Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Drucksache 14/73 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode<br />
Das Darlehensvolumen wird zunächst auf der Basis der<br />
durchschnittlichen hochschulspezifischen Fachstudiendauer<br />
berechnet und vom Darlehensgeber in Semestertranchen<br />
direkt an die Hochschule ausbezahlt. Die Ausfallsicherung<br />
der Studiendarlehen übernimmt die Studienkreditanstalt.<br />
Durch das zentrale Zusammenfassen<br />
von Risiken trägt sie dazu bei, die Zinsen für die Darlehen<br />
gering zu halten. Da die für die Ausfallsicherung<br />
benötigten Rücklagen Bestandteil der Studienbeiträge<br />
sind und dadurch die für die Lehre <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />
Mittel vermindert werden, entsteht für die<br />
Hochschulen ein Anreiz, durch qualifizierte und<br />
marktnahe Ausbildung das Kreditausfallrisiko zu verringern.<br />
Die Rückzahlung der Zinsen und die Tilgung<br />
des Darlehens wird nicht durch die Studierenden selbst,<br />
sondern durch die Studienkreditanstalt vorgenommen.<br />
Im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden gegenüber<br />
der Studienkreditanstalt nach Abschluß der<br />
Ausbildung zu einer einkommensabhängigen Rückzahlung,<br />
die die Zins- und Tilgungszahlungen vollständig<br />
abdeckt.<br />
Der Rückzahlungstarif sieht einen Freibetrag vor und ist<br />
progressiv ausgestaltet (Stufentarif oder lineare Progres-<br />
Bei allen Problemen im Detail: Der Weg zu mehr Effizienz,<br />
zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, aber auch zu mehr<br />
Verteilungsgerechtigkeit beginnt mit der Einsicht, daß<br />
die Hochschulen keinen Ausnahmebereich in der<br />
Marktwirtschaft darstellen. Wichtig ist aber auch: Der<br />
Staat darf nicht aus seiner Verantwortung entlassen werden,<br />
er muß die Grundfinanzierung der Hochschulen<br />
glaubwürdig gewährleisten und dem System der Studiendarlehen<br />
einen angemessenen Rahmen geben.<br />
459. Die Reform des Hochschulbereichs muß am Angebot<br />
von und an der Nachfrage nach Ausbildungsleistungen<br />
zugleich ansetzen, sie muß aus einem Guß sein und darf<br />
sich nicht auf Einzelregelungen beschränken. Jahrzehntelange<br />
Erfahrungen mit Hochschulreformen in Deutschland<br />
zeigen eindeutig, daß mit punktuellen Maßnahmen Fehlentwicklungen<br />
nicht abgestellt, sondern verschärft werden.<br />
Auch die neue Bundesregierung wird ihr Ziel eines<br />
leistungsstarken und den Erfordernissen einer dynamischen<br />
Volkswirtschaft im internationalen Wettbewerb<br />
gewachsenen Hochschulsystems nicht erreichen, wenn sie<br />
nur bestimmte Neuregelungen in Betracht zieht und andere,<br />
die komplementär dazu sind, ausschließt. Erfolg verspricht<br />
hingegen eine breit angelegte Reform, die im ganzen<br />
die Voraussetzungen dafür schafft, daß die Anreize,<br />
eine gute Lehre bei hohen Qualitätsstandards zu bieten<br />
und das Studium mit hoher Leistungsbereitschaft zügig zu<br />
absolvieren, nachhaltig verbessert.<br />
256<br />
V. Technologiepolitik:<br />
Möglichkeiten und Grenzen staatlicher<br />
Innovationsförderung<br />
460. Der technologischen Leistungsfähigkeit der<br />
deutschen Volkswirtschaft kommt unter den Bedingungen<br />
des globalen Wettbewerbs eine Schlüsselrolle zu:<br />
sion). Unterschreitet das Einkommen eines Absolventen<br />
eine gewisse Einkommensgrenze, werden die Rückzahlungen<br />
ausgesetzt und die bestehenden Forderungen mit<br />
einem Inflationsausgleich versehen. Restforderungen der<br />
Studienkreditanstalt erlöschen 25 Jahre nach der Darlehensaufnahme.<br />
Die Rückzahlungen könnten prinzipiell<br />
über das Finanzamt oder über einen Direktabzug beim<br />
Arbeitgeber eingezogen werden. Alternativ wird vorgeschlagen,<br />
eine individuelle Meldepflicht bei der Studienkreditanstalt<br />
einzuführen.<br />
Um die Verwaltungsausgaben zu minimieren, wäre es<br />
vorteilhaft, bei der Umsetzung des Beitragsmodells<br />
möglichst auf bereits bestehende Institutionen <strong>zur</strong>ückzugreifen,<br />
wie auf die Studentenwerke oder die Deutsche<br />
Ausgleichsbank. Letztere könnte bei einer Regelung auf<br />
Bundesebene sowohl die Aufgabe der Darlehensgewährung<br />
als auch die einer Studienkreditanstalt übernehmen.<br />
Ferner besteht die Möglichkeit, weitere soziale Abfederungen<br />
in das Modell zu integrieren. So könnten für<br />
Empfänger von BAföG, die bestimmte Studienleistungen<br />
erbringen, ein Kontingent von gebührenfreien Studienplätzen<br />
oder Sonderkonditionen bei der Rückzahlung<br />
der Studiendarlehen vorgesehen werden.<br />
für die Sicherung einer möglichst dynamischen Entwicklung<br />
bei Produktion und Beschäftigung, für die<br />
Bewahrung einer hohen Umweltqualität, letztlich für<br />
die Erhaltung des hohen Wohlstands in der Bevölkerung.<br />
Gefordert sind zu allererst die Unternehmen, die<br />
durch ständige, oft stark risikobehaftete Forschung und<br />
Entwicklung jene Innovationskraft aufbringen müssen,<br />
die sie brauchen, um im Wettbewerb mit ausländischen<br />
Anbietern von wissensintensiven Produkten bestehen<br />
zu können. Hinzukommen müssen adäquate Rahmenbedingungen<br />
für die innovative Tätigkeit und für technische<br />
Spitzenleistungen; hier liegen wichtige Aufgaben<br />
für den Staat.<br />
Die deutsche Wirtschaft im technologischen<br />
Wettbewerb<br />
461. Zur wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung der<br />
letzten Jahre haben die Wirtschaftszweige mit hoher Aktivität<br />
in Forschung und Entwicklung (FuE) maßgeblich<br />
beigetragen. Die Produktion stieg überdurchschnittlich,<br />
ebenso die Exporttätigkeit gemessen am Auslandsumsatz<br />
(Tabelle 78). Allerdings wurden in den forschungsintensiven<br />
Branchen Arbeitsplätze in ähnlichem Ausmaß abgebaut<br />
wie im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Die<br />
größte gesamtwirtschaftliche Bedeutung haben in<br />
Deutschland bislang die Wirtschaftszweige, die der höherwertigen<br />
Technik, nicht der Spitzentechnik, zugeordnet<br />
werden können. Das sind vor allem die Hersteller<br />
von Kraftwagen und Kraftwagenmotoren, auf die fast ein<br />
Zehntel des Umsatzes und ein Fünftel des Auslandsumsatzes<br />
des gesamten Verarbeitenden Gewerbes im Jahre<br />
1<strong>99</strong>7 entfiel; diese Branche zählt zu den wenigen, in<br />
denen die Beschäftigung bereits seit dem vergangenen<br />
Jahr wieder ausgeweitet wurde.