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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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XII<br />

Auf den Dachböden von Häusern in der ganzen Welt, ganz hinten in den Schränken,<br />

ganz unten in den Schubladen liegen Zeugnisse des Lebens so vieler vergessener Frauen.<br />

Sammelalben, Bücher, die sich aus den Fragmenten des Lebens zusammensetzen, […] vielschichtige<br />

Aufzeichnungen von Lebenserfahrungen.<br />

Dies sind die ersten Sätze aus einem Manuskript über ›Sammelalben‹<br />

von Georgen Gilliam, deren besonderes Interesse persönlichen Alben<br />

von Frauen gilt, die flüchtige Andenken aus ihrem Leben enthalten:<br />

›Briefe, Fotografien, Zeitungsausschnitte, Einladungen, Haarlocken,<br />

Ballkarten.‹ 15 Solche Alben – Dokumente und Objekte, die als Beweisstücke<br />

eigener Erfahrungen und Beziehungen gesammelt wurden –<br />

enthalten meist nur wenig geschriebenen Text. Wenn sie, gelegentlich,<br />

anderen gezeigt werden, dann zumeist in einer privaten, intimen Atmosphäre.<br />

Dabei wird die Bedeutung der Objekte und Dokumente erläutert,<br />

auch dann, wenn Alben bereits mit kurzen schriftlichen Erklärungen versehen<br />

sind. Gilliam zitiert viele neuere Studien zu diesem Thema, häufig<br />

aus feministischer Sicht, die betonen, daß diese besondere weibliche Ausdrucksform<br />

von historischen und literarischen Studien ignoriert wird,<br />

daß genderspezifische Unterschiede bei Selbstdarstellungen nicht gesehen<br />

werden. Vergleicht man sie mit Autobiografien, der beliebtesten<br />

Form männlicher Selbstdarstellung, so zeigt sich, daß die Alben der<br />

Frauen ›wenig Eigenfokussierung‹ aufweisen. Gilliam verweist mehrmals<br />

auf die traditionell weibliche Kunst des Herstellens von Quilts, Decken<br />

›aus Stoffstücken, Fetzen und Teilen von Kleidungsstücken, aus denen<br />

die Familienmitglieder herausgewachsen sind‹, und zieht eine Parallele<br />

zur Art und Weise, wie die Sammelalben (und autobiografische Schriften<br />

von Frauen im allgemeinen) komponiert sind. 16 Wir können sogar noch<br />

15. Georgen Gilliam: ›Scrapbooks.‹ – .<br />

16. Gilliam bezieht sich hier auf Ilene Alexander, Mary Johnson und Marilyn Motz, siehe<br />

auch: . Eine ähnliche Argu-<br />

343<br />

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