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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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Beyond Pages (1995), ein multimediales virtuelles Buch gewissermaßen,<br />

dessen Urversion sich in der Sammlung des ZKM-Medienmuseums<br />

befindet.<br />

Mit Beyond Pages verläßt Fujihata auch die traditionellen Genres<br />

Skulptur oder Malerei und bezieht den Raum, den realen wie den virtuellen,<br />

ganz direkt in seine ästhetischen Strategien mit ein. Der Benutzer der<br />

Installation findet eine Situation vor, die ihm zunächst sehr vertraut<br />

erscheint: Ein kleiner Raum mit Tisch und Stuhl, ein kleines, offenes<br />

Fenster an der Stirnseite, auf der auch die Projektionen einer Uhr und<br />

einer verschlossenen Tür zu sehen sind. Auf dem Tisch schließlich die<br />

Projektion eines Buches und ein realer Stift – ein vertrautes Arbeitsszenario<br />

also.<br />

Das Vertraute wird allerdings in Frage gestellt, wenn der Benutzer das<br />

projizierte Buch ›aufschlägt‹. Was zunächst in gewohnter Weise stiller<br />

Kontemplation sich öffnet, Buchstaben und Illustrationen, gerät in<br />

tönende Bewegung: Blätter rauschen, japanische Silbenzeichen werden<br />

hörbar, Bildobjekte können verändert werden, und schließlich greift der<br />

virtuelle Notationsgestus auf den realen Raum über. Das Berühren eines<br />

als Buchillustration projizierten Lichtschalters läßt die reale Schreibtischlampe<br />

aufleuchten und durch die Berührung des Bildes einer Türklinke<br />

›öffnet‹ sich die projizierte Tür, ein kleines japanisches Mädchen schaut<br />

den Besucher verschmitzt an, um dann blitzschnell wieder zu verschwinden.<br />

Die Irritation, die Fujihata dem Besucher von Beyond Pages zumutet<br />

und die erst einmal zum Schmunzeln und auch zu durchaus hörbarer<br />

Heiterkeit animiert, ist Teil einer listigen ästhetischen Strategie. Erkennt<br />

man doch sehr schnell, was hinter dem so harmlos vorgetragenen multimedialen<br />

Lesevergnügen steckt: Die Bilder und Buchstaben des virtuellen<br />

Buches sind nicht bloß semantische Versatzstücke einer literarischen<br />

Ein-Weg-Kommunikation, keine Ab-Bilder, sondern dem menschlichen<br />

Auge wohlgefällige Erscheinungsweisen eines Algorithmus, der auch zur<br />

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artintact 5

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