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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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erreichen, sondern darum, fortwährend nach dieser Erfüllung zu streben.<br />

Wir haben übrigens nicht das Bedürfnis, ein Objekt zu berühren, das wir<br />

noch nie gesehen haben. Sehen wir etwas zum ersten Mal, werden die<br />

Indizes von Objekten, die wir bereits gesehen haben, aus unserem<br />

Gedächtnis abgerufen und befragt. Wir stellen uns vor, was wir fühlten,<br />

wenn wir es berührten. Es ist ein Gefühl, das noch nicht in Worte übersetzt<br />

werden kann; Erinnerungen werden von der zellulären Ebene, tief<br />

im Innern unseres Körpers, aufgerufen und untersucht. Handelt es sich<br />

um ein Objekt, das man lediglich betrachten kann, wie ein Plakat oder ein<br />

Video, brauchen wir uns keine Sorgen darüber zu machen, daß es in unseren<br />

Wirklichkeitsbereich eindringen könnte. Es besteht keine Notwendigkeit,<br />

sich eingehender damit zu befassen. Die Dinge werden erst kompliziert,<br />

wenn das Objekt nach Interaktion verlangt und uns dazu zwingt,<br />

es direkt zu berühren.<br />

Erfolgt nach einiger Überlegung die Berührung, verschwindet es<br />

plötzlich als Objekt visueller Wahrnehmung, der Abstand zu dem Objekt<br />

reduziert sich auf Null. Es kommt zu einem Zustand, in dem das Objekt<br />

und ein Teil unseres Körpers miteinander verschmelzen. Ein solcher Akt<br />

bedarf einer Nähe, die es erlaubt, das Objekt aufzunehmen, zu einer<br />

Einheit mit ihm zu werden. In letzter Konsequenz führt das zum ›Verlust<br />

des Sehens‹. Man wäre blind. Das ist ist die eigentliche Bedeutung des<br />

Berührens.<br />

Der Akt des Berührens beinhaltet das Schaffen eines Drucks, der auf<br />

den Körper gerichtet ist, mit der Hautoberfläche als Kontaktpunkt. Auf<br />

diese Weise wird das Objekt wahrgenommen: nicht auf der Hautoberfläche,<br />

sondern als Veränderung des Drucks in unserem Körper. ›Ein<br />

Objekt mit der Hand ergreifen‹ heißt, ein korrespondierendes Spiegelbild<br />

des Objekts zu entwerfen; das ist taktile Wahrnehmung. Wenn wir durch<br />

Berührung zu Wissen gelangen, ist das, als untersuchten wir das Innere<br />

unseres Körpers. Was wir für etwas Äußerliches, für ein taktil wahr-

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