02.02.2013 Aufrufe

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

artintact 4<br />

244<br />

von Pornografie und sexueller Perversion andererseits. Zynisch könnte<br />

man sagen, daß das perfekte Westeuropa in sein makelloses Bild das unvollkommene<br />

ehemalige Osteuropa aufnehmen muß.<br />

2. Sozialistische Gesellschaften funktionierten aufgrund einer<br />

schmerzhaften Zuflucht zu einem psychotischen Diskurs, mit dem<br />

versucht wurde, die Nebeneffekte relevanter Interpretationen und<br />

Produktionen zu neutralisieren: Verstecken, Maskieren, das Neuschreiben<br />

von Geschichte. Gegenwärtige politische und soziale Veränderungen<br />

repräsentieren eher den Wunsch nach Übernahme und Wiederaneignung<br />

von Geschichte als eine Sehnsucht nach der Vergangenheit. Und zwar<br />

nicht als Mittel, wieder von der Geschichte des Kommunismus – mit all<br />

ihren Deformationen – Besitz zu ergreifen, sondern um sich der blinden<br />

Vergeltung, dem Nationalismus und Rassismus zu verweigern, der aus<br />

den ›Ruinen des Krieges‹ entstehen kann und entsteht. Video ist auch das<br />

Auge der Geschichte.<br />

Das Videoband Three Sisters (Grzˇinić & Sˇ mid, 1992) zeigt eine andere<br />

Art der Visualisierung des klassischen Stücks Drei Schwestern von Anton<br />

P. Čechov – und bezieht sich auf einen völlig veränderten politischen und<br />

künstlerischen Kontext. Es kann auch als Versuch verstanden werden,<br />

über den Zerfall des Kommunismus zu sprechen, über Rassismus, Nationalismus<br />

und über die neue politische Maschinerie von Markt und Kapitalismus.<br />

So enthält das Video beispielsweise das Remake einer berühmten<br />

Benetton-Werbung. Es beschäftigt sich auch mit der Beziehung<br />

Čechov–Eisenstein (bezugnehmend auf Panzerkreuzer Potemkin von<br />

1925) und der Beziehung Čechov–Brian De Palma (bezugnehmend auf<br />

den Film The Untouchables – Die Unbestechlichen von 1987). Das Video<br />

wirkt wie eine virtuelle Explosion des ›rotierenden Hakenkreuzes‹; Splitter<br />

dieser Explosion führen uns zu den Eingeweiden der postkommunistischen<br />

Bedingungen, die nicht nur mit ›Blut und Schlamm‹ gesättigt<br />

sind, mit Kadavern und Monstern, sondern auch mit überaus haarsträubenden<br />

Utopien, Visionen, Strategien, dem Bewußtsein der Apokalypse<br />

und des Selbst am Ende des Jahrtausends.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!