Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Drucksache 14/73 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode<br />
Bestimmend für diese Entwicklung war das weiterhin<br />
bestehende Überangebot an Büro- und Einzelhandelsflächen,<br />
außerdem machte sich das Auslaufen der Sonderabschreibungen<br />
seit dem Vorjahr deutlich bemerkbar.<br />
Gestützt wurden die gewerblichen Bauinvestitionen in<br />
Ost- und Westdeutschland von den Verkehrsinfrastrukturinvestitionen,<br />
die in zunehmendem Maße im Rahmen<br />
von Modellen der privaten Vorfinanzierung und von<br />
Betreibermodellen stattfinden. Hinzu kommen belebende<br />
Impulse von dem Investitionsprogramm der Deutschen<br />
Bahn AG, die bis in das Jahr 2001 hinein in den Ausund<br />
Neubau ihres Schienennetzes investieren will.<br />
95. Im westdeutschen Wohnungsbau setzte sich die<br />
unterschiedliche Entwicklung von Mietwohnungsbau<br />
und Eigenheimbau fort, insgesamt schrumpften die Investitionen<br />
um 1¾ vH. Die Genehmigungen für den Bau<br />
von Mehrfamilienhäusern sind bereits seit einigen Jahren<br />
stark rückläufig, im ersten Halbjahr <strong>1<strong>99</strong>8</strong> gingen die Genehmigungen<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um<br />
knapp 11 vH <strong>zur</strong>ück. Dies wurde in besonderem Maße<br />
durch die Verminderung im Mietwohnungsbau, aber<br />
auch beim Bau von Eigentumswohnungen, verursacht.<br />
Die sinkenden Renditeerwartungen der Investoren führten<br />
dazu, daß der Geschoßwohnungsbau auch in diesem<br />
Jahr weiter abnahm. Vor allem das Interesse der Privaten,<br />
Wohngebäude als Anlageobjekte zu halten,<br />
schwächte sich ab, da der Aktienmarkt in der Hausse-<br />
Periode attraktivere Anlagemöglichkeiten bot. Hinzu<br />
kam, daß die aufgrund des Überangebots <strong>zur</strong>ückgehenden<br />
Neubaumieten und die Erwartung schlechterer steuerlicher<br />
Regelungen potentielle Investoren davon abhielten,<br />
in den Wohnungsbau zu investieren. Insgesamt<br />
gingen die Baugenehmigungen im Mietwohnungsbau in<br />
diesem Jahr weiter <strong>zur</strong>ück.<br />
Eine deutlich andere Entwicklung zeigte sich dagegen im<br />
Eigenheimbau. Ausschlaggebend für eine anhaltende<br />
Aufwärtsbewegung waren die weiterhin niedrigen Hypothekenzinsen<br />
und die gesunkenen Bau- und Grundstückspreise.<br />
Die Anzahl der genehmigten Wohnungen<br />
im Ein- und Zweifamilienhausbau übertraf im ersten<br />
Halbjahr <strong>1<strong>99</strong>8</strong> das Vorjahresergebnis um knapp 13 vH.<br />
Daß sich die Nachfrage im Eigenheimbau verstärkt hat,<br />
dürfte mehrere Gründe haben: Maßgeblich hierfür sind<br />
die staatlichen Förderungsprogramme, insbesondere die<br />
zum 1. Januar 1<strong>99</strong>6 veränderte Förderung selbstgenutzten<br />
Wohneigentums. Des weiteren hat möglicherweise<br />
auch die Tatsache eine Rolle gespielt, daß die geburtenstarken<br />
Jahrgänge in die Phase der Familiengründung<br />
treten und damit häufig der Wechsel aus der Mietwohnung<br />
in das eigene Haus angestrebt wird. Weiterhin gingen<br />
vom Um- und Ausbau bestehender Gebäude, also<br />
des Wohnungsbestands, stabilisierende Impulse auf die<br />
Baunachfrage aus. Die Baumaßnahmen im Bereich Sanierung<br />
und Modernisierung erreichten in etwa die Größenordnung<br />
des vorherigen Jahres.<br />
96. Die ostdeutschen Wohnungsbauinvestitionen sind<br />
nach einem geringen Rückgang im Vorjahr (–0,1 vH) in<br />
diesem Jahr deutlich gesunken (–9½ vH). Ursächlich für<br />
die Entwicklung war vor allem die Verringerung der<br />
steuerlichen Anreize im Neubau von Mehrfamilienhäusern.<br />
Eigentlich sollten die steuerlichen Vergünstigungen<br />
60<br />
für Neubaumaßnahmen nur bis zum Jahresende 1<strong>99</strong>6<br />
gelten; die Baunachfrage im Jahre 1<strong>99</strong>7 wäre dann – die<br />
Baugenehmigungen nahmen bereits im Laufe des Jahres<br />
1<strong>99</strong>6 ab – weitaus schwächer ausgefallen. Im Zuge<br />
von Ermessensspielräumen der zuständigen Finanzämter<br />
wurde aber die Fristeinhaltung gelockert, die Anzahl der<br />
Baufertigstellungen legte trotz der sich abzeichnenden<br />
Probleme bei Verkauf und Vermietung von Wohnungen<br />
im Vergleich zum Jahre 1<strong>99</strong>6 noch einmal kräftig zu.<br />
Der Rückgang bei den Bauanträgen, der sich im Jahre<br />
1<strong>99</strong>7 einstellte, setzte sich im Jahre <strong>1<strong>99</strong>8</strong> beschleunigt<br />
fort. Der bereits existierende Angebotsüberhang und der<br />
dadurch entstandene Druck auf die Neubaumieten verminderte<br />
die Investitionsbereitschaft weiter; die Anzahl<br />
der Genehmigungen bei den Mehrfamilienhäusern reduzierte<br />
sich im ersten Halbjahr <strong>1<strong>99</strong>8</strong> um fast 58 vH.<br />
Im Vergleich zu Westdeutschland haben sich auch die<br />
Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser,<br />
deren rückläufige Entwicklung sich seit Mitte 1<strong>99</strong>7 angekündigt<br />
hatte, trotz eines weiterhin bestehenden Nachholbedarfs<br />
in Ostdeutschland vermindert, im ersten<br />
Halbjahr <strong>1<strong>99</strong>8</strong> lag die Anzahl der Genehmigungen um<br />
knapp 11 vH unter dem Vorjahresniveau. Dies war in erster<br />
Linie auf den Wegfall von Investitionen <strong>zur</strong>ückzuführen,<br />
die vor allem aus Steuergründen motiviert waren.<br />
Der momentane Nachfragerückgang ist aber als vorübergehend<br />
einzustufen, ein Nachholbedarf ist nach wie vor<br />
vorhanden, so daß sich die Entwicklung in Ostdeutschland<br />
– auch durch eine weiterhin bestehende steuerliche<br />
Förderung – mittelfristig an die in Westdeutschland angleichen<br />
dürfte. Wie im früheren Bundesgebiet werden<br />
die Wohnungsbauinvestitionen gestützt durch die wiederum<br />
hohen Bauleistungen im Wohnungsbestand. Nach<br />
wie vor gibt es einen hohen Bedarf an Modernisierung<br />
und Sanierung bestehender Wohnbauten.<br />
97. Im öffentlichen Bau gingen die Investitionen in<br />
Deutschland im Jahre <strong>1<strong>99</strong>8</strong> um 3¾ vH erneut <strong>zur</strong>ück. Im<br />
Vergleich zum Vorjahr war dieser Rückgang aber doch<br />
merklich geringer. Dies hatte verschiedene Gründe: Zum<br />
einen wurde zwar eine strikte Konsolidierungspolitik der<br />
Haushalte der Gebietskörperschaften fortgesetzt; Bund,<br />
Länder und Gemeinden konnten aber angesichts des<br />
mittlerweile angestauten Nachholbedarfs und des niedrigen<br />
Investitionsniveaus ihre Bautätigkeit nicht weiter im<br />
bisherigen Umfang drosseln. Der Bund hatte in seiner<br />
mittelfristigen Finanzplanung bereits für dieses Jahr höhere<br />
Ansätze für Baumaßnahmen frühzeitig festgelegt,<br />
auch im Hinblick auf den Regierungsumzug nach Berlin.<br />
Zum anderen sind im Jahre 1<strong>99</strong>7 verstärkt Grundstücksverkäufe<br />
des Staates an den Unternehmenssektor vorgenommen<br />
worden. Da solche Transaktionen nach den<br />
Konventionen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />
den Bauinvestitionen zugerechnet werden, beeinflussen<br />
sie das statistische Bild der Konjunktur im gewerblichen<br />
und im öffentlichen Bau (Ziffer 184). Die<br />
gewerblichen Bauinvestitionen werden in den amtlichen<br />
Daten für das Jahr 1<strong>99</strong>7 höher, die öffentlichen Bauinvestitionen<br />
hingegen niedriger ausgewiesen als ohne diese<br />
Transaktionen. Aufgrund dieser Tatsache ist ein Vergleich<br />
der Veränderungsraten des Jahres <strong>1<strong>99</strong>8</strong> mit denen<br />
des Jahres 1<strong>99</strong>7 nicht frei von Verzerrungen.