Jahresgutachten 1998/99 - Sachverständigenrat zur Begutachtung ...
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Drucksache 14/73 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode<br />
69. Die Regierung des Vereinigten Königreichs will<br />
die Umsetzung der beschäftigungspolitischen Leitlinien,<br />
außer durch die Unterstützung bei der Arbeitsuche, vorrangig<br />
dadurch erreichen, daß mittels anreizkompatibler<br />
Beschäftigungsmaßnahmen und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
die Arbeitslosigkeit bekämpft wird.<br />
Im nationalen beschäftigungspolitischen Aktionsplan für das<br />
Vereinigte Königreich wird auf die kürzlich in Kraft getretenen<br />
Arbeitsmarktprogramme verwiesen. Es wird für alle Zielgruppen<br />
zunächst auf eine intensive personelle Betreuung, insbesondere<br />
bei der Arbeitsuche, und ein kurzes Training gesetzt,<br />
um eine Einstellung zu erleichtern. Alle Arbeitslosen müssen<br />
an einem Beratungsgespräch teilnehmen, bei dem ein Plan <strong>zur</strong><br />
Arbeitsuche aufgestellt wird; ist dies nicht erfolgreich, werden<br />
weitere Beratungsgespräche durchgeführt. Im Rahmen der<br />
aktiven Arbeitsmarktpolitik sind folgende Maßnahmen vorgesehen:<br />
– Für die Beschäftigung Arbeitsloser erhält ein Arbeitgeber<br />
bis zu sechs Monate lang finanzielle Unterstützung durch<br />
den Staat; diese beläuft sich auf 60 £ pro Woche für die Einstellung<br />
von Arbeitslosen unter 25 Jahren, die bis dahin wenigstens<br />
sechs Monate arbeitslos gewesen sind, und für die<br />
Einstellung von Personen, die seit 18 Monaten arbeitslos<br />
gewesen sind; Unternehmen erhalten 75 £ pro Woche, wenn<br />
sie Arbeitsuchende über 25 Jahre einstellen, die zwei Jahre<br />
oder länger arbeitslos gewesen sind. Darüber hinaus gibt es<br />
Programme, die speziell auf Langzeitarbeitslose im Alter<br />
über 50 Jahre zugeschnitten sind.<br />
– Für Personen mit geringer Qualifikation wird bis zu einem<br />
Jahr lang die Möglichkeit <strong>zur</strong> Weiterbildung eröffnet.<br />
– Schließlich gibt es die Möglichkeit, eine Beschäftigung im<br />
sozialen Bereich oder im Umweltbereich aufzunehmen.<br />
Bei allen Maßnahmen ist mindestens ein Tag pro Woche <strong>zur</strong><br />
Weiterbildung vorgesehen. Wenn die Arbeitslosen nicht eine<br />
der genannten Optionen wahrnehmen, erhalten sie Unterstützungszahlungen<br />
nicht in vollem Umfang.<br />
Des weiteren sieht der Aktionsplan unter Einbeziehung der<br />
Sozialpartner verschiedene Maßnahmen vor, um Qualifizierung<br />
und insbesondere lebenslanges Lernen zu fördern.<br />
Diese zielen beispielsweise auf die Aneignung grundlegender<br />
Schreib- und Rechenkenntnisse, berufsbegleitende Qualifizierung<br />
und Weiterqualifizierung, die Ausweitung berufsbezogener<br />
Lehrinhalte sowie eine Verbesserung der Qualität des<br />
Bildungssystems ab.<br />
Insgesamt ist die tatsächlich umgesetzte Arbeitsmarktpolitik<br />
im Vereinigten Königreich schwerpunktmäßig<br />
auf die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit durch<br />
Qualifizierung für den ersten Arbeitsmarkt gerichtet, bei<br />
gleichzeitig hohen Anreizen <strong>zur</strong> Arbeitsaufnahme. Auf<br />
die Möglichkeit öffentlicher Beschäftigung im Rahmen<br />
großangelegter Arbeitsbeschaffungsprogramme wird<br />
weitgehend verzichtet; nur ein kleiner Anteil von Arbeitsuchenden<br />
ist mit gemeinnützigen Tätigkeiten betraut.<br />
Damit steht die Arbeitsmarktpolitik in Einklang mit den<br />
die Flexibilität des Arbeitsmarkts steigernden Reformmaßnahmen<br />
der Vergangenheit (JG 97 Ziffern 67 ff.).<br />
Nicht zu dieser Strategie paßt jedoch die Einführung<br />
eines Mindestlohns, die in diesem Jahr nach Konsultationen<br />
der Regierung mit Vertretern der Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer beschlossen wurde. Es ist geplant, den bei<br />
3,60 £ pro Stunde liegenden Mindestlohn – entspricht in<br />
etwa 55 vH des Medians der Stundenverdienste – im<br />
38<br />
April 1<strong>99</strong>9 verbindlich werden zu lassen. Allerdings soll<br />
für junge Arbeitnehmer im Alter bis zu 21 Jahren zunächst<br />
ein ermäßigter Satz von 3,00 £ pro Stunde gelten,<br />
ein Jahr später ist eine Erhöhung auf 3,20 £ pro Stunde<br />
vorgesehen.<br />
70. Bei der Umsetzung der beschäftigungspolitischen<br />
Leitlinien stehen in Frankreich in hohem Maße staatliche<br />
Programme im Vordergrund.<br />
Im beschäftigungspolitischen Aktionsplan werden folgende<br />
konkrete Maßnahmen <strong>zur</strong> Verminderung der Arbeitslosigkeit<br />
genannt:<br />
– Um die Beschäftigungschancen von Langzeitarbeitslosen<br />
und Beziehern von Unterstützungsleistungen zu erhöhen, ist<br />
zunächst vorgesehen, individuelle Aktionspläne aufzustellen.<br />
Diese umfassen unter anderem eine intensive personelle<br />
Betreuung der Arbeitsuchenden bei Bewerbungen, bei der<br />
Entwicklung von Karriereplänen und bei individuellen Trainingsmaßnahmen,<br />
wobei Personen mit weniger Initiative<br />
verstärkt betreut werden. Es wird eine subventionierte Tätigkeit<br />
im öffentlichen und privaten Sektor angeboten. Geringqualifizierte<br />
können für den Zeitraum von sechs Monaten<br />
bis zu zwei Jahren an Maßnahmen teilnehmen, die Arbeit<br />
und Qualifizierung kombinieren.<br />
– Für Jugendliche, die seit mindestens sechs Monaten arbeitslos<br />
sind und bislang an keiner Arbeitsmarktmaßnahme<br />
teilgenommen haben, werden folgende Alternativen aufgeführt:<br />
Die Sozialpartner (Unternehmen sowie lokale und regionale<br />
Instanzen) sollen vermehrt Maßnahmen ergreifen,<br />
um Jugendlichen Arbeitserfahrung zu verschaffen, unterstützt<br />
durch staatliche Subventionen. Es sollen 350 000 Arbeitsplätze<br />
in neuen Dienstleistungsbereichen innerhalb von<br />
drei Jahren geschaffen werden, wobei 20 vH der davon erfaßten<br />
Jugendlichen aus Problemregionen kommen sollen.<br />
Die Berufsausbildung wird unterstützt, und Unternehmensgründungen<br />
werden gefördert. Ferner gibt es ein 18monatiges<br />
Programm <strong>zur</strong> Förderung grundlegenden Wissens und<br />
beruflicher Fertigkeiten.<br />
Die Maßnahmen sollen sich in erster Linie an Geringqualifizierte<br />
wenden, individuell ausgerichtet sein, und der allmähliche<br />
Abbau von Unterstützungszahlungen soll die Anreize <strong>zur</strong><br />
Arbeitsaufnahme erhöhen. Um die Qualifikation zu verbessern,<br />
soll unter anderem in Problemregionen das Bildungsbudget<br />
ausgeweitet werden, schwache Schüler sollen besondere Unterstützung<br />
erfahren, und die Möglichkeit der schrittweisen<br />
Ablegung von Prüfungen soll die Qualifizierung vereinfachen.<br />
Der Übergang von der Schule in den Beruf soll vor allem<br />
dadurch verbessert werden, daß Lehrinhalte stärker praxisorientiert<br />
ausgerichtet werden.<br />
Diese beschäftigungspolitische Konzeption ist Teil des<br />
von der Regierung im Jahre 1<strong>99</strong>7 verkündeten Programms.<br />
Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen im<br />
öffentlichen Sektor wurde auf eine Erhöhung des Mindestlohns<br />
und eine Verkürzung der Arbeitszeit gesetzt.<br />
So wurde der Regierungskonzeption entsprechend <strong>zur</strong><br />
Erhöhung der Kaufkraft der gesetzliche indexierte Mindestlohn<br />
im Jahre 1<strong>99</strong>7 – er beläuft sich auf etwa 55 vH<br />
des Durchschnittseinkommens – mit 4 vH um mehr als<br />
um den gesetzlich vorgeschriebenen Inflationsausgleich<br />
angehoben. Weiterhin wurde im Mai dieses Jahres durch<br />
Gesetz die Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem<br />
Lohnausgleich für private Unternehmen ab der<br />
Jahrtausendwende vorgesehen, wobei Unternehmen mit<br />
weniger als 20 Beschäftigten eine Fristverlängerung um