02.02.2013 Aufrufe

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ten, als die Beute, die man nach Hause brachte, verkauft, aufbewahrt oder<br />

ausgestellt wurde in den Schatzkammern von Tempeln und Palästen, in<br />

den privaten Wunderkammern oder staatlichen Museen. Ein Akt, der sowohl<br />

von Geringschätzung als auch von Interesse für das Unbekannte<br />

und Fremde zeugt. Diese Haßliebe wurde über den Tourismus in unsere<br />

Zeit übertragen durch die als Massenware produzierten Darstellungen<br />

des Authentischen, die an die angeblichen Erwartungen der Touristen angepaßt<br />

werden. Statt Artefakte werden nun kulturelle Werte geplündert,<br />

die bereits verschwundene oder in Auflösung befindliche Ausdrucksund<br />

Lebensformen imitieren.<br />

III<br />

Manche Objekte sind nicht typisch für eine bestimmte Region oder<br />

ein bestimmtes Land, aber strahlen eine gewisse Sehnsucht oder Nostalgie<br />

nach lange vergangenen Zeiten aus, oder nach Orten, die es nie<br />

gegeben hat. Miniaturbauernhäuser, kleine Modelle unbestimmter<br />

Fischerboote, Glaskugeln, mit oder ohne Schneeflocken, die winzige<br />

Landschaften zeigen. Es gab schon immer eine Industrie, die das herstellt,<br />

was im Englischen als tat bezeichnet wird. John Windsor gibt eine Definition<br />

für das, was damit repräsentiert wird: ›Nicht wie die Vergangenheit<br />

wirklich war, sondern wie Kunden sich gerne vorstellen, daß sie gewesen<br />

sei‹, mit anderen Worten: ›unser heutiges Bild des Gestern.‹ 3 Schlechter<br />

Geschmack und Klischees, Kitsch und Tand – die Intellektuellen werden<br />

davon absehen, solche verabscheuungswürdigen Dinge zu erstehen, obwohl<br />

sich in ihrem Innern vielleicht etwas von der Offenheit eines Kindes<br />

bewahrt hat, das sich von solchen tabuisierten Dingen stark angezogen<br />

fühlt. Eine Erklärung für die Herkunft des Wortes ›Kitsch‹ ist, daß es von<br />

3. John Windsor: ›Identity Parades.‹ – Cultures of Collecting, Hg. John Elsner und Roger<br />

Cardinal, London: Reaktion Books, 1994, S. 55. [tat bezeichnet eine Handarbeit: ›Frivolitätenarbeit‹,<br />

mit einem Schiffchen hergestellte Knüpfspitze (veraltet). Anm. d. Ü.]<br />

333<br />

artintact 5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!