizit 5) .......... – 23,0 – 7 –0,6 –0,2<br />

1) Eigene Schätzung.<br />

2) Finanzierungssaldo/strukturelles Defizit in Relation zum nominalen<br />

Bruttoinlandsprodukt.<br />

3) Gebietskörperschaften (einschließlich Sonderrechnungen) und Sozialversicherung.<br />

4) Bund, Länder, Gemeinden/Gemeindeverbände, Zweckverbände (ohne<br />

Krankenhäuser mit kaufmännischem Rechnungswesen) sowie<br />

Sonderrechnungen (EU-Anteile, ERP-Sondervermögen, Lastenausgleichsfonds,<br />

Fonds „Deutsche Einheit“, Bundeseisenbahnvermögen,<br />

Vermögensentschädigungsfonds, Erblastentilgungsfonds, Ausgleichsfonds<br />

<strong>zur</strong> Sicherung des Steinkohleneinsatzes.<br />

5) Zur Methode siehe Anhang IV, Abschnitt D.<br />

Daß das Defizit des Staates, wie es vom Statistischen<br />

Bundesamt im Februar <strong>1<strong>99</strong>8</strong> veröffentlicht wurde, für<br />

das für die Entscheidung über die Europäische Währungsunion<br />

bedeutsame Jahr 1<strong>99</strong>7 deutlich niedriger lag,<br />

als vom <strong>Sachverständigenrat</strong> im November 1<strong>99</strong>7 erwartet<br />

– das Defizit unterschritt die Schätzung um<br />

15½ Mrd DM und in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt<br />

um 0,4 Prozentpunkte –, hing mit einer<br />

Reihe von Faktoren zusammen, die bei Erstellung des<br />

letztjährigen Gutachtens noch nicht bekannt waren. Hinzuweisen<br />

ist vor allem auf die folgenden Punkte:<br />

– Im vierten Quartal 1<strong>99</strong>7 wurden Grundstücke des<br />

Bundeseisenbahnvermögens verkauft, was Einnahmen<br />

in Höhe von rund 2 Mrd DM erbrachte. Anders als bei<br />

Erlösen aus der Veräußerung von Beteiligungsbesitz,<br />

die im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />

keinen Einfluß auf den Finanzierungssaldo<br />

haben, gehen Erlöse aus Verkäufen von Land in<br />

das Staatskonto ein: Die ausgewiesenen öffentlichen<br />

Investitionen sind eine Nettogröße, die sich zusammensetzt<br />

aus den Ausgaben für Bauinvestitionen, den<br />

Ausgaben für Käufe von neuen Ausrüstungen sowie<br />

von Land und gebrauchten Anlagen abzüglich der<br />

Einnahmen aus Verkäufen von Land und gebrauchten<br />

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