02.02.2013 Aufrufe

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

artintact 3<br />

166<br />

Einige Jahre später, und ich gehe zum ersten Mal durch das Zentrum<br />

von New Orleans. Plötzlich stehe ich vor einer Ruine. Neonröhren fehlen<br />

oder sind zerbrochen, das Wasser wurde schon vor Jahren abgestellt,<br />

die Mauern sind rissig, der Putz blättert ab – ein merkwürdiges Bild der<br />

›witzigen‹ Konstruktion, deren Stahlrahmenkonstruktionen ursprünglich<br />

mit Stein verblendet waren und wo sich nun durch die Auswirkungen<br />

von Zeit und Vandalismus das eine vom anderen trennt. Die Piazza d’Italia<br />

braucht – nicht mehr als anderthalb Jahrzehnte nach ihrer Fertigstellung<br />

– keine Leiche mehr, um dem Schauplatz eines Verbrechens zu ähneln.<br />

Der Diskurs über zeitgenössische Architektur endet zu oft am Tage<br />

der Einweihung. Vielleicht sollte er seine Paradestücke wieder einmal<br />

aufsuchen und sehen, wie sie sich ihrer Umgebung, ihren Bewohnern und<br />

unerwarteten Nutzungen anpassen – und selbst ihrem ungerechten,<br />

ihrem schändlichen Schicksal. 4<br />

Weitere Jahre vergehen und ich bin wieder in New Orleans. Ich<br />

schaue mir den Prototyp von Perry Hobermans The Sub-Division of the<br />

Electric Light (Die Unterteilung des elektrischen Lichts) an. Ich bin aus<br />

Los Angeles gekommen, Hoberman aus New York – diese seltsame Triangulation,<br />

die Messe, Konferenz und Vortragsreihe auf die Geographie<br />

ausüben, hat uns im Schatten der Piazza d’Italia zusammengeführt. Es<br />

mag zwar Hobermans erstes Projekt speziell für CD-ROM sein, aber es<br />

steht in der Tradition seiner langjährigen und leidenschaftlichen Bemühungen,<br />

die Verknüpfungen von Technologie, Bildern und Nostalgie<br />

sichtbar zu machen. Hier, im Kontext der Piazza, läßt der Bildschirm die<br />

Landschaft der Bilder plötzlich als Ruine erscheinen.<br />

Klick. Uralte Projektoren surren in einer diffusen, phosphor-erleuchteten<br />

Leere. Klick, und die Projektoren erfüllen ihre Bestimmung; sie<br />

4. Besonders informativ ist Stewart Brand bezüglich dieser Nachlässigkeit des Architekturdiskurses<br />

in How Buildings Learn: What Happens After They’re Built. New<br />

York: Viking, 1994.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!