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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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auch nur zu erkennen, ob man mit einer ›Puppe‹ spricht oder mit seinem<br />

eigenen Spiegelbild. Die Bewegungen der Roboter werden außerdem<br />

durch ihre ›Nabelschnüre‹ – sichtbare Kordel – eingeschränkt. Das Wahrnehmungschaos<br />

verstärkt sich noch durch gelegentliche Unfälle, ein<br />

Roboter verheddert sich z.B. in seiner Nabelschnur und fällt um, oder das<br />

ganze System bricht zusammen. 6<br />

In JCJ-Junkman setzt Feingold die Beschäftigung mit diesen Themen<br />

fort. Wie bereits erwähnt, gibt es zu der Arbeit keine Bedienungsanleitung,<br />

und sie hat weder Anfang noch Ende. Die Bilder erscheinen<br />

unvorhersehbar und zufällig auf dem Bildschirm. Für die meisten der<br />

potentiellen Benutzer ist eine CD-ROM entweder eine elektronische<br />

Enzyklopädie oder ein Computerspiel. Dieser Erwartungshorizont wird<br />

bewußt und vollkommen enttäuscht, und der Benutzer wird dazu<br />

gedrängt, seine Beziehung zu diesem Medium zu überdenken (die andere<br />

Möglichkeit wäre, die CD-ROM als Frisbee zu benutzen). Feingold handelt<br />

Interaktion in ›Echtzeit‹ ab, indem er die Bilder so sehr beschleunigt,<br />

daß das Interagieren nahezu unmöglich wird (normalerweise werden<br />

Computersysteme ja wegen ihrer Langsamkeit kritisiert!). Das Ergebnis<br />

ist in der Tat eine Art Interaktion in Surrealzeit! Gleichzeitig wird die Idee<br />

des ›Dialogs mit Multimedia‹ und der ›intelligenten Agenten‹ ad absurdum<br />

geführt – es gibt zwar einen Partner oder ›Agenten‹ auf dem Bildschirm,<br />

aber eher als verzerrte Spiegelung der eigenen (mediatisierten)<br />

Subjektivität des Benutzers. Indem Feingold dem kommunikativen Akt<br />

Lärm (im kybernetischen Sinn des Wortes) hinzufügt, zerstört er die<br />

Konventionen von Kommunikation – nicht um Anarchie zu erzeugen,<br />

sondern um die vorherrschenden Meinungen (ob naiv oder kalkuliert)<br />

6. Mit seiner eigenen Charakterisierung der Arbeit trifft Feingold ins Schwarze: ›Ein virtueller<br />

Maskenball, ein MOO mit Spiegeln, ein Puppentheater mit Fernbedienung, eine<br />

Welt von »waldos«, eine dieser unerträglichen Höllen, oder der Beginn einer neuen Art<br />

öffentlicher Räume …‹ (›Notes on recent works.‹ – http://www2.sva.edu/ken/).<br />

159<br />

artintact 3

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