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Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...

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Drucksache 14/73 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode<br />

schiede. Hauptträger der günstigen Entwicklung im Jahre<br />

1<strong>99</strong>7 war das Verarbeitende Gewerbe, und dort waren<br />

es vor allem die Hersteller von Investitionsgütern, insbesondere<br />

der Maschinenbau, der Kraftfahrzeugbau und<br />

die Chemische Industrie. Gewinnrückgänge hatte hingegen<br />

erneut das Baugewerbe hinzunehmen. Diese Ergebnisse<br />

fügen sich auch in das Bild ein, das sich aufgrund<br />

der Entwicklung der Sachanlagenrendite für die Kernbereiche<br />

des Verarbeitenden Gewerbes und für den Handel<br />

zeichnen läßt (Schaubild 17). In einem längerfristigen<br />

Vergleich fällt zweierlei auf: Zum einen war der Einbruch<br />

in der Renditenentwicklung im Jahre 1<strong>99</strong>3 – mit<br />

Ausnahme der Chemischen Industrie – deutlich schärfer<br />

als im Zuge der Rezession des Jahres 1982 gewesen,<br />

zum anderen zeigte sich die anschließende Erholung im<br />

Vergleich zu den gesamtwirtschaftlichen Ergebnissen als<br />

nicht übermäßig kräftig.<br />

Zu Beginn der neunziger Jahre hatte – wie sich aus der<br />

Finanzierungsrechnung der Bundesbank ermitteln läßt –<br />

die Eigenfinanzierungsquote der Investitionen in den<br />

Produktionsunternehmen einen Tiefstand erreicht. Darin<br />

wirkte sich die Sondersituation nach der deutschen Vereinigung<br />

aus, die in den neuen Ländern sprunghaft zusätzliche<br />

Investitionsmöglichkeiten eröffnet hatte. Anschließend<br />

waren die Unternehmen bemüht, ihre Finanzierung<br />

durch eine Senkung des Verschuldungsgrades zu<br />

konsolidieren und damit die Risikokapitalbasis zu verbreitern,<br />

zugleich ließ sich infolge des günstigen Zinsniveaus<br />

in den letzten Jahren die Zinslastquote vermindern.<br />

Zuletzt hat sich die Eigenfinanzierungsquote bei<br />

einem Niveau von 90 vH eingependelt, das nur unwesentlich<br />

unter dem Spitzenwert der achtziger Jahre liegt.<br />

Die verhaltene Investitionsentwicklung kann für Westdeutschland<br />

gesamtwirtschaftlich nicht mehr mit einem<br />

Mangel an verfügbaren eigenen Mitteln erklärt werden.<br />

Die nach wie vor schwierige finanzielle Lage der Unternehmen<br />

in Ostdeutschland kommt in diesen gesamtdeutschen<br />

Werten wegen ihres geringen Gewichts und der<br />

hohen Bedeutung von Investitionszuschüssen, die hier<br />

als Eigenmittel berücksichtigt werden, nicht zum Ausdruck.<br />

119. Der internationale Renditenwettbewerb hat sich<br />

im Zuge der Globalisierung verschärft, die Qualität der<br />

Investitionsstandorte wird zunehmend neu bewertet. So<br />

eingängig dieser Befund auch ist, es erweist sich als<br />

schwierig, dem eine empirische Basis für den internationalen<br />

Vergleich von Kapitalrenditen hinzuzufügen. Vielfach<br />

werden dafür die von der OECD berechneten Sachanlagenrenditen<br />

herangezogen, allerdings hat die OECD<br />

jüngst darauf hingewiesen, daß die zugrundegelegten<br />

Kapitalstockdaten geschätzt sind und damit die Verwendung<br />

der Renditen für einen internationalen Vergleich<br />

auf keiner guten Grundlage basiert. Dafür eignet sich<br />

hingegen eine von der Europäischen Kommission aufgebaute<br />

Datenbank, die auf harmonisierten Jahresabschlüssen<br />

für Kapitalgesellschaften aus elf europäischen Ländern<br />

beruht und ergänzend Datenmaterial für die Vereinigten<br />

Staaten und Japan enthält (BACH-Datenbank).<br />

Der deutsche Beitrag gründet auf der Bilanzstatistik der<br />

Bundesbank für westdeutsche Unternehmen, allerdings<br />

bestehen zwischen beiden Datenbeständen erhebliche<br />

methodische und sachliche Unterschiede, so daß ein<br />

76<br />

Vergleich nicht möglich ist. Generell sind in dem<br />

BACH-Datenbestand erhebungstechnisch bedingt große<br />

Unternehmen im Vergleich <strong>zur</strong> Struktur des gesamten<br />

Unternehmensbestandes gemessen am Umsatz überrepräsentiert.<br />

Allerdings ist ein internationaler Renditenvergleich<br />

besonders für die großen Kapitalgesellschaften<br />

bedeutsam, so daß die BACH-Datenbank dafür eine angemessene<br />

Basis darstellen dürfte.<br />

Bei der Analyse ist es sinnvoll, die Eigenkapitalrenditen<br />

in den Ländern miteinander zu vergleichen (Schaubild<br />

18, Seite 78). Dieses Maß bringt die realisierte Verzinsung<br />

des eingesetzten Kapitals zum Ausdruck und<br />

gibt damit Auskunft über die Fähigkeit von Unternehmen,<br />

Investitionen zu finanzieren, mit anderen Worten:<br />

Auskunft über die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens<br />

und eines Standorts. Eine hohe Eigenkapitalrendite<br />

ist eine wichtige Voraussetzung für die Gewinnung<br />

zusätzlichen Kapitals, zugleich schafft sie ihrerseits<br />

mehr Spielraum <strong>zur</strong> Eigenkapitalbildung. Die verwendeten<br />

Renditen basieren auf dem Jahresergebnis vor<br />

Steuern, um die Ergebnisse nicht durch Besonderheiten<br />

der nationalen Steuersysteme – vor allem beim Zusammenwirken<br />

von Körperschaftsteuer und Einkommensteuer<br />

der Anteilseigner – zu verzerren. Der empirische<br />

Befund läßt zunächst erkennen, daß sich die Eigenkapitalrendite<br />

nach dem starken Rückgang im Rezessionsjahr<br />

1<strong>99</strong>3 in den betrachteten Ländern in etwa auf ein<br />

vergleichbares Niveau – zwischen 10 vH und 15 vH –<br />

verbessern konnte. Lediglich die in den Vereinigten<br />

Staaten erzielbare Rendite konnte deutlich darüber hinaus<br />

ansteigen und erreichte über 25 vH. Grundsätzlich ist<br />

zu beachten, daß der internationale Vergleich von Eigenkapitalrenditen<br />

durch unterschiedliche Finanzierungstraditionen<br />

und Bestimmungen der Rechnungslegungen<br />

beeinflußt wird. Dadurch erklären sich größtenteils<br />

die Abweichungen in der Eigenkapitalquote, die bei<br />

amerikanischen Kapitalgesellschaften etwa 38 vH erreicht,<br />

im Vergleich zu 30 vH bei westdeutschen Unternehmen.<br />

Bezieht man die Steuerbelastung mit ein, dann erhält<br />

man nicht nur Hinweise auf die unterschiedliche originäre<br />

Ertragskraft der Unternehmen, sondern auch auf den<br />

direkten steuerpolitischen Einfluß des Staates. Entsprechende<br />

empirische Untersuchungen basieren auf Simulationsrechnungen<br />

für bestimmte Unternehmenstypen,<br />

eine generelle Ermittlung der effektiven Steuerlast ist<br />

wegen der Unterschiede in den unternehmerischen<br />

Strukturen nicht möglich (Ziffern 310 ff.). Jüngste Ergebnisse<br />

auf Basis des am Zentrum für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung, Mannheim, entwickelten European<br />

Tax Analyzer weisen darauf hin, daß die Steuerlast in<br />

Deutschland und Frankreich im internationalen Vergleich<br />

immer noch an der Spitze steht, während die in<br />

den Vereinigten Staaten doch deutlich niedriger ausfällt,<br />

so daß sich bezogen auf die Renditen nach Steuern das<br />

Bild noch weiter zuungunsten Deutschlands verschieben<br />

dürfte.<br />

120. Für die unsere Überlegungen leitende Frage, welche<br />

Hinweise sich aus der Gewinnentwicklung <strong>zur</strong> Erklärung<br />

der Investitionstätigkeit ableiten lassen, erscheint<br />

es ratsam, den Jahresüberschuß so zu korrigieren,

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