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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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Flora petrinsularis war zunächst eine Installation6 und konnte im Alkoven<br />

eines Zimmers betrachtet werden. Der Vorgang des Blätterns durch den<br />

Besucher im Buch (einem einfachen, realen Ordner) wird von einer Kamera<br />

aufgenommen und auf dem Bildschirm eines Computers aus dem<br />

Blickwinkel des Betrachters wiedergegeben. Der Ordner liegt zwischen<br />

Betrachter und Maschine, in einem beiden zugehörigen Raum, der den<br />

Zugriff auf das ›Buch‹, sein Double und seine Ausdehnung im numerischen<br />

Gedächtnis, ermöglicht.<br />

In dieser Version also bedeutet die Verwendung eines klassischen Buches<br />

ein Manifest, oder einfacher gesagt, einen Übergangsmodus, einen in<br />

unserer Kultur gebräuchlichen Zugang zur Information. Die Typografie<br />

des Textes mit seinen Zitaten und der getrockneten Pflanzensammlung<br />

hat die Aufgabe, die einzigartige stoffliche Präsenz erfahrbar zu machen.<br />

Und der Akt des ›Umblätterns‹ kann in diesem Falle wörtlich genommen<br />

werden.<br />

Als Teil des automatischen Wiedererkennungsprozesses offenbart das<br />

Buch eine Eigenschaft, die im allgemeinen vernachlässigt wird: der intermediäre<br />

Zustand des ›Zwischen-den-Seiten-Stehens‹, bei dem die Seite<br />

weder geöffnet noch geschlossen ist. Dieser vom Computer als ›Fehler‹ interpretierte<br />

Zustand ergab einen dritten, sich aus der zentralen Dialektik<br />

der Flora petrinsularis entwickelnden: zwischen der direkten, zwar gelungenen<br />

aber eingeschränkten Beziehung der Welt der gepreßten Pflanzen<br />

und der imaginären Rekonstruktion von Erinnerungsszenen, die immer<br />

wieder unterbrochen werden, in der Schwebe sind und sich verschieben,<br />

zwischen diesen beiden Typen von Fetisch also, beiden von Rousseau<br />

6. Zuerst gezeigt im November 1993 zur Multimediale 3, Karlsruhe, dann in Saint-Gervais,<br />

Genf, im Mai 1994.<br />

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artintact 1

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