Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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mens- und Verwendungstabellen sowie Investorentabellen<br />
nach Wirtschaftsbereichen und Gütergruppen,<br />
zusätzlich eingeführt. Das ESVG 1<strong>99</strong>5 enthält darüber<br />
hinaus eine Reihe weiterer statistischer Indikatoren,<br />
wie das verfügbare Einkommen sowie den Konsum<br />
nach dem Verbrauchskonzept, das preisbereinigte<br />
Einkommen und Kaufkraftparitäten.<br />
– Einige konzeptionelle Änderungen werden Auswirkungen<br />
auf das ausgewiesene Niveau des Inlandsprodukts<br />
beziehungsweise des Sozialprodukts (Nationaleinkommen)<br />
haben, da sich die Definitionen verschiedener<br />
Größen ändern. Dies betrifft vor allem die<br />
Investitionen, deren Neuabgrenzung zu einer Erhöhung<br />
des Inlandsprodukts führt. Anders als bisher<br />
werden im neuen System zivil nutzbare militärische<br />
Ausrüstungen und Bauten nicht mehr als Vorleistungen,<br />
sondern als Anlageinvestitionen gebucht. Der<br />
Staatsverbrauch (Konsumausgaben des Staates) ändert<br />
sich dadurch in Höhe des Saldos aus der Veränderung<br />
der Vorleistungen und der Abschreibungen.<br />
Des weiteren werden künftig produzierte immaterielle<br />
Vermögensgüter (unter anderem selbsterstellte Software)<br />
in die Anlageinvestitionen einbezogen. Gemäß<br />
ESVG 1<strong>99</strong>5 werden auch für öffentliche Tiefbauten<br />
Abschreibungen angesetzt. Daraus ergibt sich eine<br />
spürbare Erhöhung der Konsumausgaben des Staates<br />
und damit des Inlandsprodukts. Ferner werden Zinsen<br />
nicht mehr zum Zeitpunkt der Fälligkeit gebucht,<br />
sondern kontinuierlich und periodengerecht. Dadurch<br />
ändern sich die in den jeweiligen Berichtsperioden<br />
ausgewiesenen Zinsbeträge aus Transaktionen zwischen<br />
dem Inland und der übrigen Welt.<br />
Eine weitere Neuerung im ESVG 1<strong>99</strong>5 ist die Bewertung<br />
des Produktionswerts zu Herstellungspreisen.<br />
Bislang galt der Ab-Werk-Preis ohne Umsatzsteuer,<br />
zukünftig müssen zusätzlich die sonstigen Gütersteuern<br />
abgezogen und die empfangenen Gütersubventionen<br />
hinzugerechnet werden. Dies hat Konsequenzen<br />
für die Höhe der Bruttowertschöpfung, die dann zu<br />
Herstellungspreisen ausgewiesen wird. Auf das Niveau<br />
des Bruttoinlandsprodukts hat das neue Preiskonzept<br />
keinen Einfluß.<br />
– Schließlich wird eine Reihe neuer Begriffe eingeführt,<br />
die zum Teil Folge der konzeptionellen Änderungen<br />
sind. So wird der bislang in der deutschen VGR geschlossen<br />
dargestellte Unternehmenssektor im<br />
ESVG 1<strong>99</strong>5 aufgeteilt in „Finanzielle Kapitalgesellschaften“<br />
(Kreditinstitute, Versicherungsgesellschaften,<br />
Kredit- und Versicherungshilfsgewerbe), „Nichtfinanzielle<br />
Kapitalgesellschaften“ (einschließlich<br />
Quasi-Kapitalgesellschaften, beispielsweise OHG und<br />
KG) sowie alle übrigen Einzelunternehmer und die<br />
Gewerbetreibenden, die in den neuen, erweiterten<br />
Sektor Private Haushalte integriert werden. Neu ist<br />
ebenfalls die Bezeichnung „Primäreinkommen“, das<br />
neben den bislang verwendeten Begriffen der Erwerbs-<br />
und Vermögenseinkommen um Subventionen<br />
gekürzte Produktions- und Importabgaben (Primäreinkommen<br />
des Staates, bisher Einnahmen aus<br />
der Einkommensumverteilung) einschließt; dessen<br />
gesamtwirtschaftlicher Saldo wird als „Nationalein-<br />
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode Drucksache 14/73<br />
kommen“ bezeichnet und ersetzt den bisherigen Begriff<br />
Sozialprodukt. Die bislang üblichen Begriffe<br />
Privater Verbrauch und Staatsverbrauch werden im<br />
neuen System nach dem Ausgabenkonzept durch<br />
„Konsumausgaben“ des jeweiligen Sektors ersetzt. In<br />
der Darstellung der Einkommensverwendung nach<br />
dem Verbrauchskonzept werden die Bezeichnungen<br />
„Individualkonsum“ und „Kollektivkonsum“ eingeführt.<br />
Der Kollektivkonsum unterscheidet sich von<br />
den Konsumausgaben des Staates darin, daß soziale<br />
Sachtransfers an private Haushalte nicht enthalten<br />
sind. Der Individualkonsum, der den privaten Haushalten<br />
zugerechnet wird, ergibt sich aus der Addition<br />
von Konsumausgaben der privaten Haushalte, Konsumausgaben<br />
der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck<br />
und den sozialen Sachtransfers.<br />
Das Statistische Bundesamt wird die Volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnungen für Deutschland nach den<br />
Konzepten des ESVG 1<strong>99</strong>5 mit der Preisbasis des Jahres<br />
1<strong>99</strong>5 ab dem kommenden Jahr veröffentlichen. Im<br />
Januar 1<strong>99</strong>9 werden zunächst Ergebnisse für das Jahr<br />
<strong>1<strong>99</strong>8</strong> nach bisherigem Regelwerk publiziert, im März<br />
1<strong>99</strong>9 folgen im üblichen Veröffentlichungsrhythmus<br />
die Vierteljahresergebnisse der VGR nochmals nach<br />
alten Konzepten für das Jahr <strong>1<strong>99</strong>8</strong>. Danach werden Ende<br />
April 1<strong>99</strong>9 rückgerechnete Vierteljahresergebnisse<br />
nur noch nach dem ESVG 1<strong>99</strong>5 ab dem Jahre 1<strong>99</strong>1 geliefert.<br />
Zukünftig werden vom Statistischen Bundesamt<br />
auch für die Entstehungsseite keine nach den Gebietsständen<br />
„Früheres Bundesgebiet“ und „Neue Bundesländer<br />
einschließlich Berlin-Ost“ getrennten Ergebnisse<br />
mehr ermittelt. Auch die Rückrechnung der Jahre 1<strong>99</strong>1<br />
bis <strong>1<strong>99</strong>8</strong> wird nur für Deutschland vorgenommen, lediglich<br />
für das Jahr 1<strong>99</strong>1 ist ein Doppelnachweis beider<br />
Gebietsstände vorgesehen. Die weitere Analyse des<br />
Aufbauprozesses in Ostdeutschland wird dann anhand<br />
von Daten der VGR nicht mehr in der bisherigen Form<br />
möglich sein. Diese Lücke ist durch einen angemessenen<br />
Satz an Regionalindikatoren nur un<strong>zur</strong>eichend zu<br />
schließen. Entsprechend dem seit jeher üblichen Arbeitsschnitt<br />
in der amtlichen Statistik Deutschlands<br />
wird es weiterhin Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen<br />
der Bundesländer geben, die nach neuen Konzepten<br />
für die Jahre ab 1<strong>99</strong>1 erstellt und auch <strong>zur</strong>ückgerechnet<br />
werden; die Daten werden allerdings weniger<br />
zeitnah verfügbar sein als bisher.<br />
Das Lieferprogramm der VGR an das Statistische Amt<br />
der Europäischen Gemeinschaften ist verbindlich festgelegt<br />
worden. Es umfaßt neben den Angaben der Inlandsproduktsberechnung<br />
auch – zunächst – zweijährliche<br />
Aufkommens- und Verwendungstabellen sowie<br />
fünfjährliche symmetrische Input-Output-Tabellen und<br />
Ergebnisse der Anlagevermögensrechnung.<br />
Viele Länder der Europäischen Union werden ihre<br />
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen bereits im<br />
Jahre 1<strong>99</strong>9 nach dem ESVG 1<strong>99</strong>5 bis zum Jahre 1970<br />
<strong>zur</strong>ückrechnen. Andere Länder werden dies, ebenso<br />
wie Deutschland aufgrund einer Ausnahmeregelung<br />
erst später tun. Der Mangel an Zeitreihen, die weiter<br />
als bis zum Jahre 1<strong>99</strong>1 <strong>zur</strong>ückreichen, ist für die em-<br />
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