17.01.2013 Aufrufe

Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Für die so korrigierte Zuwachsrate der Durchschnittsproduktivität<br />

ergibt sich also:<br />

(7) Y § · Y<br />

¨ ¸<br />

© L¹<br />

L<br />

§<br />

^ * ^<br />

·<br />

¨ ¸<br />

© ¹<br />

1 D L.<br />

Aus Gleichung (7) und (4) erhält man die um Beschäftigungsabbau<br />

bereinigte Veränderungsrate der<br />

Grenzproduktivität der Arbeit:<br />

(8) w § Y · Y<br />

¨ ¸ 1 D L D<br />

© wL<br />

¹ L<br />

§<br />

^ * ^<br />

·<br />

¨ ¸<br />

© ¹<br />

.<br />

3. Die einzelnen Komponenten werden wie folgt gemessen:<br />

Der Output Y ist die (bereinigte) Bruttowertschöpfung<br />

des Unternehmensbereichs. Für die Beschäftigung<br />

L im Unternehmensbereich bieten sich<br />

zwei Meßgrößen an: die Anzahl der Erwerbstätigen<br />

oder das Arbeitsvolumen. Dementsprechend erhält<br />

man als Größe Y/L entweder eine Produktivität auf<br />

Erwerbstätigenbasis oder auf Stundenbasis. In letzterem<br />

Fall muß produktionstheoretisch für Arbeitsstunden<br />

und Erwerbstätige eine identische Produktionselastizität<br />

unterstellt werden. Da das Ziel der Grenzproduktivitätsberechnungen<br />

ein Vergleich mit der<br />

Entwicklung der Tarifverdienste ist, und Tarifverdienststeigerungen<br />

auf Stundenbasis ermittelt werden<br />

sollten, um Kosteneffekte von Veränderungen der Arbeitszeiten<br />

zu berücksichtigen, sollte auch die Arbeitsproduktivität<br />

auf Stundenbasis berechnet werden.<br />

Die Produktionselastizität der Arbeit D entspricht unter<br />

vereinfachenden Annahmen über Produktionstechnologie<br />

(lineare Homogenität) und Marktformen der<br />

Lohnquote, genauer: dem Anteil der Entlohnung des<br />

Faktors Arbeit an den Gesamterlösen der Unternehmen.<br />

Um Verzerrungen dergestalt zu vermeiden, daß<br />

die beobachtete Lohnquote in Rezessionen in der Regel<br />

sprunghaft ansteigt, ohne daß damit der Faktor Arbeit<br />

produktiver wird, wird bei der Veränderungsrate<br />

der Lohnquote die durchschnittlich jährliche Veränderungsrate<br />

über einen längeren Stützzeitraum verwendet.<br />

Die Entlohnung des Faktors Arbeit besteht aus den<br />

Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit und den<br />

Unternehmerlöhnen (den kalkulatorischen Arbeitsentgelten<br />

für Selbständige und mithelfende Familienangehörige),<br />

wobei unterstellt wird, daß diese das<br />

durchschnittliche Bruttoeinkommen eines beschäftigten<br />

Arbeitnehmers erhalten. Die Gesamterlöse der<br />

Unternehmen entsprechen ihrer (bereinigten) Bruttowertschöpfung<br />

abzüglich des Saldos von Produktionssteuern<br />

und Subventionen.<br />

4. Zur Berechnung der zunächst erforderlichen beschäftigungsunbereinigten<br />

Veränderung der Durchschnittsproduktivität<br />

werden zwei unterschiedliche Vorgehensweisen<br />

angewandt: Zum einen kann die durchschnittliche<br />

Veränderung über einen konjunkturzyklengerecht<br />

abgegrenzten Stützzeitraum ermittelt<br />

werden (JG 95 Ziffern 373 ff.), wodurch in die Beurteilung<br />

der aktuellen Lohnpolitik die Veränderung der<br />

Arbeitsproduktivität länger <strong>zur</strong>ückliegender Zeiträume<br />

einfließt. Zum anderen kann die aktuelle Veränderung<br />

der Durchschnittsproduktivität gegenüber dem<br />

Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode Drucksache 14/73<br />

Vorjahr berechnet werden, wobei Prognosewerte zugrundegelegt<br />

werden müssen. Da beide Verfahren<br />

nicht frei von Nachteilen sind, bietet sich eine parallele<br />

Vorgehensweise an, nicht zuletzt um die Robustheit<br />

der Ergebnisse zu überprüfen.<br />

5. Als Stützzeitraum für die Berechnung der durchschnittlichen<br />

Veränderung der Durchschnittsproduktivität<br />

der Arbeit kann zunächst der letzte abgeschlossene<br />

konjunkturelle Beschäftigungszyklus der Jahre<br />

1980 bis 1<strong>99</strong>2 gewählt werden, der durch lokale Hochpunkte<br />

beim Arbeitsvolumen im Unternehmensbereich<br />

gekennzeichnet ist. Ein anderer möglicher Stützzeitraum<br />

ist der für die Jahre 1982 bis 1<strong>99</strong>3, der durch<br />

Tiefpunkte im Auslastungsgrad des gesamtwirtschaftlichen<br />

Produktionspotentials bestimmt ist.<br />

Die noch nicht um den Effekt eines Beschäftigungsabbaus<br />

bereinigte durchschnittliche Veränderungsrate der<br />

Durchschnittsproduktivität der Arbeit (Tabelle E1,<br />

Seite 296) liegt je nach Stützzeitraum bei 2,7 vH oder<br />

2,9 vH. Zur Bereinigung um den Beschäftigungsabbau<br />

im Stützzeitraum ist gemäß Gleichung (7) die durchschnittliche<br />

Veränderungsrate des Arbeitsvolumens im<br />

Stützzeitraum multipliziert mit Eins minus Lohnquote<br />

zu addieren. Die so ermittelte beschäftigungsabbaubereinigte<br />

Veränderungsrate der Durchschnittsproduktivität<br />

liegt bei 2,7 vH und 2,8 vH. Abschließend wird<br />

gemäß Gleichung (8) die durchschnittliche Veränderungsrate<br />

der Lohnquote addiert. Das Ergebnis, die<br />

Veränderungsrate der Grenzproduktivität der Arbeit,<br />

liegt bei 1,9 vH beziehungsweise 2,0 vH.<br />

6. Bei der zweiten Berechnungsmethode ist die Ausgangsbasis<br />

die Veränderung der Durchschnittsproduktivität<br />

der Arbeit im Jahre <strong>1<strong>99</strong>8</strong> gegenüber dem<br />

Vorjahr; die geschätzte Veränderungsrate auf Stundenbasis<br />

liegt im Unternehmensbereich Westdeutschlands<br />

bei 2 ½ vH. Führt man eine Bereinigung<br />

um Beschäftigungsabbau analog dem beschriebenen<br />

Verfahren durch (dabei wurde wegen der ab 1<strong>99</strong>5<br />

fehlenden getrennten Verteilungsrechnung für Westdeutschland<br />

und Ostdeutschland eine auf der Basis<br />

gesamtdeutscher Werte für Westdeutschland geschätzte<br />

Lohnquote verwendet), ergibt sich eine bereinigte<br />

Veränderungsrate der Durchschnittsproduktivität<br />

von 2 ¾ vH. Um <strong>zur</strong> Veränderungsrate der<br />

Grenzproduktivität zu gelangen, muß die durchschnittliche<br />

Veränderungsrate der Lohnquote über einen<br />

längeren Stützzeitraum addiert werden. Hierfür<br />

wurde der zehnjährige Stützzeitraum 1988 bis <strong>1<strong>99</strong>8</strong><br />

verwendet. Es ergibt sich eine geschätzte Veränderungsrate<br />

der Grenzproduktivität für das Jahr <strong>1<strong>99</strong>8</strong> in<br />

Höhe von 1 ¾ vH. Einschränkend zu berücksichtigen<br />

sind allerdings die der Berechnung zugrundeliegenden<br />

vereinfachenden Annahmen. Dennoch erscheinen<br />

die Ergebnisse bedeutsam: Sie zeigen, daß nach der<br />

Bereinigung um den Beschäftigungsabbau und nach<br />

dem Übergang von der Entwicklung der Durchschnittsproduktivität<br />

<strong>zur</strong> Grenzproduktivität der für<br />

Lohnerhöhungen verwendbare Produktivitätszuwachs<br />

nicht der oben erwähnten Zuwachsrate der Durchschnittsproduktivität<br />

in Höhe von 2 ½ vH entspricht,<br />

sondern darunter bei 1 ¾ vH liegt.<br />

295

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!