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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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Doch auf welchem Stand ist die CD-ROM? Wie weit ist die schöne<br />

Aussage von Benjamin, ›wenn in der Lithographie virtuell die illustrierte<br />

Zeitung verborgen war, so in der Photographie der Tonfilm‹, 9 weiter gediehen?<br />

Haben wir es mit einem Bastard zu tun, so wie das Fernsehen einer<br />

ist, oder stehen wir ausgehend von Gutenberg, Senefelder und Daguerre<br />

vor dem Ergebnis der durch geschicktes Kreuzen erreichten<br />

idealen Medienzüchtung? Es existiert ein künstlerischer Film, kaum ein<br />

Fernsehen, wird eine künstlerische CD-ROM existieren?<br />

Die Frage kann mit Ja beantwortet werden, auch wenn die Beweislage<br />

noch etwas dürftig ausfällt. Denn selbst die Beiträge auf den artintact CD-<br />

ROMs behandeln jeweils nur Teilaspekte. Sie bedienen sich dieses Trägers,<br />

wurden aber adaptiert aus Installationen, um so auch für ein größeres<br />

Publikum sichtbar zu werden. Dies geschah so geschickt, daß der Benutzer<br />

es nicht bemerkt und selbst jener, der darum weiß, es schnell vergißt.<br />

Wenn wir uns durch den Wald von Tamás Waliczky bewegen, brauchen<br />

wir nicht die riesige Flugsimulatorplattform, das Blättern in einem realen<br />

Buch bei Flora petrinsularis von Jean-Louis Boissier (artintact 1) wird<br />

durch die Bewegung der Maus ersetzt, ohne daß die Arbeit an Intensität<br />

verliert. Die Kommunikation mit dem hinterhältig freundlichen Mädchen<br />

Luc Courchesnes ist vielleicht alleine am Computer sogar angenehmer<br />

als in einer Ausstellungssituation.<br />

Obwohl artintact ein Dokumentationsmedium ist, beweist sie ihre<br />

eigenständige Wirkungskraft, die sogar eine Überlegenheit andeutet.<br />

Denn dieselben Werke legen dem Benutzer in ihrer Ausführung als<br />

deren Bedeutung nicht zum wenigsten darauf beruht, daß sie eine Anzahl von neuen<br />

Wissenschaften oder doch von neuen Daten der Wissenschaft integriert. Sie beansprucht<br />

die Anatomie und die Perspektive, die Mathematik, die Meteorologie und die<br />

Farbenlehre‹. (a.a.O., S. 35.) Empfohlen sei zudem der Aufsatz ›Der Weg zur Welt im<br />

Kopf. Eine Kunstgeschichte der Medien – fast-forward‹ von Beat Wyss im Katalog<br />

RAM. Realität – Anspruch – Medien, S. 15–36, Auslieferung Buchhandlung Walther<br />

König, Köln 1995.<br />

9 Walter Benjamin, a.a.O., S. 11<br />

77<br />

artintact 2

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